„Glasblasen, Rocky Horror und ein räudiges Punk-Konzert“

Besonders stolz macht Herwig Bauer sein Team. Ohne die zahlreichen Helfer und Helferinnen wäre das Poolbar Festival nicht machbar. Fotos Matthias Rhomberg

Besonders stolz macht
Herwig Bauer sein Team. Ohne die zahlreichen Helfer und Helferinnen wäre das Poolbar Festival nicht
machbar. Fotos Matthias Rhomberg

30 Jahre Poolbar Festival: Im Sonntags-Talk blickt Gründervater Herwig Bauer zurück, spricht über die Highlights des heurigen Programms und wie die Jubiläumsfeier aussehen wird.

WANN & WO: Das Festival feiert sein 30-jähriges Jubiläum und hat gerade begonnen. Worauf dürfen wir uns heuer freuen?

Herwig Bauer: Die Architektur baut selbstverständlich auf viel Holz. Wir haben vor allem im Außenbereich sehr viel Aufwand betrieben, um eine idyllische Welt zu bauen. Unser Ziel ist es, Natur und Kultur zu vereinen. Neu in diesem Jahr ist, dass nicht die Bühne permanent im Fokus steht, sondern, das Publikum auch architektonisch in die Mitte tritt.

WANN & WO: Worauf freut sich der CEO besonders, was war rückblickend dein persönliches Highlight?

Herwig Bauer: Ich freue mich sehr auf den Dienstag: Einerseits wegen der ConSTELLAtion, wenn STELLA-Studenten und Studentinnen Songs aus 30 Jahren Poolbar-Geschichte mit den Mitteln klassischer Musik, aber auch mit moderner Elektronik, neu interpretieren. Und danach eine der Perlen der Poolbar-Saison 2023: Bilal. Auch auf die Black Angels freue ich mich sehr. Heavy Psychedelic Rock könnte man das nennen. Und die Black Angels sind da quasi die Champions-League-Sieger. Das Konzert, das mir am meisten unter die Haut ging, war wohl Broken Social Scene. Oder doch dEUS, 1996, „Suds & Soda“ mit Gänsehaut. Oder Trouble Over Tokyo? Sorry, die Aufzählung könnte ewig weiter gehen …

WANN & WO: Welche Musik hört Herwig Bauer privat?

Herwig Bauer: Ich höre viel brandaktuelles Zeug, das über Medien und v.a. über Bookingagenturen aufpoppt. Ich kann aber auch mal in die Filmmusik zur Papillon-Verfilmung aus 2018 von David Buckley reinkippen. Ehrlicherweise kriege ich aber am allermeisten in voller Lautstärke über meinen Sohn ab, zwischen Farewell Dear Ghost und Rihanna bewegt er sich ohne Tabus.

WANN & WO: Vor 30 Jahren der Auftakt im Pförtnerhaus. Welche Bilder und Erinnerungen hast du von damals im Kopf?

Herwig Bauer: Die Initialzündung war ein Kurs in Glasblasen, den ich im Vorjahr belegt hatte – daraus entstand der Plan, selber eine Workshop­reihe zu gründen. Zunächst alleine, dann mit immer mehr Freundinnen und Freunden. Gemeinsam haben wir das damals völlig desolate Pförtnerhaus nutzen dürfen – unvergesslich die grässliche Arbeit, mit verlängerten Besen und Stöcken den Putz von der Decke zu schlagen, damit er nicht später auf den Köpfen der Gäste landen würde. Nach den Workshops wurde immer viel Bier getrunken, es verselbständigte sich alles ein wenig, plötzlich gab es eine Rocky Horror Night und ein räudiges Punk-Konzert. Ich glaube, wir hatten auch bereits vor dem finalen Abschlussfest eine ziemlich exzessive Sause – jedenfalls weiß ich noch, dass meine Eltern gegen Mittag vorbei kamen um beim Aufbau der Aufstellung mitzuhelfen und zuerst mal schlafende Freunde zur Seite rollen mussten, um überhaupt reinzukommen.

WANN & WO: Was unterscheidet den jetzigen Herwig Bauer von dem Herwig Bauer, der vor 30 Jahren den Grundstein für das Poolbar Festival gelegt hat?

Herwig Bauer: Abgesehen von meiner Haarpracht und den Augenringen, bin ich immer noch ähnlich naiv wie damals und probiere gerne neue Dinge aus. Ich habe den Eindruck, dass ich menschlich einiges dazu gelernt habe und die Zusammenarbeit jetzt wesentlich geschmeidiger läuft. Früher waren wir oft komplett überfordert und im Stress, jetzt ist alles besser organisiert.

WANN & WO: Ein solches Festival erfordert sicherlich eine Menge logistischer und personeller Ressourcen. Wie meistert ihr diese Herausforderung?

Herwig Bauer: Mit einem gut eingespielten Team. Im Organisationsteam sind etwa 20 bis 25 Personen, und während des gesamten Festivals sind dann rund 130 Teammitglieder im Einsatz. Dazu kommen noch die Sicherheitskräfte und externe Dienstleister. Jedes Jahr wieder bei Null zu beginnen, ist natürlich ziemlich fordernd.

WANN & WO: Wie schwierig ist der Umgang mit den Künstlern, was waren die schönsten und was (abgesehen von Marilyn Manson) die schlimmsten Erlebnisse im Backstagebereich?

Herwig Bauer: Ich muss vorausschicken, dass ich mich aus dem Backstagebereich eher raushalte, weil ich davon ausgehe, dass die Acts die weite Reise nicht wegen mir antreten. Insofern könnte unser „Artist Care Team“ sicher wesentlich mehr erzählen – aber zur Professionalität gehört natürlich auch Verschwiegenheit. Aber natürlich sind es tolle Erlebnisse, wenn ein ganzes Team mit der Headlinerband die Nacht durchzecht und am nächsten morgen an den Baggerseen gemeinsam abhängt. Oder wenn Xavier Rudd nach seinem Poolbar-Konzert während der nachfolgenden Tour einfach noch zwei Abstecher zum Poolbar Festival macht, weil es ihm so gut gefällt …

WANN & WO: Gibt es etwas, das du rückblickend anders gemacht hättest oder worauf du besonders stolz bist?

Herwig Bauer: Ich bin vielleicht besonders stolz darauf, dass wir, auch wenn es richtig schlecht lief und wir hohe Schulden hatten, nicht aufgegeben haben. Unsere Antwort auf Probleme war eigentlich nie zurückzustecken, sondern in die Offensive zu gehen und Dinge besser zu machen. Es macht mich stolz, dass wir ein Team haben, das immer wieder gemeinsam in eine Richtung arbeitet und gerne zusammenarbeitet. Das ist definitiv nicht selbstverständlich. Natürlich gab es rückblickend viele Fehler, die ich gerne vermieden hätte, aber es gab immer wieder Katastrophen, die dann Gutes nach sich zogen. Ein Paradebeispiel dafür ist aus den Anfangsjahren, als nach einem rauschenden Abschlussfest die gesamte Architektur niedergerissen wurde, was uns dazu zwang, im kommenden Jahr alles neu zu machen. Das haben wir dann zum Prinzip erhoben.

WANN & WO: Wenn du unbegrenzte Mittel zur Verfügung hättest, wer wäre dein Wunschkünstler für einen Auftritt im Reichenfeld?

Herwig Bauer: Es gibt natürlich viele große Stars, die man gerne hätte, aber in Wirklichkeit ist es spannender, die kleineren Künstler zu entdecken, die noch ihre Zeit vor sich haben. Das ist eigentlich unser Ding und diese Künstler holen wir auch. Aber ALT-J wär definitiv eine Band, die wir uns vielleicht irgendwann auch leisten können.

WANN & WO: Wie wird die Geburtstagssause am 5. August aussehen?

Herwig Bauer: Der Tag startet mit meinem heimlichen alljährlichen Highlight: Dem Poolbar Fußball Turnier. Das Poolbar Team wird alles geben! Danach Stereo Ida, Open Air bei freiem Eintritt. Dann geht´s im Pool weiter mit lauter speziellen Poolbar-Freunden auf der Bühne. Dann die würdig üppige Geburtstagstorte, DJs, Sause. Und parallel oben Kruder und Dorfmeister, die ganz am Beginn ihrer Welt-Karriere in den 90ern auch einen Poolbar-Gig hatten. Passt gut zum Jubiläum, oder?

WANN & WO: Abschließend: Nach 30 Jahren Festival, wie lange bleibt Herwig Bauer der Poolbar als Geschäftsführer erhalten? Oder planst du schon für die Zeit nach dem Festival?

Herwig Bauer: Ich habe immer gut damit gelebt, nicht zu weit voraus zu denken – ich versuche, möglichst im Jetzt zu leben, aber natürlich gemeinsam mit dem – übrigens unfassbar genialen! – Poolbar-Team aus Fehlern zu lernen und gemeinsam über Verbesserungen nachzudenken. Solange uns das gemeinsam Spaß macht und ich nicht das Gefühl habe, dem Team, dem Festival, den notwendigen Entwicklungen im Weg zu stehen, sondern hilfreicher Teil des Ganzen zu sein, bleibe ich gerne noch 30 Jahre dabei. Lass uns 2053 nochmals reden, ja?

Herwig BauerUntrennbar verbunden mit dem Poolbar Festival ist der Name Herwig. Bauer. Seit 30 Jahren arbeitet er unermüdlich an dem wohl einzigartigen Konzept, das die Location rund um das Alte Hallenbad immer wieder neu erfindet.

Herwig Bauer

Untrennbar verbunden mit dem Poolbar Festival ist der Name Herwig. Bauer. Seit 30 Jahren arbeitet er unermüdlich an dem wohl einzigartigen Konzept, das die Location rund um das Alte Hallenbad immer wieder neu erfindet.

«Im Organisationsteam sind etwa 20 bis 25 Personen, und während des gesamten Festivals sind dann rund 130 Teammitglieder im Einsatz. Dazu kommen noch die Sicherheitskräfte und externe Dienstleister. Jedes Jahr wieder bei Null zu beginnen, ist natürlich ziemlich fordernd.»

Poolbar-CEO und Gründervater Herwig Bauer über den personellen Aufwand, der hinter dem Festival steckt