„Ich kenne den König, seit er ein Baby war“

Zur Person: Kristl Moosbrugger
Wohnort, Alter: Lech, 80 Jahre
Familienstand: verwitwet, drei Kinder (Michael, geb. 1966, Johanna, geb. 1967, und Florian, geb. 1969)
Beruf: Hotel Post in Lech, im Ruhestand
Hobbys: Skifahren, Golf, Soziale Projekte
Kristl Moosbrugger, ehemalige Chefin des Hotel Post in Lech, im W&W Sonntags-Talk über ihre frühen Jahre, Königsfamilien in Lech und ihr aktuelles Herzensprojekt, den Wildpark Feldkirch.
WANN & WO: Wie sind Sie als Innsbruckerin in Lech gelandet?
Kristl Moosbrugger: Ich habe eine Ausbildung in der Hotelfachschule Villa Blanka gemacht. Meine Mutter hat bei Frau Moosbrugger Senior angefragt, ob ich in ihrem Betrieb ein Praktikum machen kann. Mein späterer Mann Franz war zu der Zeit in Kanada. Kennengelernt habe ich ihn dann in Innsbruck auf einem Lichtbildervortrag von Karl Depaoli.
WANN & WO: Später haben Sie geheiratet und zusammen das Hotel geführt?
Kristl Moosbrugger: Damals war die Mutter, wie halt alle Wirtinnen, die Innenministerin und der Vater war der Außenminister. Er war auch noch Skilehrer, zum Beispiel von Bruno Kreisky und von Prinz Bernhard dann viele Jahre lang. Als wir von der Hochzeitsreise zurückgekommen sind, hat uns die Mutter den Schlüssel für das Hotel übergeben. Heute weiß ich, wie schwer das ist. Wenn da so ein junges Mädel kommt, die im Prinzip nicht viel weiß. Nicht reinzureden statt weiter die Chefin spielen und dann den Sohn und die Schwiegertochter wie Angestellte zu behandeln. Das hat sie nie getan. Sie war eine starke Frau.
WANN & WO: Ende der 80er Jahre mussten Sie dann einen schweren Schicksalsschlag verkraften, als Ihr Mann im Himalaya verunglückt ist.
Kristl Moosbrugger: Man kann sich nicht vorstellen, was da alles auf einen hereinbricht. Er hat die ganzen Finanzen verantwortet – und dann stehst du da als junge Frau, kurz vor der Wintersaison. Meine Tochter Johanna hat sofort ihr Jahr in der Hotelfachschule Lausanne unterbrochen. Mein Sohn Michael hat in Salzburg studiert. Und der Florian war gerade ersten zwei Monate beim Militär. Der damalige Landeshauptmann Purtscher hat mir geholfen und ihn da rausgeholt. So konnten in dieser schweren Zeit alle drei Kinder bei mir sein. Sie hatten ja auch ihren eigenen Schmerz, den Vater verloren zu haben. Mein Schwiegervater hat sich hinter mich gestellt, weil er auch wusste, wie man sich als Frau schwertut. Heute lässt man sich ja nicht mehr viel gefallen von den Männern, aber bei vielen ist schon immer noch der Gedanke, die Weiber gehören in die Küche, in die Kirche und zu den Kindern. Und im Dorf hat man geredet: Sperrt sie jetzt zu im Sommer? Traut sie sich jetzt drüber, dass sie das weiter macht?
WANN & WO: Wie haben Sie das wahrgenommen?
Kristl Moosbrugger: Natürlich rennst du am Anfang jeden Tag zum Friedhof. Dann bin ich aber ganz gerade und mit erhobenem Kopf hereingegangen, als wenn ich einen Besenstiel im Rücken hätte. Ihr sollt sehen, ich lass mich nicht unterkriegen! Florian, der jüngste Sohn, der jetzt die Post führt, hat einmal zu mir gesagt: „Mama, wir lassen dich nie allein. Einer von uns wird immer da sein.“
WANN & WO: Wie entstand der Kontakt zur niederländischen Königsfamilie?
Kristl Moosbrugger: Die königliche Familie war vorher in St. Anton. Dann ist Prinz Bernhard einmal übers Madloch gefahren, in der Post eingekehrt und hat Erich Moosbrugger kennengelernt. Der Prinz muss gespürt haben, dass das ein besonderer Mensch ist. So wurde unter einem Decknamen, Bischof von Hemskerl, gebucht. Man wusste, die königliche holländische Familie hat in Lech gebucht und kein Mensch weiß, wo. Und die Mutter hat uns nichts gesagt. (lacht) Die Diskretion war auch das, was die Familie so geschätzt hat. Das hat sich bei den Königshäusern herumgesprochen. Dann sind die Norweger gekommen, die Monegassen, die Jordanier, die Schweden, sie waren alle da. Sie haben geschätzt, dass man ihnen 14 Tage im Jahr ein Privatleben schenkt. Die drei Buben von der Beatrix und meine drei Kinder waren gleich alt. Wenn wir Skifahren waren, haben wir sie oft bei der Frau Moosburger Senior abgegeben. Die hat richtig Oma gespielt und da waren die Kinder zum Teil bei ihr in der Stube oder im Laufstall. Ich kenne den König Alexander schon, seit er ein Baby war.
WANN & WO: Nehmen Sie in Lech auch einen „Ausverkauf der Heimat“ wahr?
Kristl Moosbrugger: Ja, die Entwicklung von Chalets und Zweitwohnsitzen hat uns überrollt. Ich bin froh, dass der Stopp der Investorenmodelle verlängert wurde. Es müsste jede Gemeinde ganz allein entscheiden können, wieviel Zweitwohnsitzabgabe verlangt wird. Es gibt so viele Aufgaben der Gemeinde, die ein Dorf wie Lech mit seinen 1.600 Einheimischen kaum bewältigen kann. Ich würde mir wünschen, dass diese Eigentümer von Zweitwohnsitzen auch zu öffentlichen Einrichtungen und dem Dorfleben beitragen. Dann gibt es dieses Schlupfloch, wo so kleine Chalets gebaut werden. Man verlangt für die Woche 12.000 Euro, hat keine Buchungen und „Hurra“, kann im Chalet mit seinen Freunden, seiner Familie Ferien machen.
WANN & WO: Wie ist es dazu gekommen, dass Sie Sozialprojekte in Nepal umsetzen?
Kristl Moosbrugger: Ich war im Krankenhaus Feldkirch und da ist dieser nepalesische Arzt, Dr. Ram Shresta, an mir vorbeigelaufen. Der damalige Primar Fink hat mir erzählt, dass er unbedingt ein Krankenhaus in Nepal bauen möchte. So wurde ich bald Mitglied beim Verein „NepaliMed“. Da gab es viele Hürden, aber das Land Vorarlberg hat uns sehr unterstützt. Die Diözese Feldkirch hat zwar zuerst auch eine große Summe Geld versprochen, aber dann doch nicht alles gespendet. Ich habe dann gesagt: Jetzt hilft nur noch ein großer Benefizabend in der Post. Und auf den habe ich hingearbeitet, 12 Monate lang. Wir hatten viele wunderschöne Preise gesammelt und auch schon 350.000 am Konto gehabt. Die zehn wertvollsten Preise haben wir versteigert. So haben wir in einer Nacht 1,4 Millionen Schilling an Spenden bekommen, ein Wahnsinn!
WANN & WO: Und dann konnten Sie mit dem Bau beginnen?
Kristl Moosbrugger: 25 Bauern haben jeweils Land hergegeben, wo wir das Krankenhaus gebaut haben. Wir haben die erste biologische Kläranlage gebaut, inzwischen gibt es davon 25 oder mehr in ganz Nepal. Dann kam noch eine wunderbare Erbschaft von einer Wiener Lehrerin. Mit diesem Geld haben wir unsere eigene Krankenschwesternschule bauen können. Inzwischen ist das Krankenhaus auch Universitätsspital. Zu guter Letzt haben wir dann auch noch ein Waisenhaus gebaut.
WANN & WO: Welche Projekte verfolgen Sie derzeit?
Kristl Moosbrugger: Meine Zangengeburt ist der Wildpark Feldkirch. Mein Schwiegervater war immer ein großer Gönner und wie er 1989 gestorben ist, kam die Anfrage. Am 18. Oktober feiert der Wildpark 60-jähriges Bestehen. Jetzt muss das Wirtschaftsgebäude, das mittlerweile wirklich desolat ist, dringend erneuert werden. Die geschätzten Kosten liegen bei eineinhalb Millionen Euro. Wir waren beim Land, bei Wallner und Gantner. Dort wurden uns 400.000 Euro zugesagt und gleich viel von der Stadt Feldkirch. Und jetzt soll der Wildpark die übrigen 700.000 selber aufbringen? Wie soll das gehen?
WANN & WO: Haben Sie eine Idee?
Kristl Moosbrugger: Mein Traum wäre, dass jeder in Vorarlberg lebende Mensch einen Euro zahlt. Mit diesen 403.000 Euro wären wir alle finanziellen Sorgen los. Für diese 700.000 Euro bin ich durchs Land gepilgert wie ein Schuhbandlverkäufer. Die Firmen waren sehr großzügig, es fehlen mir jetzt noch 151.000 Euro. Ich hoffe, dass ich die noch schaffe, irgendwie.

„1 Euro von jedem in Vorarlberg“
Spendenkonto für den
Wildpark Feldkirch:
Sparkasse Feldkirch
IBAN: AT86 2060 4000 0002 3408