Peinlich, peinlich Kennen Sie Barry Manilow? Von ihm stammt der Song „Mandy“. Falls Sie sich nicht erinnern ist das auch nicht weiter schlimm. Immerhin stammt das Lied aus dem Jahr 1974. Warum es heute wieder gespielt wird? Um jugendliche Störenfriede aus einem Kaufhaus in Neuseeland zu vergraulen. Offenbar wirken Manilows Songs heutzutage eher ab- denn antörnend. Aber bereits im Jahr 2000 haben Psychologen sich mit Manilow einen weiteren Scherz geleistet. Sie haben Studenten mit T-Shirts ausgestattet auf denen das Konterfei Manilows abgebildet war. Manilow hatte laut einer Umfrage unter Studenten ein sehr hohes Blamage-Potenzial. Bekleidet mit diesen T-Shirts mussten die Probanden sich unter ihre Kommilitonen mischen und sich zu ihnen setzen. Denen war das Ganze ziemlich peinlich. Sie fürchteten, dass mindestens die Hälfte ihrer Kollegen Manilow erkannt hätte. Weit gefehlt. Nicht einmal jeder Vierte konnte sagen, wer auf dem T-Shirt abgebildet war. Die Studenten hatten die Aufmerksamkeit der anderen total überschätzt. Ihre Freunde nahmen gar keine Notiz der vermeintlichen Peinlichkeit. Sie kennen dieses Phänomen. Gleichgültig, ob wir im Lokal etwas fallen lassen, im Supermarkt ganz ungeschickt einen Stapel Wäsche zu Boden bringen oder während einer Sitzung etwas ganz Blödes sagen: wir überschätzen unsere Fehltritte. Warum das so ist, erfahren wir auch von den Psychologen: Weil wir in unserer Wahrnehmung immer im Mittelpunkt stehen und davon ausgehen, dass die anderen dauernd registrieren, was wir tun. Das gilt übrigens auch umgekehrt. Die meisten von uns halten ihre Beiträge in Diskussionen für bedeutender als die der anderen. So nach dem Motto: „Jetzt habe ich es den anderen aber wieder einmal gezeigt!“ Und dabei ist alles ganz einfach. Weil jeder vorwiegend bei sich ist, fehlt einfach die Kapazität sich ständig auf andere zu konzentrieren. Und im Übrigen haben Sie Recht: Von Papst Johannes XXIII stammt der Satz: „Giovanni, nimm dich nicht so wichtig!“ Das ist doch sehr befreiend. Oder? In „Kopfstücke“ hat der Gastkommentator Peter Kopf Raum für seine persönliche Meinung. Diese muss nicht mit der der Redaktion übereinstimmen.