Imster Bluttat: Prozess gegen 20-Jährigen

Der Angeklagte wurde gestern von Polizisten vor den Richterstuhl geführt.  Fotos: APA, Faksimile: WANN & WO

Der Angeklagte wurde gestern von Polizisten vor den Richterstuhl geführt.  Fotos: APA, Faksimile: WANN & WO

Vor gut einem Jahr wurde ein 17-jähriger Lustenauer in Tirol erstochen. Der mutmaßliche Täter stand nun vor Gericht.

Nach einer tödlichen Messerstecherei unter Jugendlichen Mitte Mai des vergangenen Jahres in Imst hat sich gestern am Landesgericht Innsbruck ein 20-Jähriger wegen Mordes verantworten müssen. Er soll einem 17-jährigen Lustenauer bei einem Festival ein Messer in die Herzgegend gestochen haben. Der 20-Jährige bekannte sich zum inkriminierten Tötungsvorsatz „nicht schuldig“. Bei Redaktionsschluss gab es noch kein Urteil, es wurde für den späten Dienstagabend erwartet.

Messer vom Neffen

Laut Anklage soll es vor der Bluttat zu einer Schlägerei zwischen zwei Gruppen Jugendlicher gekommen sein, wobei der Angeklagte einer dieser Gruppen angehörte und das spätere Opfer der zweiten. Im Zuge der Auseinandersetzung habe er mit einem Messer auf den Lustenauer eingestochen, gestand der Angeklagte. Wie es dazu gekommen sei und wo er den 17-Jährigen getroffen habe, wisse er aber nicht mehr. „Ich wollte mich nur verteidigen“, beteuerte der 20-Jährige. Das Messer habe er wenige Stunden vor dem Vorfall seinem 16-jährigen Neffen abgenommen, weil er diesen damit spielen gesehen habe. „Ich habe es dann in meine Jackentasche gesteckt. Mein Fehler war, dass ich es nicht gleich weggeschmissen habe“, so der
Beschuldigte.

Alkohol, Ecstasy und MDMA im Spiel

Die Staatsanwältin widersprach jedoch der Version des 20-Jährigen. „Es war keine Notwehrsituation. Der Angeklagte hatte einen Tötungsvorsatz, er hat zumindest in Kauf genommen, dass der Vorarl-
berger stirbt“, sagte die öffentliche Anklägerin. Sie sprach von zwei Stichverletzungen, die dem Opfer zugefügt worden waren. Eine davon war im Bereich des Oberschenkels. „Der zweite Stich ging zwischen die Rippen direkt ins Herz. Das Opfer ist noch am Tatort verblutet“, schilderte die Staatsanwältin. Von einem „unglaublich verhängnisvollen und tragischen“ Ereignis sprach hingegen der Verteidiger des Angeklagten. „Mein Mandant ist insofern für den Tod des Opfers verantwortlich, als er das Messer geführt hat“, sagte der Rechtsanwalt. Man müsse sich aber anschauen, wie es dazu kam. Der 20-Jährige habe zugestochen, weil er Angst hatte, so der Rechtsanwalt. Außerdem sei bei allen Beteiligten relativ viel Alkohol im Spiel gewesen. Laut Verteidigung war das Opfer zudem schon wegen aggressivem Verhaltens des Platzes verwiesen worden, schreibt die Tiroler Tageszeitung. Zudem habe der Imster angegeben, Ecstasy und eine MDMA-Pille genommen zu haben.

Opfer verblutete

Todesursache war laut Gerichtsmediziner Walter Rabl ein „rascher Blutverlust“ durch einen Stich ins Herz. Opfer und Angreifer standen gemäß des Stichverlaufs gegenüber. Durch die Wunde sei rasch viel Blut ausgetreten. Der zweite Stich im Beckenbereich „muss sehr wuchtig gewesen sein, weil er im Knochen eine Kerbe hinterließ“, so Kabl. Ob auch der Stich ins Herz mit ähnlicher Wucht ausgeführt wurde, könne nicht mehr festgestellt werden.

Der 20-Jährige habe aus Notwehrgehandelt, beteuerte er.

Der 20-Jährige habe aus Notwehr
gehandelt, beteuerte er.