Trauer und Verzweiflung: Ein Erdbeben der Stärke 6,8 erschüttert Marokko.

Erdbeben fordert über Tausend Todesopfer

In der Nacht auf gestern hat ein Erdbeben die
Menschen in Marokko überrascht. Das Beben der Stärke 6,8 fordert Tausende Tote und Verletze.

Das Beben ereignete sich am späten Freitagabend um 23.11 Uhr Ortszeit und dauerte mehrere Sekunden. Nach Angaben der US-Erdbebenwarte USGS hatte es eine Stärke von 6,8. Das Epizentrum lag gut 70 Kilometer südwestlich von Marrakesch im Atlasgebirge. In der Bevölkerung in den Großstädten brach in der Nacht teilweise Panik aus. Dem USGS zufolge ereignete sich das Beben in einer Tiefe von 18,5 Kilometern. Erdbeben in einer solch geringen Tiefe sind laut Experten besonders gefährlich.

Auf Bildern und Videos in sozialen Netzwerken waren Trümmerhaufen, zerstörte Gebäude und beschädigte Teile der berühmten roten Mauern zu sehen, die die Altstadt von Marrakesch umgeben, ein Unesco-Weltkulturerbe. Andere Videos zeigten schreiende Menschen, die Restaurants in der Stadt verließen. Aus vielen Provinzen wurden Tote gemeldet. Kurz nach dem ersten Beben kam es zu einem Nachbeben der Stärke 4,9. Aus Angst vor weiteren Erschütterungen blieben viele im Freien. Bewohner standen in Straßen oder kauerten auf Gehwegen.

Rettungskräfte suchen
unter den Trümmern nach
Überlebenden

Es wurde befürchtet, dass die offizielle Zahl der Opfer weiter steigt, wenn die Einsatzkräfte entlegene Regionen erreichen. Die marokkanische Nachrichtenseite Hespress berichtete unter Berufung auf das Innenministerium, die Streitkräfte und der Zivilschutz setzten alle Mittel ein, um Hilfe zu leisten und die Schäden zu begutachten. Demnach gibt es die meisten Schäden außerhalb der Städte.

400 Kilometer spürbar

Das Beben sei in einem Umkreis von 400 Kilometern zu spüren gewesen, sagte Nasser Jabour, Leiter einer Abteilung des Nationalen Instituts für Geophysik, der marokkanischen Nachrichtenagentur MAP. Es sei das erste Mal seit einem Jahrhundert, dass ein derart starkes Erdbeben in Marokko registriert worden sei. Die Erschütterung riss auch in Spanien und Portugal Menschen aus dem Schlaf. Auch in Algerien war es zu spüren. Ob es Schäden oder Opfer gab, wurde nicht bekannt.

Erdbeben in Nordafrika selten

1960 hatte sich nach Angaben des Senders Al Arabiya in der Nähe von Agadir ein Beben der Stärke 5,8 ereignet, bei dem Tausende Menschen ums Leben gekommen waren. 2004 erschütterte ein Beben der Stärke 6,4 Marokko. Mehr als 600 Menschen kamen damals ums Leben.

Weltweite Unterstützung

EU-Ratspräsident Michel sicherte Marokko die Unterstützung der EU zu. Weitere Länder boten humanitäre Hilfe und Unterstützung beim Wiederaufbau an, neben Spanien und Portugal auch Israel und Großbritannien. Der Papst äußerte in einem Kondolenzschreiben tiefe Trauer. US-Präsident Joe Biden zeigte sich „tieftraurig“.

Rettungshelfer versuchen einen Verschütteten zu bergen.
Rettungshelfer
versuchen einen
Verschütteten zu bergen.
In Marrakesch sind die Gassen des historischen jüdischen Viertels der Medina mit Trümmern übersät. Fotos: AFP, AP
In Marrakesch sind die Gassen des historischen jüdischen Viertels der Medina mit Trümmern übersät. Fotos: AFP, AP
Viele Einwohner verbrachten die Nacht im Freien.
Viele Einwohner verbrachten die Nacht im Freien.
Das Minarett einer Moschee im Dorf Moulay Brahim bei Marrakesch.
Das Minarett einer Moschee im Dorf Moulay Brahim bei Marrakesch.