„Menschen für neue Ideen begeistern“

Zur Person: Andreas GappAlter, Wohnort: 49, MittelbergBeruf: Jurist, Diplom-Finanzleiter; Vorstand Walser Raiffeisen Holding, Operativer Vorstand der Bergbahnen, Spartenobmann SeilbahnerFamilie: Verheiratet, 3 Kinder: Julius (18), Petrus (16) und Emilia (13)Hobbys: Kraftsport, Wandern, Skifahren, Fotografie, Musik

Zur Person: Andreas Gapp

Alter, Wohnort: 49, Mittelberg

Beruf: Jurist, Diplom-Finanzleiter; Vorstand Walser Raiffeisen Holding, Operativer Vorstand der Bergbahnen, Spartenobmann Seilbahner

Familie: Verheiratet, 3 Kinder: Julius (18), Petrus (16) und Emilia (13)

Hobbys: Kraftsport, Wandern, Skifahren, Fotografie, Musik

Andreas Gapp, Obmann der Vorarlberger Seilbahnen, im W&W-Talk über Klimaschutz, Ticketpreise und wie sich der Tourismus im Ländle entwickeln wird.

WANN & WO: Was ist das Spannende an der Arbeit mit Bergbahnen?

Andreas Gapp: Es ist total vielfältig. Neben klassischen Themen ist besonders die Herstellung des Produkts, dass man Liftanlagen braucht, interessant. Im Sommer sind es die Wanderwege, im Winter die Pisten. Die Leute sind am Berg einfach zufrieden. In einem Unternehmen zu arbeiten, das Leute so glücklich macht, ist etwas Einzigartiges. Dass ich Vorstand bei unseren Bergbahnen wurde, war eher ein Zufall, als geplant. Im Oktober 2016 war vorgesehen, dass ich das für ein Jahr mache. Mal sehen, wann dieses Jahr endet. (lacht)

WANN & WO: Was sind in naher Zukunft die größeren Herausforderungen für die Branche?

Andreas Gapp: Wir arbeiten intensiv daran, dass die Welt auch in Sachen Klimaschutz eine Bessere wird. Wenn es keinen Schnee mehr gibt, kann ich nicht mehr Skifahren. Wir haben auch den Nachhaltigkeitsbericht der Bergbahn veröffentlicht. Da steht viel drinnen, was seit Jahren getan wird. Gleichzeitig haben die Silvretta-Montafon und die Bergbahnen Kleinwalsertal mit der Austria Geosphere eine Klimastudie gemacht: Was heißt es, wenn sich Winter mit Klimaerwärmung und unterschiedlichen Szenarien entwickelt? An alle Erderwärmungs- und Klimaerwärmungsskeptiker: Die Kurven gehen nach oben. Das ist so! Man sieht aber auch, dass die bestehenden Maßnahmen, die noch zu wenig sind, positive Effekte zeigen. Bis 2050 ist das mit dem Skifahren überhaupt kein Thema, aber damit es auch nachher noch geht, müssen wir jetzt alle etwas tun. Wir müssen mit Konzentration und Ernsthaftigkeit auf das Thema schauen. Gleichzeitig dürfen wir in der Gesellschaft bei der ganzen Klimadiskussion nicht vergessen, dass manche Sachen, die gut fürs Klima sind, uns auch Freude machen können.

WANN & WO: Welche Maßnahmen wurden bereits umgesetzt?

Andreas Gapp: Fast alle Skigebiete arbeiten mit klimaneutraler Energie. In Oberstdorf und Kleinwalsertal sind wir die ersten, die alle unsere Pistenraupen auf HVO-Treibstoff (Hydrierte Pflanzenöle) umgestellt haben, was 90 Prozent Reduzierung der Klimabelastung bringt. Wir werden weiterhin viel tun. Dann kann ich auch Skifahren gehen und den Spaß am Schwung an der frischen Luft genießen.

WANN & WO: Welche Rolle spielen technologische Innovationen?

Andreas Gapp: Diese spielen im Großen wie im Kleinen eine Rolle. Wenn wir von Diesel auf HVO umstellen, ist das ein großer Sprung mit großer Wirkung. Wenn wir gleichzeitig, wie alle anderen auch, Lampen auf LED umstellen, ist es bei der einzelnen Lampe wenig, aber in Summe macht es dann was aus. Wenn Schneeerzeuger immer noch effizienter werden und weniger Energie brauchen, dann hilft das. Hier geht Wirtschaftlichkeit einher mit nachhaltigem Verhalten. Das finde ich immer das Allerbeste.

WANN & WO: Wie siehst du die jährlichen Diskussionen um die Kartenpreise?

Andreas Gapp: Ich werde oft auf das Thema angesprochen, weil es eines der hochemotionalsten Produkte ist. Wenn es anders ginge, würden wir die Preise sicherlich anders machen. In Kombination mit der Herausforderung, die wir im Bereich Nachhaltigkeit haben, steigen aber auch unsere Kosten. Die Preise sind so, weil wir auch teurer einkaufen. Energie, Materialkosten und die Arbeitskräfte kosten mehr. Ich sage aber immer dazu, dass wir ganz bunte Angebote haben. Wir reden immer von der Tageskarte. Davon gibt es mehrere in Vorarlberg: Will ich viele Skipisten, Kilometer, Anlagen oder doch weniger? Entsprechende Unterschiede gibt es im Preis. Wir haben zum Beispiel eine Drei-Stunden-Karte, es gibt also Lösungen, das Bedürfnis nach Skifahren zu erfüllen.

WANN & WO: Was wird in den nächsten Jahren in Vorarlberg passieren, damit der Tourismus seine Attraktivität behält oder noch steigern kann?

Andreas Gapp: In letzter Konsequenz müssen wir uns auf unsere Stärken fokussieren. Wenn in Vorarlberg etwas gemacht wird, hat das immer höchste Qualität. Heißere Sommer führen dazu, dass die Sommerfrische in den Bergen wieder höher nachgefragt wird. In einem relativ kleinen Rahmen so viele Möglichkeiten zu haben, von Berg bis Stadt und See, das ist einzigartig.

WANN & WO: Was sind deine Ziele für die kommenden Jahre?

Andreas Gapp: Die Kinder im Groß- und Erwachsenenwesen begleiten ist wunderschön. Dass sie gut ins Leben kommen und lebenstüchtige Menschen sind. Beruflich sind meine Ziele dort, wo ich Verantwortung für eine gute Weiterentwicklung trage. Als Sprecher der Bergbahnen kann ich gestalten und habe den großen Vorteil, dass ich eine total aufgeschlossene Branche habe, in der sich die Menschen für neue Ideen begeistern lassen. Dann macht Weiterentwicklung Spaß. Gemeinsam arbeiten, um die Ziele zu erreichen. Als Geschäftsführer ist mir der „Tone at the top“ sehr wichtig, denn mir ist klar, dass man darauf schaut, wie das der Gapp macht. Wie geht der mit Menschen um?

WANN & WO: Was waren die größten Herausforderungen, mit denen du bisher konfrontiert warst?

Andreas Gapp: Ein großes Thema war das Zusammengehen der Bergbahnen im Kleinwalsertal und dann aus dieser Fusion heraus die Ifenbahn bauen zu können. Und ich bin ja nicht nur Bergbahnleiter, da muss ich kurz den Hut wechseln. Ein weiteres Projekt war bei der damaligen Walser Privatbank die Trennung der Bank und die Ausformung der Alpen-Privatbank als hochspezialisierte Privatbank, im Zusammengehen mit der Alpenbank in Innsbruck, inklusive Sitzverlegung nach Vorarlberg und die Ausformung einer klassischen Raiffeisenbank. Das war ein Dreijahresprojekt.

WANN & WO: Was waren denn die wichtigsten Learnings, die du aus den Herausforderungen mitgenommen hast?

Andreas Gapp: Die Formulierung von Zielen ist wichtig und dann einen Schritt nach dem anderen. Das klingt einfach, aber so funktioniert es. Man muss die Kraft haben, auch mal drei Schritte zurückzugehen, damit man das Gesamtbild erfasst. Das ist meine zentrale Aufgabe, ich muss immer wieder in die Vogelperspektive gehen und fragen, wie schaut es aus, passt es noch? Wenn ich wieder runter auf den Boden komme, dass ich die Kraft habe zu sagen, hey, wir haben uns verrannt. Dann gehen wir drei Schritte zurück und setzen die Schritte anders. Flexibilität ist wichtig.

WANN & WO: Dürfen wir optimistisch in die Zukunft blicken?

Andreas Gapp: Ich will nicht die Größe der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Baustellen kleinreden. Ich glaube, wir müssen diese Baustellen alle gemeinsam in die Hand nehmen und bearbeiten. Aber wir dürfen daneben nicht verlernen, uns bei allen Schwierigkeiten auch einmal zu freuen. Wir dürfen auch noch leben! Foto: Begle/WANN & WO

«Sachen, die gut fürs Klima sind, können uns auch Freude machen.»

Andreas Gapp zum Thema Klimaschutz.

«Sachen, die gut fürs Klima sind, können uns auch Freude machen.»

Andreas Gapp zum Thema Klimaschutz.