„Ich besitze keinen einzigen Anzug“

Wolfgang Sila ist sich Zeit seines Lebens treu geblieben und hat eine beispiellose Laufbahn hingelegt – trotz langer Haare und einer gewissen Abneigung gegen Krawatten.
Wolfgang Sila ist sich Zeit seines Lebens treu geblieben und hat eine beispiellose Laufbahn hingelegt – trotz langer Haare und einer gewissen Abneigung gegen Krawatten.

Fohrenburger und S’Fäscht Geschäftsführer Wolfgang Sila ist Händler, Biker und Fußballfan – gelebtes Querdenkertum mit Erfolg.

WANN & WO: Fohrenburger und S’Fäscht – wie bringst du die Doppel-Belastung unter einen Hut?

Wolfgang Sila: Für mich war es nicht einfach, meine Position beim S‘Fäscht loszulassen und Verantwortung abzugeben. Von Anfang an war ich dort ins Tagesgeschäft involviert. Beide Betriebe sind zwar im Getränkebereich tätig, die Ausrichtung ist aber komplett unterschiedlich. Während Fohrenburger einem traditionellem Weg mit starren Vorgaben folgt, steht S’Fäscht für Flexibilität und die Erfüllung spezieller Kundenwünsche. Da trafen zwei Welten aufeinander. Vor ein paar Wochen haben wir ja fusioniert. Ich hatte schon schlaflose Nächte, mein Baby quasi herzugeben.

WANN & WO: Bleibt da Zeit für die Familie?

Wolfgang Sila: Ich brauche recht wenig Schlaf. Wenn ich nach 15 Stunden Arbeit nach Hause komme und immer noch Energie habe, wird es teilweise sogar meiner Frau zu viel (schmunzelt). Diese Zeit genießt bei mir aber höchste Priorität.

WANN & WO: Vom SPAR-Lehrling zum Unternehmer. Warst du immer schon auf Karriere aus?

Wolfgang Sila: Absolut nicht. Als Jugendlicher war mir das total wurscht, die Lehrstelle haben meine Eltern für mich ausgesucht. Ich habe auch die Handelsschule nicht positiv abgeschlossen und nutzte die erste Möglichkeit, die Schule hinter mir zu lassen. Letzten Endes hat sich aber herausgestellt, dass der Verkauf mein Leben ist. An dieser Stelle möchte ich mich auch noch bei meinem Lehrherren bedanken, der mir damals alle Freiheiten ließ. Ich durfte z.B. ein halbes Jahr Auszeit nehmen und bin allein um die Welt gereist. Eine Erfahrung, die ich nur jedem ans Herz legen möchte – die Zeit hat mich maßgeblich geprägt.

WANN & WO: Hattest du bei deinem Schritt in die Selbständigkeit Zweifel?

Wolfgang Sila: Bei meiner SPAR-Filiale war es ja ein Franchise-Unternehmen, in dem man sich aufgehoben fühlt. Deshalb konnte meine Eltern damals nicht verstehen, dass ich dies hinter mir ließ, um mit S’Fäscht komplett auf eigenen Beinen zu stehen. Es gab auch oft schwierige Zeiten, gerade in finanzieller Hinsicht. In manchen Jahren verdiente jeder Mitarbeiter mehr als ich. Mir ist nichts in den Schoß gefallen, es war auch viel Kampf dabei.

WANN & WO: Was würdest du heutigen Jungunternehmern empfehlen?

Wolfgang Sila: Wenn man eine gute Idee hat, sollte man sie auch verfolgen. Trotzdem bedarf es viel an Konsequenz, gerade mit sich selbst. Und ein kaufmännischer Hintergrund ist enorm wichtig. In meiner Branche, in der ich heute tätig bin, möchte ich nicht nochmal von neu beginnen. Dafür hat sich die Handelslandschaft in den letzten Jahren zu viel verändert. Partyservice macht heute jedes Lebensmittelgeschäft oder jede Metzgerei.

WANN & WO: Wie stehst du zur Registrierkassenpflicht?

Wolfgang Sila: Reglementierungen sind immer ein zweischneidiges Schwert. Grundsätzlich verstehe ich den Hintergrund. Die Umsetzung ist aber zu hinterfragen. Oft kommen Gesetze, bei denen sich niemand hundertprozentig sicher ist, wie sie ausgelegt werden. Man denke nur an das Nichtrauchergesetz.

WANN & WO: Was war deine größte berufliche Herausforderung?

Wolfgang Sila: Das große Wachstum in den ersten Jahren. Wenn man 100-prozentige Umsatzzuwächse erzielt, stellt das die Firmenstruktur vor immense Herausforderungen, gerade in Sachen Personal. Bei Fohrenburger betrat ich als Geschäftsführer in einem Produktionsbetrieb ebenfalls Neuland.

WANN & WO: Stichwort Fohrenburger – wie viel Bier trinkst du pro Woche?

Wolfgang Sila: Es gibt verschiedene Wochen (schmunzelt). Es ist auch nicht so, dass sich durch den Umstand, dass ich jetzt Fohrenburger-Aktionär bin, mein Bierkonsum drastisch vermehrt hätte. Ich war immer schon ein klassischer Fohrenburger-Biertrinker. Ich war aber nie jemand, der geschrien hat, dass man nur Fohren trinken kann. Vorarlberg hat generell gute Brauereien.

WANN & WO: Wie beurteilst du den Wettbewerb in Vorarlberg?

Wolfgang Sila: Wenn es die Vorarl­berger Brauereien schaffen, dass man bei uns nur das eigene Bier trinkt, dann wird es auch in Zukunft vier Brauereien im Ländle geben. Der Wettbewerb ist da, in erster Linie zwischen Dornbirn und Bludenz. Trotzdem sind wir alle faire Partner.

WANN & WO: Lange Haare, „Trucker“-Bart – hat dich dein Äußeres schon vor Probleme gestellt?

Wolfgang Sila: Ja, des öfteren (schmunzelt). Inzwischen hat sich das Ganze gewandelt, mit steigendem Bekanntschaftsgrad ist mein Äußeres zu einem Markenzeichen geworden. In meinen Anfängen beim S‘Fäscht erhielt ich eine Anfrage für die Ausrichtung einer Hochzeit. Ich fuhr mit meiner Harley zum Brautpaar in spe. Als sie mir die Tür öffneten, erntete ich die ersten verdatterten Blicke. Das wurde auch nicht besser, als ich ihnen erklärte, dass ich ihre Hochzeit ausrichten würde. Trotzdem haben sie sich mein Angebot angehört. Mein Abschlusssatz war dann: „Wenn ihr wegen meiner Person Bedenken habt – schau i so us, als ob i ned feschta ka?“ Schließlich haben sie sich für mich entschieden und waren vollends zufrieden – und mir auch viele Neukunden beschert. Heute bewege ich mich in Kreisen, in denen Anzug und Krawatten vorherrschen. Ich habe aber eine Klausel in meinem Vertrag bei Fohrenburger, dass ich weder Anzug noch Krawatte tragen muss, noch auf Veranstaltungen gehen muss, bei denen ich nicht ich sein möchte. Außerdem besitze ich ehrlich gesagt keinen einzigen Anzug. Bei Finanzierungsfragen waren die Banken anfangs auch nicht unbedingt von meinem Erscheinungsbild angetan.

WANN & WO: Hat dein Äußeres eine besondere Wirkung auf die Damenwelt?

Wolfgang Sila: Kann ich so nicht behaupten, auf die einen vielleicht mehr wie auf die anderen. Seit zehn Jahren bin ich glücklich mit meiner Frau Ingrid verheiratet.

WANN & WO: Welche Erinnerungen hast du an deine Kindheit?

Wolfgang Sila: Ich bin in einem wohlbehüteten Umfeld aufgewachsen. Meine Eltern waren und sind immer für mich da. Trotzdem hatte ich den Drang, in die Welt hinauszukommen – Motorrad, Party & Co. Ich habe sicher nicht viel ausgelassen. Die langen Haare sind wahrscheinlich auch eine Art Trotzreaktion von damals, die mir bis heute erhalten geblieben sind. Nach dem Bundesheer habe ich die Haare auch wachsen lassen, bis heute.

WANN & WO: Hast du unerfüllte Kindheitsträume?

Wolfgang Sila: Beruflich hatte ich mir zwei Ziele gesetzt: Einerseits wollte ich Red Bull-Boss Dietmar Mateschitz einmal persönlich kennen lernen, andererseits wollte ich mal zum Frühstücks-Talk zu Claudia Stöckl eingeladen werden.

WANN & WO: Beim WANN & WO-Sonntags-Talk bist du ja jetzt dabei …

Wolfgang Sila: Allerdings, und Dietmar Mateschitz konnte ich im Vorjahr ebenfalls kennenlernen. Sein Werdegang hat mich immer schon beeindruckt. Mir gefällt auch die Handschlagqualität von ihm. Seine ersten vier Mitarbeiter sind heute noch in der Geschäftsführung mit dabei. Jetzt muss ich mir halt wieder neue Ziele setzen, aber vielleicht liest Claudia Stöckl ja WANN & WO (schmunzelt).

WANN & WO: Als Mann vom Fach: Welche Tipps hast du gegen Katerscheinungen?

Wolfgang Sila: Fohrenburger trinken! Spaß beiseite, ich habe niemals irgendwelche Tabletten oder Ähnliches genommen, sondern mich „ausgequält“.

WANN & WO: Was machst du, um abzuschalten?

Wolfgang Sila: Am liebsten Motorrad fahren. Dabei habe ich auch die wichtigsten Entscheidungen in meiner Laufbahn getroffen. Ansonsten schalte ich bei meiner Familie und meinen Freunden ab.

WANN & WO: Bist du ein Genussmensch?

Wolfgang Sila: Absolut nicht. Ich bin einfach gestrickt. Mein Lieblingsgetränk ist Bier, und wenn es mal sein muss, Wasser und Kaffee.

WANN & WO: Wer wird Europa­meister?

Wolfgang Sila: Meine Frau und ich wetten immer, interessanterweise hat sie quasi immer die Nase vorn. Ich tippe auf England, mein absoluter Lieblingsverein ist der FC Liverpool.

S’Fäscht in Mäder: Hier legte Wolfgang Sila den Grundstein für seine Karriere.
S’Fäscht in Mäder: Hier legte Wolfgang Sila den Grundstein für seine Karriere.
Zur Person
Zur Person

„Bei Finanzierungsfragen waren die Banken anfangs auch nicht unbedingt von meinem Erscheinungsbild angetan.“ Fohrenburger und S’Fäscht Geschäfstführer Wolfgang Sila

Wordrap



Musik: Rock

Bier: Fohrenburg

Neid: muss man sich erarbeiten

Erfolg: muss man sich auch erarbeiten

Stress: oft hausgemacht

Familie: Rückhalt

Haarausfall: Gott sei Dank keiner


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