„Matrix und Fast & Furious wurden mit Angelbird produziert“

Zur Person: Roman RabitschAlter, Wohnort: 47, DornbirnAusbildung: Elektroniker Beruf: CEO AngelbirdTechnologies GmbHHobbys: Natur, Musik, Mountainbiken, WandernFotos: Angelbird

Zur Person:
Roman Rabitsch

Alter, Wohnort: 47, Dornbirn

Ausbildung: Elektroniker
Beruf: CEO Angelbird

Technologies GmbH

Hobbys: Natur, Musik,
Mountainbiken, Wandern

Fotos: Angelbird

Angelbird-CEO Roman Rabitsch im W&W-Talk über sein Unternehmen in Dornbirn, Hollywood und die Gründerszene im Ländle.

WANN & WO: Wie kommt man als Musiker auf die Idee, ein Technologie­unternehmen zu gründen?

Roman Rabitsch: Ich bin eigentlich ausgebildeter Elektroniker, aber ich war immer leidenschaftlicher Soundbastler und Tüftler. Bereits in jungen Jahren habe ich sehr viel Musik gemacht, unter anderem war ich Mitproduzent und Teil der Band CeCe Rogers Nuphunk. So habe ich viele Jahre Musik gemacht, bin dann beim Jazzseminar Dornbirn gelandet und habe dort Musikproduktion am Computer unterrichtet. Ich habe dann eine Lösung gesucht, wie ich schneller Sounds vorhören und spielen kann. Am Klavier drückst du eine Taste und der Ton klingt umgehend. Du bist unmittelbar in deinem kreativen Prozess. Wenn du am Computer Musik machst, brauchst du eine Idee, musst den passenden Sound suchen und ihn dann laden. Die Suche und lange Ladezeit behinderten meinen Arbeitsprozess und der kreative Moment war eigentlich weg. Um das zu umgehen, habe ich damals eine Lösung gesucht. Ich habe dann meinen damaligen Mac G5 mit einem RAID-System mit vier traditionellen Festplatten bestückt, was den Arbeitsprozess bereits um einiges beschleunigte. Zu dieser Zeit ist dann auch die SSD-Technologie aufgekommen. So entstand die erste Produktidee: Ein SSD RAID-System mit dem die damaligen Standcomputer effizient und kostengünstig aufgerüstet werden konnten.

WANN & WO: Hattest du bei der
Firmengründung Unterstützung?

Roman Rabitsch: Ich habe Kontakt mit einem industriellen Investor aus Vorarlberg knüpfen können. Diesen hat nicht nur das Produkt interessiert, sondern auch die Vermarktungsstrategie per Webshop, was vor 15 Jahren noch recht neu war.

WANN & WO: Das klingt ja einfach: Firma gründen, Investor finden und weltweit durchstarten.

Roman Rabitsch: Das stellt man sich so vor, aber wenn mich jemand fragen würde, ob ich es nochmal machen möchte, wäre meine Antwort: „Womöglich nicht.“ Das zeitliche, mentale und körperliche Investment für den Erfolg ist groß. Wenn man das machen möchte, sollte man nur ein Ziel vor Augen haben. Ich machte es stets aus Leidenschaft und war mir gleichzeitig bewusst, dass mir dafür sehr viel harte Arbeit abverlangt wird.

WANN & WO: Wie ist das, wenn die Verantwortung weiter wächst?

Roman Rabitsch: Mit Menschen zu arbeiten, ist ein weiterer Faktor, den man nicht unterschätzen sollte. Alleine etwas zu tun, ist etwas ganz anderes, als eine Firma aufzubauen. Wir sind jetzt 44 Personen bei Angelbird, haben Teammitglieder in Asien, Indien sowie ein Büro in den USA. Irgendwann musste ich weg vom Startup-Gedanken und es schaffen, loszulassen und zu vertrauen. Neben unermüdlicher harter Arbeit gehört auch eine Portion Glück dazu, ein Unternehmen zum Erfolg zu bringen.

WANN & WO: Was waren für dich die größten Hürden?

Roman Rabitsch: In unserem Bereich kämpfen wir gegen die großen Konzerne, wie Western Digital, SanDisk oder Samsung. Du kommst oft an Grenzen, ob das deine eigenen Grenzen, finanzielle, räumliche oder personelle Grenzen sind.

WANN & WO: Warum hast du so stark an den Erfolg geglaubt?

Roman Rabitsch: Ich wollte das erreichen, es war eine für mich einzigartige Möglichkeit, riesen Herausforderung und machte, wie auch heute noch, sehr viel Spaß. Irgendwann kommst du an den Punkt, an dem dir bewusst wird, dass du nicht mehr alleine bist und ein Team von Mitstreitern hinter dir hast. So verschiebt sich die Verantwortung und im Endeffekt bist du dann für über 40 Existenzen und Familien verantwortlich. Das treibt gewaltig an.

WANN & WO: Was ist das Kern­geschäft von Angelbird?

Roman Rabitsch: Wir entwickeln leistungsstarke Speichermedien für den professionellen Film-, Foto- und Audio-Markt. Es ist ein Unterschied, ob ich ein langzeitbelichtetes Foto vom Sternenhimmel mache oder als Sportfotograf in 2 Sekunden 90 Fotos schießen und abspeichern muss. Auch, ob ich ein Werbevideo für ein Unternehmen drehe oder einen Kinofilm produziere. Darum müssen wir uns technologisch immer am Kamera-Markt orientieren und arbeiten eng mit den führenden Kameraherstellern zusammen.

WANN & WO: Wer verwendet eure Produkte?

Roman Rabitsch: Wir bedienen den semi- und hoch-professionellen Markt. Wir sind direkter Lieferant von Netflix für deren Film- und Serienprojekte. Unsere Produkte sind genauso in Hollywood oder in Bollywood in Verwendung. Matrix oder Fast & Furious wurden zum Beispiel mit Angelbird-Speichertechnologie produziert. In etwa 70 Prozent der Film- und Serienproduktionen werden unsere Speichermedien verwendet. Auch haben selbstständige Fotografen, Video-Freelancer, Werbefilm-Produzenten, usw. unsere Produkte im Einsatz.

WANN & WO: Welche Anforderungen stellt das an die Zuverlässigkeit?

Roman Rabitsch: Eine Drehminute kann gleich mal 100.000 Euro kosten. Es passiert aus verschiedensten Ursachen sehr oft, dass wir Daten wiederherstellen müssen. Das ist bei schon so einigen großen Hollywood-Filmen passiert, Genaueres darf ich leider nicht darüber sagen. Eine Geschichte zu einer Netflix Produktion kann ich aber erzählen: Da hat uns ein Produzent angerufen und berichtet, dass eine sehr lange Aufnahme mit nur einer Kamera gemacht wurde und die Karte nicht mehr lesbar sei. Als ich gesagt habe, dass wir für die Datenwiederherstellung die Karte hier bei uns in Österreich benötigen, hat sich sein Assistent in Los Angeles in den Flieger gesetzt und stand am darauffolgenden Tag um acht Uhr vor unserer Tür. Bis am Nachmittag hatten wir alle Daten wiederhergestellt. Was wir so gehört haben, hatte die Szene knapp 2 Millionen Dollar gekostet. Unser Service war kostenlos.

WANN & WO: Was würdest du Gründern im Technologiesektor raten?

Roman Rabitsch: Schau, dass du eine Förderung bekommst, dass du vielleicht einen Investor an Bord holst. Nimm es nicht so tragisch, wenn mal etwas nicht funktioniert. Es ist wichtig, eine Risikoabschätzung zu machen und den Markt zu durchforsten: Ist das wirklich die super Idee oder das einzigartige Produkt? Man sollte es nie mit dem Gedanken machen, dass man reich werden will. Mache es aus eigenem Antrieb, aus Leidenschaft und mit Enthusiasmus. Man muss Spaß und Freude daran haben!

WANN & WO: Was sind deine Pläne für die Zukunft?

Roman Rabitsch: Zeit für mich zu finden und auch mehr Zeit mit meinen Kindern zu verbringen. Ich möchte das Unternehmen so stabilisieren, dass wir die nächsten fünf bis zehn Jahre sicher am Markt bestehen und entsprechend gesund wachsen. In den vergangenen Jahren hatten wir nicht einfach nur ein Wachstum von zehn, sondern eher 50 bis 100 Prozent. Da lastet sehr viel auf jedem Einzelnen. Das Ziel muss trotzdem sein, dass die Belegschaft jeden Abend nach Hause gehen und auch ein Privatleben genießen kann.

WANN & WO: Warum ist Angelbird in Vorarlberg kaum bekannt?

Roman Rabitsch: In Vorarlberg werden, mit Ausnahmen, nicht viele Hollywood Filme gemacht. (lacht) Es gibt bei uns relativ viele unbekannte Firmen im Technologiebereich, die globale Marktführer in ihrer Nische sind. Vorarlberg und seine direkte Umgebung sind das Silicon Valley von Europa. Hier passiert so Einiges, das steht fest!

«Man sollte es nie mit dem Gedanken machen, dass man reich werden will. Mache es aus eigenem Antrieb, aus Leidenschaft und mit Enthusiasmus. Man muss Spaß und Freude daran haben.»

Roman Rabitsch auf die Frage, was er jungen Unternehmern raten würde.

«Man sollte es nie mit dem Gedanken machen, dass man reich werden will. Mache es aus eigenem Antrieb, aus Leidenschaft und mit Enthusiasmus. Man muss Spaß und Freude daran haben.»

Roman Rabitsch auf die Frage, was er jungen Unternehmern raten würde.