„Wir brauchen wieder mehr Message in unserer Musik!“

Vor dem ekstatischen Jurassic 5-Poolbar-Gig traf W&W Producer-Legende und Grammy-Gewinner Burt Blackarach.
WANN & WO: Wie verlief die bisherige Tour mit Jurassic 5?
Burt Blackarach: Für mich eine große Ehre. Sie sind live einfach unantastbar – sechs Leute, die mit dermaßen viel Energie interagieren. Diese exklusive Zusammenarbeit macht mich unheimlich stolz. Die Band hat mich in ihre Mitte aufgenommen und gibt mir das Gefühl, ein Teil von ihnen zu sein.
WANN & WO: Wie ist die Zusammenarbeit entstanden?
Burt Blackarach: DJ Nu-Mark und ich sind schon seit der High School befreundet, wir haben unsere erste Drum Machine, eine SP-12, zusammen gekauft und angefangen aufzulegen. Wir haben uns auch immer gegenseitig angetrieben.
WANN & WO: Wann wurdest du vom Hip Hop-Virus infiziert?
Burt Blackarach: Ich kann mich zwar nicht mehr an den Song erinnenrn, nur noch an das Cover der Platte – sie zierte ein grünes Label. Ich habe mich gefragt, wie die das machen. Vorher habe ich Bass gespielt, der Song hat mich dermaßen getroffen, dass ich sofort etwas Ähnliches produzieren wollte. Hip Hop hat mich viel über Strukturen in der Musik gelehrt.
WANN & WO: Als Kind von Musikern – wie haben dich deine Eltern beeinflusst?
Burt Blackarach: Musik war immer allgegenwärtig. Mein Vater war Keyboarder und Organist und arbeitete mit Leuten wie Bob Dylan oder The Pointer Sisters. Wir hatten auch ein eigenes Ton-Studio, ich habe tonnenweise unveröffentlichtes Material, mein musikalischer Schatz. Auch meine Mutter, eine kanadische Sängerin hat mich stark geprägt. Das Verhältnis zu meinem Vater war gespalten. Er sah sich als den „Star“, eines Tages verkaufte er meinen Bass, den mir Bassisten-Legende Chuck Rainey persönlich geschenkt hatte, für Kokain. Vor acht Jahren sprach ich mit Chuck und erzählte ihm die Geschichte. Er kam dann nach Los Angeles, nahm mit mir einige Songs im Studio auf und schenkte mir einen neuen Bass.
WANN & WO: Du hast viel mit Public Enemy zusammengearbeitet. Chuch D ist Teil der neuen Super-Group „Prophets Of Rage“. Was hältst du davon?
Burt Blackarach: Atemberaubende Combo. Nach dem Ausstieg von Zach war Rage nie mehr die gleiche Band. Und mit Chuck D haben sie einen ähnlich energetischen Frontmann. Ich liebe es, vielleicht bekomme ich sogar die Chance, einen Song auf ihrem Album unterzubringen (schmunzelt).
WANN & WO: Wie wichtig ist politische Message für Musik?
Burt Blackarach: Ich habe immer Musik mit Aussage geliebt und auch produziert. Früher haben mich Conscious Rapper wie Public Enemy oder KRS One berührt und meinen Charakter geformt. Ich glaube, diese Musik wird angesichts der politischen Entwicklungen wieder kommen. Die Labels haben versucht, Musik so flach wie möglich zu halten. Lyrics hatten auf einmal keine Bedeutung mehr. Meine Musik und die Leute, die mit mir zusammen arbeiten, sind da derselben Meinung wie ich: Wir brauchen mehr Message in unserer Musik!
WANN & WO: Public Enemy, KRS One, Method Man, Redman, … du hast mit vielen „Big Names“ zu tun. Wie schwierig ist die Zusammenarbeit mit solchen Superstars?
Burt Blackarach: Interessanterweise waren die großen Namen, mit denen ich zu tun hatte, immer die umgänglichsten. Mehr Probleme machen unbekanntere Künstler, die ebenfalls auf dem Album eines Stars vorkommen und dann schon Superstar-Allüren an den Tag legen. Einem sollte ich persönlich sogar Sushi servieren – was für ein A… Am meisten beeindruckt hat mich Chuck D, er ist ein Musterbeispiel für einen echten Profi und inzwischen auch einer meiner besten Freunde.
WANN & WO: Was ist das Geheimnis deines Erfolgs?
Burt Blackarach: Ehrlichkeit und der Glaube an sich selbst und seine Fähigkeiten. Wenn man sich von anderen beeinflussen lässt und sich in Schubladen drängen lässt, verliert man sich selbst. Harte Arbeit und viel Disziplin gehören einfach dazu, es dreht sich nicht alles um Geld und Frauen – und ich mache auch keinen Trap, nur weil es gerade angesagt ist. Ich bleibe mir treu. Darum kann ich auch jeden morgen in den Spiegel blicken.
WANN & WO: Was hältst du von der Plattenindustrie und dem Online-Vertrieb?
Burt Blackarach: Ich liebe es und hasse es gleichermaßen. Einerseits muss man sich nicht mehr einem Label anbieten und genießt viel Freiheit. Andererseits hat die Masse der Musik viel an Qualität eingebüßt. Ich fühle mich aber gewappnet, da ich schon sehr lange im Business bin.
WANN & WO: Was steht bei dir nun auf dem Programm?
Burt Blackarach: Ich habe noch viel vor. Ich arbeite gerade an einer Doku über meinem Vater und bin mitten in einem Projekt mit Aloe Blacc. Mein Ziel bleiben sechs Top-Ten-Records in sechs verschiedenen Genres!