Das Elend der Kälber geht weiter

Tragisch: Ein verendetes Kalb im Tiertransporter im spanischen Ort Vic. Für das Jungtier kam jede Hilfe zu spät. VGT-Aktivist Tobias Giesinger: „Wir können belegen, dass erneut rund 100 Kälber aus Vorarlberg exportiert wurden.“ Fotos: VGT, Sams, W&W
Aktuelle Recherchen des Vereins gegen Tierfabriken zeigen, dass die Tiertransporte ins Ausland weitergehen wie bisher. 100 – teils erst zwei Wochen alte Kälber – stammten aus dem Ländle. WANN & WO hat die wichtigsten Infos.
Erneut dokumentierte der Verein gegen Tierfabriken (VGT) illegale Tiertransporte aus Österreich ins europäische Ausland, genauer nach Polen und Spanien. Die Tiere sind oftmals gerade erst zwei Wochen alt, die erlaubten Transportzeiten ohne Pause wurden massiv überschritten. „Die Tiere wurden in Berghain, Salzburg, auf große Langstreckentransporter verladen. Ein Transporter nach Vic in Spanien war insgesamt 22 Stunden unterwegs, die Zeiten wurden von uns genau protokolliert“, informiert VGT-Aktivist Tobias Giesinger gegenüber WANN & WO. „Wir sind erschüttert über die Zustände während des Transports. Nicht nur wird die ohnehin schon unglaublich lange, gesetzlich gedeckte Transportzeit von 19 Stunden überschritten, sondern auch die Mindestversorgung der Kälber wurde nicht bereitgestellt. Diese Tiere auf den Transportern befanden sich überwiegend im Säuglingsalter!“
100 Tiere aus Vorarlberg
Der Verein konnte aufs Neue belegen, dass auch Kälber aus Vorarlberg ins Ausland gebracht wurden. Die Tiere stammen aus Betrieben in Lustenau, Hittisau, Langenegg und anderswo. Die Transportdokumente liegen WANN & WO schriftlich vor. Giesinger übt Kritik an den zuständigen Behörden, die „sich nun werden erklären müssen. Es hätten dem zuständigen Amtstierarzt mehrere Ungereimtheiten auffallen müssen. Erstens ist es nicht möglich, nicht entwöhnte Tiere auf den Transporten zu versorgen, weswegen sie spätestens nach neun Stunden entladen werden müssten. Eine Adresse für die Abladestelle gibt es nicht. Zweitens ist selbst die reine Fahrzeit nur mit ständiger Geschwindigkeitsüberschreitung für den Lkw zu schaffen – die Plausibilitätsprüfung hätte das eindeutig ergeben müssen. Diese Transporte hätten also gar nicht erst bewilligt werden dürfen.“
„So kann es nicht
mehr weitergehen“
Heute Abend findet in Feldkirch eine Podiumsdiskussion zum Thema statt (Infos siehe oben), bei der Tobias Giesinger über den aktuellen Fall sprechen wird. Veranstalter Dieter Steinacher, Obmann des Vereins „Friends of Nüziders“ und Pate des Kalbs „Fritzle“ aus Andelsbuch, bemüht sich bereits seit über einem Jahr intensiv um eine Verbesserung der Situation – bislang vergebens. „In den vergangenen zwölf Monaten wurde viel diskutiert und versprochen – verändert hat sich nichts. Damit sich die Situation endlich verbessert, sind alle gefordert – Politik, Landwirte, Gastronomen und Tierschützer. Denn so kann es nicht mehr weitergehen. Selbst in Deutschland reagieren die Behörden, ich verstehe nicht, warum das in unserem kleinen Ländle nicht auch funktionieren soll.“ Warum Steinacher sich für die Tiere stark macht? „Weil mir – im Gegensatz zu Landesrat Gantner – nicht alles Wurst ist.“

Die Tierschützer dokumentierten die Fahrzeiten ins Ausland.

Tobias Giesinger
