„Unser Lager befand sich in Opas Garage“

„Mister McDonald’s“ Loek Versluis spricht im Talk über seine Anfänge bei der Fast-Food-Kette, Unterschiede zwischen Holländern und Österreichern, die Zukunft von McDonald’s im Ländle nach seinem Ruhestand und Unverständnis über Kunden, die ihre Packungen einfach aus dem Auto schmeißen.
WANN & WO: Mit aktuell rund 400 Angestellten sind Sie Vorarlbergs größter Gastronom. Hätten Sie das einst gedacht, als Sie vor über 25 Jahren aus dem Hotel-Bereich ausgestiegen sind und das Franchise im Ländle übernommen haben?
Loek Versluis: Nein, ganz und gar nicht. Schon gar nicht, wenn ich an unsere Anfangsphase denke. Annette und ich hatten beim Opa in der Garage unser Lager mit Kleidung, Schuhen, Büro-Tischen mit Telefax … damals gab es ja noch kein Internet oder Handys. Wir sind mit 80 Mitarbeiter gestartet. Heute betreiben wir sechs Restaurants mit rund 400 lieben Mitarbeitern, die täglich für unsere Gäste ihr Bestes geben. Ich wollte immer schon selbstständig sein und nicht mehr für große Unternehmen bzw. Hotels arbeiten. Deshalb habe ich mit 35 Jahren die Chance genutzt und mit McDonald’s dafür den für mich perfekten Partner gefunden.
WANN & WO: Sie wurden in Amsterdam geboren, wohnen aber seit beinahe 30 Jahren im Ländle: Haben Sie noch Bezug zu Ihrer alten Heimat? Und wo verorten Sie die größten Unterschiede zwischen Holländern und Österreichern?
Loek Versluis: Ja, alle Jahre mal wieder für runde Geburtstage, Familienfeiern oder – wenn die Zeit gekommen ist – auch für Begräbnisse. Ich habe noch vier Geschwister, die in Holland und einen Bruder, der in den USA lebt. Ich glaube, dass die Holländer viel offener und entscheidungsfreudiger als die Österreicher sind, gerade auch, wenn es darum geht, neue Themen umzusetzen. Ich erlebe das auch täglich, wenn es um politische Themen oder Verhandlungen mit Behörden geht. Hier heißt es meistens: Ja, das ist schön, das können wir machen – aber wir bleiben doch lieber beim Alten, denn das haben wir schon immer so gemacht.
WANN & WO: Sie haben die 60 bereits überschritten und könnten sich in ein paar Jahren in die Pension verabschieden. Ist das schon ein Thema? Und gibt es bereits konkrete Pläne für eine Nachfolge?
Loek Versluis: Ja, das stimmt. Ich bin nun seit fast 62 Jahren auf diesem wunderbaren Planeten und darf hier im Vorarlberger Paradies leben und wohnen. Gemeinsam mit McDonald’s Österreich haben wir bereits einen Plan erstellt, wie es weitergehen soll. Dementsprechend werde ich in ein paar Jahren einige Restaurants abgeben, um dann 2030 – sofern es mir gesundheitlich noch gut geht – auch noch die restlichen Restaurants in gute Händen zu übergeben. Ich werde aber in der Gastronomie trotzdem nicht ganz aufhören. Und wer weiß, vielleicht kommt mein Nachwuchs doch noch auf den Geschmack, bei McDonald’s einzusteigen. Daran arbeite ich bereits.
WANN & WO: Welche Projekte oder Pläne haben Sie bis zu Ihrem Abschied in den Ruhestand noch auf der Agenda?
Loek Versluis: Die Restaurants in Bürs/Bludenz und Dornbirn werden noch auf den neuesten Stand gebracht: größere Küchen, eine moderne Ausstattung sowie bessere und einfache Infrastrukturen. Ich möchte meinen MitarbeiterInnen langfristig einen idealen und modernen Arbeitsplatz anbieten können. Die Pläne dazu sind bereits fertig. Nun liegt es an der Gemeinde bzw. der Stadt, wie schnell wir diese auch umsetzen können. Auch weitere neue Standorte sind ein Thema. McDonald’s Österreich hat ein sehr engagiertes Team, das uns in dieser Angelegenheit unterstützt. Wir hätten schon noch ein paar Wunschregionen, hier brauchen wir aber Geduld und noch etwas Glück bei der Grundstückssuche.
WANN & WO: McDonald’s sieht sich, gerade was Verpackungsabfälle anbelangt, immer wieder mit Kritik konfrontiert. Wie sehen Sie das?
Loek Versluis: Es ist ganz klar das Anliegen unseres Unternehmens, dass die Leute mit der Natur besser umgehen. Es ist aber immer „herrlich“, wenn ich – typisch Holländer – aufs Fahrrad steige, von Restaurant zu Restaurant fahre und am Straßenrand die Verpackungen liegen sehe. Die Leute schmeißen das Zeug einfach links und rechts zum Auto raus und dann liegen die Packungen herum. Ich nehme diese „vergessenen“ Wertstoffe dann auf meinem Weg mit. Wir kennen auch schon die Plätze, an denen wir suchen müssen. Im Mai veranstalten wir nun auch wieder eine Flurreinigung – das machen wir jedes Jahr. Einfach, um ein Bewusstsein zu schaffen. Denn wir haben so eine schöne Natur hier, die uns allen gehört. Für mich ist es unverständlich, wie man sowas machen kann. Was denken sich diese Leute dabei? Ich verstehe es wirklich nicht.

Loek Versluis im Talk mit WANN & WO.



Zur Person: Loek Versluis
Alter, Wohnort: 61 Jahre (geb. 27. August 1961 in Amsterdam), Klaus
Familie: Vverheiratet mit Annette, eine Tochter, ein Sohn
Werdegang: Hotelfachschule Amsterdam, Manager Hotel Scesaplana, seit 1997 Unternehmensinhaber Versluis Restaurant GmbH, Owner Operator für McDonald‘s in Vorarlberg mit sechs Filialen und rund 400 Mitarbeitern
Hobbys: Alles an der freien Natur.
«In Vorarlberg heißt es meistens: Ja, das ist schön, das können wir machen – aber wir bleiben doch lieber beim Alten, denn das haben wir schon immer so gemacht.»
Loek Versluis vermisst im Ländle oftmals die holländische Entscheidungsfreude«Es passiert immer wieder, dass ehemalige Mitarbeiter mich sehen und sagen: Hi Chef, wie geht’s Ihnen?» Loek Versluis über Begegnungen bei der Konkurrenz.
«Die Leute schmeißen das Zeug einfach links und rechts zum Auto raus und dann liegen die Packungen herum. (...) Was denken sich diese Leute dabei?»
Loek Versluis über am Straßenrand „vergessene“ VerpackungsmittelKurz gefragt
Essen Sie auch ab und zu bei der Konkurrenz?
Selbstverständlich! Im Ländle allerdings nicht so oft, weil es immer wieder passiert, dass ehemalige Mitarbeiter mich sehen und sagen: Hi Chef, wie geht’s Ihnen? (lacht) Es ist aber immer wichtig, zu sehen, wie ein ähnlicher Betrieb organisiert ist und die Produkte und Qualität der Mitbewerber zu prüfen. Dann wissen wir am Ende, auf welchem Level wir uns befinden.
Wie oft kommt bei Ihnen persönlich Fast-Food auf den Tisch?
Ich koche sehr gerne, am liebsten Pasta, Risotto oder selbst gebackene Pizza. Wenn aber meine Tochter aus Paris kommt und die Familie zusammensitzt, bringe ich auch mal was mit nach Hause oder wir essen im Restaurant. Das ist gut für Produktkontrolle und es ist auch toll, mal nicht kochen zu müssen und die Zeit mit der Familie genießen zu können.
Sie wirken stets gut gelaunt.
Wie wichtig ist Humor für Sie?
Das gehört jeden Tag dazu – speziell in der Gastronomie. Gute Laune sollte in einem stecken, sonst ist man in unserer Branche fehl am Platz.