Eine Portion „Digital Detox“ für die Künstliche Intelligenz

WANN & WO traf Linda Meixner im Anschluss an ihren Vortrag zum Talk auf der Interactive West. Fotos: Sams, Buero Ludwina

WANN & WO traf Linda Meixner im Anschluss an ihren Vortrag zum Talk auf der Interactive West. Fotos: Sams, Buero Ludwina

Linda Meixner widmete ihren Vortrag auf der Interactive West dem ­Thema „Digitale Balance“. Im W&W-Sonntagstalk erklärt die sympathische Montafonerin, wieso man sich auch beim ­Smartphone in gesundem Verzicht üben sollte.

WANN & WO: Am Dienstag warst du Speaker auf der Interactive West: Worum hat sich dein Vortrag gedreht?

Linda Meixner: Digitale Balance – mein Vortrag hat sich darum gedreht, wie wir Lösungen finden können, um mit der Technologie umzugehen, ohne dass sie uns schadet. Daraus resultierte dann letztlich die Gründung des Offline Institutes. Anfangs war ich auf der Bühne leicht nervös, vielleicht auch, weil mein Vater im Publikum saß (schmunzelt).

WANN & WO: Das Thema KI stand ebenfalls groß im Mittelpunkt. Wie stehst du dieser Technik gegenüber?

Linda Meixner: Bewusster Umgang ist auch hier ein Schlüsselwort. Bevor die Technik ausgereift ist, braucht es Gesetze und Regelungen. Man hat im Social-Media-Bereich gemerkt, dass wir hier schnell ins Hintertreffen geraten. Die Entwickler, die sich mit Sicherheitsthemen im KI-Bereich beschäftigen, mahnen zur Vorsicht. Die Hälfte von ihnen glaubt – laut dem Film „The AI Dilemma“ –, dass beispielsweise eine zehnprozentige Möglichkeit besteht, dass eine Künstliche Intelligenz die Menschheit auslöscht.

WANN & WO: Kritiker meinen aber, dass zu viel Reglementierung zu einem Wettbewerbsnachteil gegenüber anderen führen könnte?

Linda Meixner: Ein beliebtes Beispiel, das hier gerne angeführt wird, ist China. Und natürlich bestehen berechtigte Sorgen. Aber auch hier gilt, wie man mit dem Thema umgeht. Mein Ansatz bleibt der bewusste und fokussierte Einsatz der Technik, dort wo es Sinn macht und unter der Prämisse der digitalen Balance.

WANN & WO: Könnte die KI nicht gerade im Bereich der digitalen Balance ein Gamechanger werden, indem sie dem Menschen viel an Arbeit vor dem Screen abnimmt?

Linda Meixner: Natürlich, man sieht dies bereits in unterschiedlichsten Bereichen. Umso wichtiger ist es, dass der Mensch sich auf echte soziale Kontakte konzentriert, sich an der frischen Luft bewegt und das „Neverending Scrolling“ beendet.

WANN & WO: Du bist auch Influencerin. Wie gehst du selbst mit dir ins Gericht, wenn es darum geht, junges Publikum vermehrt von den Smartphone-Bildschirmen wegzubringen? Widerspricht das nicht einem Berufsbild, das von Views, Likes und Followern abhängig ist?

Linda Meixner: Ich muss gestehen, das ist inzwischen nicht mehr mein Hauptberuf. Momentan nutze ich diese Channels als Sprachrohr, um meine wissenschaftliche Arbeit und Message zu verbreiten. Damals lag mein Hauptaugenmerk außerdem darin, als begeisterter Bergmensch, die Faszination der Natur meinen Followern näherzubringen. Und vielleicht einige zu motivieren, Outdoorsportarten, egal ob im Sommer oder Winter, auszuprobieren.

WANN & WO: Offline Institute – erkläre doch kurz unseren Lesern, worum es sich bei diesem ambitionierten Projekt handelt?

Linda Meixner: Das Offline Institute will mit seiner Ausrichtung mehr Lebens- und weniger Bildschirmzeit ermöglichen. ­Projekte wie „­Offtober“, also ein Monat Verzicht auf Social Media, finden regen Anklang, auch bei Firmen oder Schulklassen, die sich hier beteiligen. Das „Offline Dorf“ war ein nächster Schritt, „Digital Detox“ inmitten unserer Natur, um diese digitale Balance fest in unserem Leben zu verankern. Begleitet und unterstützt werden die Projekte wissenschaftlich fundiert von der UMIT Innsbruck, wo ich gerade mein Doktorat absolviere.

WANN & WO: Bergkind, Influencerin, Firmengründerin und nun auch ein Institut – wie bringst du das alles unter einen Hut?

Linda Meixner: Das Wichtigste ist, sein eigenes Gleichgewicht zu finden. Und auf seinen Körper zu hören. Das musste ich auf die harte Tour lernen, als ich eine partielle Lähmung erlitten habe. Gesundheit ist unser höchstes Gut. Und auch wenn die KI im medizinischen Bereich Riesenfortschritte macht, sie wird nicht alles heilen können.

WANN & WO: Wie viel Zeit verbringst du selbst vor dem Smartphone?

Linda Meixner: Ich habe für mich ein Warnsystem entwickelt und spüre inzwischen, wenn es zu viel wird. Die Technik ist aber darauf konzipiert, möglichst viel Zeit vor dem Bildschirm zu verbringen. Der Schritt, sich dessen bewusst zu werden, ist elementar.

WANN & WO: Was würdest du deinem jüngeren Ich, am Anfang deiner digitalen Laufbahn, mit auf den Weg geben?

Linda Meixner: Ich glaube, ich würde es genau gleich machen, wie jetzt. Denn ohne die ganzen Erfahrungen, die ich sammeln konnte, hätte ich nicht die Leidenschaft entwickelt, nun diesen Weg zu gehen und die Menschen wieder zurück in die analoge Realität zu führen.

WANN & WO: Du hast auch gerade die Ausbildung zur Waldpädagogin absolviert. Als Kind der Berge: Wie wichtig sind dir Themen wie Naturschutz oder der omnipräsente Klimawandel?

Linda Meixner: Ich liebe den Wald, und auch die Abläufe, die hier zusammenspielen. Gerade das „Offline Dorf“ ist ein Beispiel für Resonanztourismus, der auch in Sachen Klimawandel als Beispiel dienen könnte, wie man wieder bewusst den Umgang mit der Natur erlernt und seine Umwelt wahrnimmt.

WANN & WO: Abschließend: Gibt es einen Mann an deiner Seite?

Linda Meixner: Netter Versuch. Darauf gebe ich inzwischen keine Antwort mehr (schmunzelt).

Offline Manifest66 Tage verzichtete Linda Meixner auf ihr Smartphone. Ihre Erfahrungen hat sie im "Offline Manifest" festgehalten und den Grundstein für weitere Forschung in diesem Bereich gelegt.

Offline Manifest

66 Tage verzichtete Linda Meixner auf ihr Smartphone. Ihre Erfahrungen hat sie im "Offline Manifest" festgehalten und den Grundstein für weitere Forschung in diesem Bereich gelegt.

Zur Person: Linda MeixnerAlter, Wohnort: 33, GargellenAusbildung, Beruf: Gründerin Offline Institute (Offtober, Offline Dorf, www.offline-institute.com), Autorin, Doktorandin, Influencerin, KommunikationswissenschaftlerinHobbys: Bergsteigen, Wandern, Skifahren, Lesen, Reisen

Zur Person: Linda Meixner

Alter, Wohnort: 33, Gargellen

Ausbildung, Beruf: Gründerin Offline Institute (Offtober, Offline Dorf, www.offline-institute.com), Autorin, Doktorandin, Influencerin, Kommunikationswissenschaftlerin

Hobbys: Bergsteigen, Wandern, Skifahren, Lesen, Reisen

«Das Offline Institute will mehr Lebens- und weniger Bildschirmzeit ermöglichen. Projekte wie ‚Offtober‘, also ein Monat Verzicht auf Social Media, finden regen Anklang ... Das ‚Offline Dorf‘ war ein nächster Schritt, ‚Digital Detox‘ inmitten unserer Natur ...»

Linda Meixner über ihre aktuellen Projekte, die sich allesamt um das Schlagwort "Digitale Balance" drehen