Kopfstücke

Es ist ein
Unterschied

Es ist ein Unterschied, ob man sich aus verschiedenen Gründen dafür entscheidet, gewisse Dinge nicht zu kaufen, wenn man weiß, man könnte es, oder kauft etwas nicht, weil man es nicht kann.“

Diesen Satz habe ich vor kurzem in einer Präsentation über Armut gelesen. Stellen Sie sich vor, Sie stehen vor einem übervollen Joghurtkühlregal. Oder in einem Elektrogeschäft und schauen sich die neuesten Fernseher an. Oder Sie betrachten beim Autohändler die glänzenden neuen Wagen.

Und dann stellen Sie sich erstens vor Sie haben genügend Geld und entscheiden sich nichts zu kaufen. Weil Sie keinen Hunger haben, weil es der alte Fernseher noch tut oder weil Sie im Moment gar kein neues Auto brauchen. Es kann aber auch sein, dass Sie im Moment gar keine Lust auf irgendeinen Einkauf haben. Also lassen Sie es bleiben.

Und jetzt stellen Sie sich vor, dass ihr Kühlschrank schon lange leer ist, dass Ihr alter Fernseher mehr stört als Sie ungestört schauen lässt und dass Ihr Traum schon lange ein eigenes Auto wäre.

Beides macht etwas mit Ihnen. Wenn Sie gehen, weil Sie nicht kaufen möchten, sind Sie ziemlich unabhängig. Wenn Sie aber gehen, weil Sie nicht kaufen können, dann beschäftigt Sie das weiter. Es kann sein, dass Sie dieses Unvermögen nicht mehr los lässt. Jemand hat mir einmal erzählt, dass sich diese Gedanken in seinem Denken festgefressen hätten. Er konnte an nichts anderes denken. Dazu kamen bei ihm noch die ständigen Sorgen, ob er wohl die Miete für den nächsten Monat bezahlen kann. Ob er den Schulwechsel seiner Kinder wohl stemmen könne und ob die Waschmaschine wohl noch ein paar Jahre hält. Er fühlt sich wie in einem Hamsterrad.

Und im Übrigen haben Sie Recht: Wer sich wie in ein Hamster im Rad fühlt, läuft Gefahr sich tot zu laufen.

In „Kopfstücke“ hat der Gastkommentator Peter Kopf Raum für seine persönliche Meinung. Diese muss nicht mit der der Redaktion übereinstimmen.