Das Öl-Imperium

Geld & mehr
Daniel Bayer, Fingu: „Die Realität der Energiewende ist komplex. Während Europa seine Bemühungen verstärkt, klimaneutral zu werden, steigt weltweit die Produktion fossiler Energien weiter an. Die großen Mineralölkonzerne haben neue Märkte in Asien und Afrika entdeckt und reduzieren ihre Öko-Ambitionen zugunsten von höheren Renditen – Geld, das die Unternehmen brauchen, um neue Innovationen finanzieren zu können.
Shell, einer der größten Energiemultis, möchte grüner werden. Doch CEO Wael Sawan hat kürzlich das Tempo der Transformation gedrosselt. Seine klare Botschaft lautet: weniger erneuerbare Energien, mehr Öl und Gas. Und Shell ist kein Einzelfall. Weltweit schrauben Energiekonzerne ihre Öko-Pläne zurück und setzen verstärkt auf den Ausbau fossiler Energien. Der Grund dafür liegt im steigenden Bedarf an billiger Energie in Asien und Afrika sowie den steigenden Finanzierungskosten.
Produktion fossiler Energie nimmt weltweit zu
Die neuesten statistischen Daten des Energy Institute zeigen, dass die Produktion fossiler Energien weltweit zunimmt und der Verbrauch von fossilen Brennstoffen weltweit wächst. Multi-nationale Mineralölkonzerne werden weiterhin weltweit Profite mit Öl und Gas erzielen können. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Der Ölverbrauch der OECD-Staaten stieg im Jahr 2022 um 1,4 Millionen Barrel pro Tag, während er in den Nicht-OECD-Ländern um 1,5 Millionen Barrel pro Tag zunahm. Das größte Wachstum entfiel dabei auf Flugturbinenkraftstoffe wie Kerosin und Diesel.
Erdöl wird in der Zukunft weiterhin eine bedeutende Rolle spielen
BP-CEO Looney verteidigt die fossile Strategie, indem er betont, dass kurzfristig weitere Investitionen in das derzeitige Energiesystem notwendig sind, um den aktuellen Bedarf zu decken und einen geordneten Übergang zu ermöglichen. Der Energy Outlook 2023 von BP prognostiziert, dass Erdöl in den nächsten 15 bis 20 Jahren weiterhin eine wichtige Rolle spielen wird. Der Druck auf die Mineralölfirmen, sich zu verändern, ist schwach, und das ist nicht unbedingt schlimm – es ist vielmehr die Realität, mit der wir konfrontiert sind.“