„Fashion-Shows sind ein Riesentheater“

Die Kostümbild­nerin und Schneider­meisterin hat sich auf Abendmode, Cocktail- und Brautkleider spezialisiert, die sie in Hohenems entwirft und produziert.

Die Kostümbild­nerin und Schneider­meisterin hat sich auf Abendmode, Cocktail- und Brautkleider spezialisiert, die sie in Hohenems entwirft und produziert.

Maiken Kloser (33) aus Hard ist erfolgreiche Modedesignerin, ihre ­Kollektionen waren in Wien, ­London und Paris zu sehen. Im Talk spricht sie über arbeitsintensive Fashion Weeks, Promikunden, Mode aus Billig­lohnländern und ihren Umzug von Wien zurück ins Ländle.

WANN & WO: Frau Kloser: Sie haben 2014 den angesehenen „Ringstraßen-Designer Award“ gewonnen, der Ihnen die Tür in die Modewelt aufgestoßen hat. Ihre Kollektionen sind seither auf den internationalen Catwalks zu sehen. Wie fühlt es sich an, ihre Designs auf den Laufstegen dieser Welt präsentieren zu dürfen?

Maiken Kloser: Ich nahm damals aus reinem Spaß an dem Bewerb teil, das war eigentlich gar nicht wirklich geplant. Ich war zu der Zeit noch am Studieren, hatte aber nicht unbedingt meine Hochphase. Nach dem Gewinn nahm ich das Thema Modedesign aber durchaus ernster. Für mich gibt es da zwei Seiten: Einerseits sehe ich da immer zuerst die Arbeit: Stoffe suchen, Schnitte machen, produzieren. Musik besorgen, ein Shooting organisieren. Diese Shows sind immer ein wahnsinniger Aufwand. Oft stehe ich danach am Würstelstand und denke mir: Gott sei Dank ist das jetzt vorbei. (lacht) Und andererseits ist es schon so: Es sieht immer glamourös und aufregend aus. Aber das gilt vor allem für die Zuschauer. Es ist in Wirklichkeit ein Riesentheater, es geht immer um die Show. Ich kann damit nicht viel anfangen, das bin nicht ich. Ich arbeite lieber hinter den Kulissen.

WANN & WO: Unter Ihren Kunden befinden sich auch einige prominente Personen. Wen durften Sie bereits einkleiden?

Maiken Kloser: Ich habe tatsächlich einige Promis in meinem Kundenkreis. Ich muss oftmals aber eine Verschwiegenheitsklausel unterschreiben, weshalb ich hier leider nicht viel verraten darf. Barbara Meier, die Siegerin von Germany’s Next Top Model 2007, hat aber schon Kreationen von mir getragen. Oder auch die Star-Geigerin Lidia Baich.

WANN & WO: Sie reisen gerne und haben schon viele Teile der Welt kennen­gelernt. Darunter auch Bangladesch, wo Sie die Arbeitsbedingungen vor Ort hautnah miterlebt haben. Was konnten Sie aus dieser Erfahrung für sich lernen?

Maiken Kloser: Ich habe vier Monate lang in einer Agentur gearbeitet, die als Vermittler zwischen Händlern in Europa und Amerika und der Produktion vor Ort tätig ist. Die Bedingungen für die Arbeiter in den Massenproduktionen sind wirklich schlimm. Und ich habe gesehen, dass Kleidung oft einfach nichts wert ist. Vor einer Fabrik sah ich eines Tages einen riesigen Haufen Jeanshosen im Dreck herum liegen. Die Hosen waren schon für Europa etikettiert, kosteten 150 Euro. Das war ein Schlüsselmoment für mich, da verging mir wirklich die Lust. Für mich stand in diesem Moment fest: Ich will keine große Firma sein. Und ich genieße das heute in meinem kleinen Atelier sehr. Ich habe direkten Kontakt zu den Menschen. Sie freuen sich, dass die Kleidung, die sie bei mir kaufen, auch hier produziert wird. Und sie sind auch bereit, sie sich zu leisten. Das macht schon viel aus.

WANN & WO: Sie lebten und arbeiteten viele Jahre in Wien, kehrten aber im vergangenen Jahr nach Vorarlberg zurück. Warum der Umzug ins Ländle?

Maiken Kloser: Das hatte familiäre Gründe. Wien war super, wir haben mitten in der Stadt in einer schönen, großen Altbauwohnung gewohnt. Aber ging ich mit dem Kinderwagen vor die Tür, begrüßte uns gleich der Lärm der Stadt. Wollten wir in den Park, mussten wir erst mit der Straßenbahn oder der U-Bahn dorthin fahren. Ich wollte aber, dass meine Kinder ihre Kindheit so genießen können, wie ich es durfte. Einfach hinaus ins Grüne und spielen. Das ist aber ja eh so ein Klassiker: Die Leute ziehen mit 20 nach Wien und kommen mit Mitte 30 wieder zurück, wenn sie Kinder haben.

WANN & WO: Geht Ihnen die ­Großstadt ab?

Maiken Kloser: Phasenweise. Mir geht ein bisschen die Vielfalt und die Leichtigkeit ab. Das kulinarische Angebot ist größer. Zudem kann man sich sicher sein: Findet sich in der Stadt irgendwo ein Hügel zum Rodeln, dann stellt irgendwer einen Kiosk hin und bietet Glühwein an. (lacht) Aber ansonsten bin ich gerne wieder im Ländle. Ich bin auch wirklich überrascht, wie gut mein Geschäft hier angenommen wurde. Mit Hohenems habe ich für mein Atelier auch einen schönen Standort gefunden. Die Stadt hat ein tolles Konzept für junge Läden und es siedeln sich auch immer mehr hier an.

WANN & WO: Abschließende Frage: Sie sind die Tochter des Harders Reinhard Kloser, bekannt als Restaurator und langjähriger Kapitän des berühmten Bodensee-Dampfschiffs Hohentwiel. Hat das Schiff für Sie einen besonderen Stellenwert? Sie bezeichnen sich ja selbst auch als „Seekind“.

Maiken Kloser: Auf jeden Fall. Ich bin viel mit meinem Vater auf der Hohentwiel mitgefahren und es fühlt sich auch jedes Mal ein bisschen wie Heimkommen an, wenn ich auf dem Schiff bin. Ich habe mir auch schon überlegt, eine Fashion-Show auf der Hohentwiel zu organisieren. Die Kulisse dafür wäre wirklich toll!

<p class="caption">Maiken Klosers Kollektionen wurden bereits auf Modeschauen von Paris bis London präsentiert. Das Bild zeigt die Fashion Week Vienna 2017.</p>

Maiken Klosers Kollektionen wurden bereits auf Modeschauen von Paris bis London präsentiert. Das Bild zeigt die Fashion Week Vienna 2017.

<p class="caption">Die Harder Modedesignerin Maiken Kloser im Gespräch mit WANN & WO in ihrem ­Atelier „Maiken K.“ in Hohenems. Fotos: Sams, Steurer, handout/Kloser – mqviennafashionweek</p>

Die Harder Modedesignerin Maiken Kloser im Gespräch mit WANN & WO in ihrem ­Atelier „Maiken K.“ in Hohenems. Fotos: Sams, Steurer, handout/Kloser – mqviennafashionweek

<p class="caption">Die Hohentwiel war für die Tochter des Restaurators und langjährigen Kapitäns des Schiffs, Reinhard Kloser, wie ein zweites Zuhause.</p>

Die Hohentwiel war für die Tochter des Restaurators und langjährigen Kapitäns des Schiffs, Reinhard Kloser, wie ein zweites Zuhause.

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              Zur Person: Maiken Domenica Kloser
            </p><p>Alter, Wohnort: 33 Jahre, HardFamilienstand: Verheiratet, zwei KinderKarriere (Auswahl): HTL Dornbirn, Praktikum und Anstellung bei La-Hong in Wien, Akademie der Bildenden Künste in Wien, Preisträgerin „Ringstraßen-Galerien ­Designer Award 2014“, Inhaberin Atelier und Label „Maiken K.“ in Hohenems</p>

Zur Person: Maiken Domenica Kloser

Alter, Wohnort: 33 Jahre, Hard
Familienstand: Verheiratet, zwei Kinder
Karriere (Auswahl): HTL Dornbirn, Praktikum und Anstellung bei La-Hong in Wien, Akademie der Bildenden Künste in Wien, Preisträgerin „Ringstraßen-Galerien ­Designer Award 2014“, Inhaberin Atelier und Label „Maiken K.“ in Hohenems

Kurz gefragt ...


Was steht im neuen Jahr bei Ihnen auf dem Programm?
Brautkleider. (lacht) Und weitere ­Aktionen mit dem „Kwartier“ in Hohenems. Viel weiter bin ich mit der Planung noch nicht gekommen. Ich arbeite aktuell von Monat zu Monat – die Situation ändert sich ja dauernd.

Ihr Leben in fünf Wörtern?
Aufregend, abwechslungsreich, ­arbeitsintensiv, spaßig, humorvoll.

Was besitzen Sie, von dem Sie sich schon lange trennen sollten?
(Überlegt lange) Von einer alten Hand­tasche, die ich schon seit 20 Jahren habe. Sie ist ganz kaputt, aber immer noch im Einsatz. Ich schaffe es einfach nicht, mich davon zu trennen.

Als lange in Wien lebende Person: Wiener Schnitzel oder Käsknöpfle?
Käsknöpfle mit Apfelmus. Aber ohne Kartoffelsalat. Das habe ich noch nie ­verstanden. Da esse ich vorher grünen Salat dazu. (lacht)