Wagner-Gruppe auf dem „Marsch der Gerechtigkeit“

Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin rückt mit seiner Söldnertruppe immer ­weiter Richtung Moskau vor. Fotos: AFP

Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin rückt mit seiner Söldnertruppe immer ­weiter Richtung Moskau vor. Fotos: AFP

In Russland ist der ­Machtkampf zwischen ­Präsident Wladimir Putin und dem Chef der Söldnertruppe Wagner, Jewgeni ­Prigoschin, eskaliert.

Prigoschin rückte mit seinen Kämpfern gestern in die südrussische Stadt Rostow am Don ein und besetzte dort nach Ansicht von Beobachtern das militärische Hauptquartier. Putin sprach von einem Dolchstoß und Verrat und kündigte Vergeltung an. Der Aufstand war die größte Bedrohung für seine Führung in über zwei Jahrzehnten an der Macht.

„Alle, die den Aufstand vorbereitet haben, werden die unvermeidliche Strafe erleiden“, sagte Putin. „Die Streitkräfte und andere staatliche Stellen haben die notwendigen Befehle erhalten.“ Putin forderte die Söldner auf, sich nicht an kriminellen Handlungen zu beteiligen. Er verurteilte den Aufstand, während Russland gegen die Ukraine um seine Zukunft kämpfe. Ein bewaffneter Aufstand zu einem Zeitpunkt wie diesem sei ein Schlag für Russland und sein Volk. Prigoschin wies den Vorwurf des Verrats zurück. Der Präsident irre sich zutiefst, sagte er in einer Audiobotschaft im Netzwerk Telegram. „Wir sind Patrioten unseres Heimatlandes.“ Seine Söldner würden sich keinesfalls ergeben, denn sie wollten nicht, dass das Land weiterhin Korruption und Betrug erlebe. Er betonte, es handle sich nicht um einen Militärputsch, sondern um einen „Marsch der Gerechtigkeit“. Der Wagner-Chef sagte, er und seine Truppen hätten von der Ukraine aus Rostow erreicht. Er veröffentlichte ein Video von sich im militärischen Hauptquartier und sagte, seine Truppen hätten die Kontrolle über den Flugplatz und andere militärische Einrichtungen übernommen. Beim Betreten der Stadt hätten seine Kämpfer keinen einzigen Schuss abgegeben, sagte Prigoschin. Niemand sei getötet worden. Die Behörden in Moskau riefen ein „Antiterrorregime“ in der Hauptstadt und ihrer Umgebung aus, das eingeschränkte Freiheiten zulässt und die Sicherheitsvorkehrungen verschärft.

Die Wagner-Truppen wurden auch in Woronesch gesichtet und bewegten sich durch die nur rund 400 Kilometer südlich von Moskau gelegene Region nach Norden. Änderungen nach Redaktionsschluss waren zu erwarten.