Immobilien: Krise im Hintergrund

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Daniel Bayer, Fingu: „Am Immobilienmarkt spielt sich derzeit ein schauriges Spektakel ab. Eingelullt durch die gleichzeitige Inflation und Zinsanstiege sind Investoren und Mieter dazu verdammt, eine regelrechte Krise im Zeitlupentempo zu erleben. Prof. Thomas Mayer, der ehemalige Chefvolkswirt der Deutschen Bank und heutige Denkfabrik-Leiter bei Flossbach von Storch, prophezeit nichts Gutes.
Der Hintergrund dieser Misere ist beinahe teuflisch. Ökonomische Kräfte entfalten ihre Wirkung und lassen keinen Bauherrn, Immobilienbesitzer oder Vorstand einer Immobiliengesellschaft unberührt. Die Auswirkungen dieser Zeitlupen-Krise werden spürbar sein – sowohl für den Bankensektor als auch für den Wohnungsmarkt.
Verknappung von Angeboten
Zudem wird es knapp auf dem Immobilienmarkt. Die EZB trägt durch ihre Zinserhöhungen zur Verteuerung bei, während Investoren aufgrund gestiegener Baupreise und deutlich erhöhter Finanzierungskosten gezwungen sind, ihre Aktivitäten zurückzufahren.
Eine Zeitlupen-Krise zeichnet sich ab, da die Finanzierungsprobleme zunächst zu einem Rückgang der Transaktionen und zu Bewertungsverlusten in den Bilanzen führen. Erst mit Verzögerung, beispielsweise wenn Immobilien zwangsverkauft werden müssen, schlagen sich die Auswirkungen auf die Preise nieder. Die Dramatik zeigt sich erst dann deutlich in den Marktpreisen.
Europas größter Wohnungsbaukonzern, Vonovia, hat bereits Immobilien im Wert von über einer Milliarde Euro verkauft, um Verluste abzufedern. Das Neubaugeschäft wurde für das Jahr 2023 komplett eingestellt.
Die Stille der Krise auf dem Immobilienmarkt hat sich bereits in eine laute Krise auf dem Aktienmarkt verwandelt. Seit Jahresbeginn haben europäische Immobilienaktien erhebliche Verluste erlitten. Vonovia (-23 Prozent) in Deutschland und Aroundtown (-53 Prozent) in Luxemburg sind nur zwei Beispiele dafür.
Die Banken im Baufinanzierungsgeschäft sehen sich mit einer
sinkenden Nachfrage und rückläufigen Gewinnmargen konfrontiert.“