Hamas hat einen Überraschungsangriff mit tausenden Raketen auf Israel gestartet
„Wir sind im Krieg“

„Bürger Israels, wir sind im Krieg“, beschrieb Ministerpräsident Benjamin Netanjahu gestern das Ausmaß der Angriffe. Bislang gab es hunderte Tote und Verletze.
Die militant-islamistische Hamas hat Israel mit einer beispiellosen Kombination aus Angriffen zu Land, zur Luft und zur See überrascht. Hamas-Kämpfer feuerten gestern Morgen vom Gazastreifen aus tausende Raketen auf Israel ab. Gleichzeitig drangen Hamas-Kämpfer über die stark gesicherte Grenze in israelische Gemeinden vor. Das israelische Militär beschoss daraufhin Ziele im Gazastreifen. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagte, das Land befinde sich im Krieg. Er ließ massenhaft Reservisten mobilisieren.
Israel bestätigte das Vordringen palästinensischer Kämpfer an mehreren Stellen über die Grenze zum Gazastreifen und forderte die Bewohner in Südisrael auf, in den Häusern zu bleiben. Das Militär berichtete von etwa 2500 Hamas-Raketen und Feuergefechten mit eingedrungenen Palästinensern. Die Angreifer seien unter anderem mit Gleitschirmen und über das Mittelmeer gekommen.
In sozialen Medien verbreitete Videos zeigten offenbar uniformierte Palästinenser in der israelischen Grenzstadt Sderot. Sechs Stunden nach Beginn der Angriffe gab es in verschiedenen Städten immer noch Feuergefechte zwischen Hamas-Kämpfern und dem Militär. Nach Angaben israelischer Rettungsdienste wurden hunderte Menschen getötet und Hunderte verletzt.
Netanjahu spricht von Krieg
Netanjahu sagte: „Wir sind im Krieg – keiner Operation, keiner Salve sondern im Krieg.“ Die Hamas werde für ihren Angriff einen höheren Preis zahlen als je zuvor. Das Militär sei angewiesen, die eingedrungen Hamas-Kämpfer zu vertreiben. Verteidigungsminister Joav Gallant sagte, der Angriff der Hamas sei ein schwerer Fehler. „Der Staat Israel wird diesen Krieg gewinnen“, versicherte er in einer Fernsehansprache.
In Israel heulten bis zum rund 80 Kilometer vom Gazastreifen entfernten Jerusalem die Alarmsirenen. Städte und Gemeinden im Süden des Landes wirkten verwaist. Das Militär sperrte Straßen.
Millionen Menschen suchten in bombensicheren Unterkünften Schutz. „Bei Raketen fühlen wir uns irgendwie sicherer, weil wir wissen, dass wir das Raketenabwehrsystem „Iron Dome“ und unsere Schutzräume haben. Aber zu wissen, dass Terroristen in den Gemeinden herumlaufen, ist eine andere Art von Angst“, sagte Mirjam Reijnen von der Freiwilligen Feuerwehr im Kibbuz Nahal Oz.
Israel hat entlang der Grenze zum Gazastreifen einen massiven Zaun errichtet, der Infiltrationen verhindern soll. Er verläuft auch tief unter der Erde und ist mit Kameras, Hightech-Sensoren und empfindlicher Abhörtechnik ausgestattet. Dass die Hamas die Sperren überwunden hat, ist für sie ein großer Erfolg. Der israelische Militärsprecher Richard Hecht sagte dazu nur, es sei eine gute Frage, wie die Hamas das geschafft habe.
Türkei und Ägypten
wollen vermitteln
Das Außenministerium in Kairo teilte mit, Ägypten bemühe sich intensiv um eine Beruhigung der Lage. In der Vergangenheit hatte Kairo immer wieder zwischen Israel und militanten Palästinenserfraktionen im Gazastreifen vermittelt. Der türkische Präsident Erdogan hat alle Seiten zur Zurückhaltung aufgerufen.