Purtscher leitete die Vorarlberger Regierung von 1987 bis 1997.

Alt-Landeshauptmann Martin Purtscher gestorben

Purtscher starb im Alter von 95 Jahren im Kreise seiner Familie. Foto: APA/Christian Jungwirth

Purtscher starb im Alter von 95 Jahren im Kreise seiner Familie. Foto: APA/Christian Jungwirth

Vorarlbergs Alt-Landeshauptmann Martin Purtscher ist tot. Der dritte Landeschef Vorarlbergs nach dem Zweiten Weltkrieg starb am Freitag im 95. Lebensjahr, wie die APA aus Familienkreisen erfuhr.

Als Regierungschef lenkte Purtscher die Geschicke des Landes zwischen 1987 und 1997. Dabei machte sich der ÖVP-Politiker und ehemalige Suchard-Manager als Verfechter und Mitverhandler des EU-Beitritts Österreichs einen Namen.

Das Weihnachtsfest hatte der im November 94 Jahre alt gewordene Purtscher noch gemeinsam mit seiner Frau Gretl und seiner Familie gefeiert – zum ersten Mal auch mit der Urenkelin, die erst drei Monate zuvor auf die Welt gekommen war.

Der Politiker Purtscher war zunächst über zwölf Jahre Landtagspräsident (ab 1974), ehe er am 9. Juli 1987 die Amtsgeschäfte von Langzeit-Landeshauptmann Herbert Keßler übernahm. Am 2. April 1997 zog er sich nach einer rund zehnjährigen Amtszeit zugunsten von Herbert Sausgruber zurück. „Einiges ist mir nicht so gelungen, wie ich es erhofft habe. Und doch habe ich mehr erreicht, als ich mir eigentlich erwarten durfte. Und dafür bin ich dankbar“, resümierte Purtscher nach seinem Rücktritt. Bei seiner Antrittsrede als Landeshauptmann erklärte er, Politik sei für ihn „stetes Suchen, Hoffen, Werten, Finden, Verbessern, Lernen, eine ewige Unruhe und eine ewige Unvollkommenheit“.

Bemühungen um Illwerke

Höhepunkte seiner politischen Laufbahn waren neben dem EU-Beitritt Österreichs auch – speziell aus Vorarlberger Sicht – die erfolgreichen Bemühungen um die Vorarlberger Illwerke. Nach zähen Verhandlungen gelang dem Land der vorzeitige Rückkauf der Aktienmehrheit vom Bund. Aber auch die Gründung des „Technikum Vorarlberg“ – der heutigen Fachhochschule in Dornbirn – fiel in Purtschers Amtszeit, ebenso kam in seiner Amtszeit 1990 mit der späteren Unterrichtsministerin Elisabeth Gehrer erstmals eine Frau in die Landesregierung. Zwei Mal verteidigte er bei Landtagswahlen als Spitzenkandidat der ÖVP die absolute Mehrheit (1989 und 1994).

Einfache Abstammung

Purtscher stammte aus einfachen Verhältnissen, aus einer großen Bauernfamilie. Nach Volks- und Handelsschule war der erst 16-Jährige zum Kriegsdienst nach Italien eingezogen worden. Die HAK Bregenz-Mehrerau absolvierte Purtscher nach dem Krieg, anschließend studierte er an der Universität Innsbruck, wo er 1953 zum Doktor der Rechte promovierte. 1965 trat er bei der Suchard-Schokoladen-GmbH in Bludenz ein.