„Das Alter spielt keine Rolle“

Sophia Vonier in ihrer Salzburger Galerie in der Wiener-Philharmoniker-Gasse. Auf der Art Bodensee wird sie ausgezeichnet. Foto: Hendrik Stoltenberg
Vor wenigen Monaten hat Sophia Vonier in Salzburg mit 30 Jahren ihren Traum einer eigenen Kunst-Galerie verwirklicht. W&W sprach mit der sympathischen Montafonerin, die ab Freitag auf der Art Bodensee ausstellt.
WANN & WO: Wie kommt man dazu, in deinem jungen Alter Galeristin zu werden?
Sophia Vonier: Den Plan, eine eigene Galerie zu eröffnen, hatte ich bereits seit einigen Jahren. Ich habe in der Vergangenheit in mehreren Galerien und Institutionen gearbeitet und Erfahrungen gesammelt. Dann hat mir das Leben einen kleinen Schubser gegeben und mit ein wenig Glück ging alles sehr viel schneller als gedacht. Innerhalb von sechs Wochen konnte ich meine Galerie im Herzen der Salzburger Altstadt eröffnen. Mein Programm ist eine Ergänzung zur bestehenden, etablierten Galerielandschaft der Stadt. Es ist mein persönliches Anliegen, junge Kunst mit höchstem Qualitätsanspruch zu fairen Preisen zu präsentieren und zu verkaufen.
WANN & WO: Welche Rolle hat Kunst in deinem Leben gespielt oder spielt sie noch immer?
Sophia Vonier: Meine Leidenschaft zur Kunst wurde mir von meinen Eltern mitgegeben. Kunst verändert den Blick auf die Welt, hinterfragt kritisch, ist ein ästhetischer Reiz. In einer Welt ohne künstlerisches Schaffen kann ich mir nicht vorstellen zu leben.
WANN & WO: Wolltest du nie selbst künstlerisch tätig werden?
Sophia Vonier: Bei mir hat sich schon früh abgezeichnet, dass ich meine Vorstellungen oder Ideen nicht selbst künstlerisch umsetzen kann. Meine Stärke ist das Auge, nicht die Hand.
WANN & WO: Welcher/e Künstler/in hat dich am meisten beeindruckt?
Sophia Vonier: Jede Begegnung mit KünstlerInnen prägt mich. Während meiner Schulzeit in Bregenz war im KUB die Ausstellung „Chinese Synthese Leberkäse“ von Gelitin zu sehen und ich habe sie sieben Mal besucht. Bei mir geht es um ein ganz bestimmtes Gefühl, das ich beim Betrachten eines Werkes habe. Auf der Art Bodensee präsentiere ich Druckgrafik von Elisabeth Schmirl, deren poetische Arbeitsweise und starker Ausdruck mir nach den vielen Jahren, die ich ihre Arbeiten kenne, noch immer eine Gänsehaut verpassen. Ich zeige auch Keramiken von Monika Jandl, die ich zufällig beim Rundgang des Mozarteum entdeckt habe.
WANN & WO: Wie schwierig war es, in deinem jungen Alter eine Galerie in Salzburg zu gründen?
Sophia Vonier: Jede Selbstständige und jede Gründerin steht vor einer Entscheidung. Ich habe mich für meine Liebe zur Kunst entschieden. Das Alter spielte dabei keine Rolle.
WANN & WO: Wie stehst du zum Wechselspiel zwischen klassischer Kunst und neuen Strömungen wie Street Art?
Sophia Vonier: Das Wechselspiel, wie du es nennst, ist unbedingt notwendig. Jede Kunstform baut auf eine bestehende auf. Hommage, Kopie und Persiflage sind hier sehr wichtig. Street Art ist vielen Menschen im öffentlichen Raum zugänglich, sie verändert das Stadtbild – oft nur für einen kurzen Zeitraum. So sollte das auch bleiben. Street Art in Museen zu präsentieren, finde ich persönlich befremdlich und spricht gegen die Natur dieser Kunstform.
WANN & WO: Hat sich dein Blick auf Vorarlberg inzwischen verändert?
Sophia Vonier: Vorarlberg ist meine Heimat, meine Familie lebt hier und viele Freunde. Aufgewachsen bin ich im Montafon und in Bregenz zur Schule gegangen. Ich bin tief mit meiner Heimat verwurzelt, aber wieder hier zu leben ist für mich nach zehn Jahren in Salzburg zunächst keine Option mehr.
WANN & WO: Wie schwierig hat es eine junge Frau in der Kunst-Szene?
Sophia Vonier: Natürlich gibt es in der Kunstbranche wie in anderen Berufen noch keine Gleichstellung zwischen Männern und Frauen. Das wird deutlich an niedrigeren Gehältern und der Besetzung von Führungspositionen. Es sollte aber nicht um Alter oder Geschlecht gehen, sondern um Qualifikation im jeweiligen Bereich.
WANN & WO: Was würdest du dir von der Kunstszene wünschen?
Sophia Vonier: Künstlerinnen sind absolut keine Ausnahmeerscheinung. Ich wünsche mir, dass es nicht mehr nötig sein wird, Ausstellungen zu organisieren, die Künstlerinnen besonders hervorheben müssen, da sich ein natürliches Gleichgewicht eingestellt hat. Es sollte ganz normal sein, dass in Gruppenausstellungen 50 Prozent der gezeigten Positionen weiblich sind. Qualität und Relevanz sind hier von Bedeutung, die Geschlechter sollten nicht im Vordergrund stehen.