„Ein Champion, eine Legende, ein Freund“

Niki Lauda im Jahre 1976 in Monaco. Am kommenden Wochenende fährt die Formel 1 am selben Ort mit Trauerflor. Fotos: AP, Reuters, DPA, APA, GEPA

Niki Lauda im Jahre 1976 in Monaco. Am kommenden Wochenende fährt die Formel 1 am selben Ort mit Trauerflor. Fotos: AP, Reuters, DPA, APA, GEPA

Letzte Zielflagge für den dreifachen Formel-1-Weltmeister: Niki Lauda ist tot.

Am Tag, als Niki Lauda zur Legende wird, schaut er in die Hölle. 55 unendliche Sekunden lang. Am 1. August 1976 schießt Lauda mit seinem Ferrari über die Nürburgring-Nordschleife, er verliert die Kontrolle, kracht in eine Felswand und geht mit seinem Wagen in Flammen auf. Den Zuschauern bleibt die Luft weg. 800 Grad Hitze umschließen Lauda, das Auto beginnt zu schmelzen, die Dämpfe verätzen seine Lunge. 42 Tage später zwängt sich Lauda wieder in seinen Rennwagen, das Gesicht entstellt, der Kopf blutig – eine Legende ist geboren. Später sprach der für seinen trockenen Humor bekannte Wiener im Rückblick auf seinen Schicksalstag von seinem „Barbecue“. Sein größter Sieg sei es gewesen, die Formel 1 überlebt zu haben, sagte Lauda ebenfalls immer wieder. Eine Aussage, die beileibe kein Scherz war: Als Lauda Rennen fuhr, war der Tod an den Rennstrecken omnipräsent. Nie war klar, ob er und die anderen Piloten aus den Höllenmaschinen lebend herauskommen würden. Die Frauen hatten immer auch ein schwarzes Kleid mit an der Strecke – man wusste ja nie. „Wir waren getrieben von dem Wahnsinn, den wir selbst gemacht haben. Beinahe in jedem Jahr ist einer von uns gestorben“, sagte er einmal der FAZ.

Friedlich entschlafen

Am Montag hat der Tod Lauda im Alter von 70 Jahren, lange nach dem Ende seiner Rennfahrerkarriere, schließlich eingeholt. Der Wiener sei im Kreise seiner Familie „friedlich entschlafen“, hieß es in einem Statement der Familie, das in österreichischen Medien zitiert wurde. „Seine einzigartigen Erfolge als Sportler und Unternehmer sind und bleiben unvergesslich. Sein unermüdlicher Tatendrang, seine Geradlinigkeit und sein Mut bleiben Vorbild und Maßstab für uns alle. Abseits der Öffentlichkeit war er ein liebevoller und fürsorgender Ehemann, Vater und Großvater. Er wird uns sehr fehlen“, stand dort weiter. Die Formel 1 teilte auf Twitter mit: „Die Motorsportgemeinde betrauert den verheerenden Verlust einer wahren Legende. Die Gedanken aller in der Formel 1 sind bei seinen Freunden und seiner Familie.“ Das Mercedes-Team veröffentlichte im Sozialen Netzwerk ein Herz-Emoji und schrieb „Niki, 1949 – 2019“. Red Bull Racing kondolierte gestern mit den Worten: „Ein Champion, eine Legende, ein Freund. Ruhe in Frieden Niki.“

Um Gesundheit gekämpft

Der eiserne Kämpfer hatte zuletzt verbissen um seine Gesundheit gerungen. Im vergangenen Sommer musste sich Lauda einer Lungentransplantation unterziehen, mehr als zweieinhalb Monate verbrachte er anschließend im Krankenhaus. Für den ewig Getriebenen war diese Zeit noch schlimmer, als die Genesung nach seinem Feuerunfall. „Diesmal war es wirklich lang. Doch ich bin immer noch hier“, sagte Lauda nach seiner Entlassung – in der Hoffnung, schnell wieder der Alte zu sein. Anfang des Jahres war ein weiterer Aufenthalt im Krankenhaus wegen einer Grippeerkrankung gefolgt. Tatsächlich aber führte der Weg des ewigen Stehaufmännchens nicht mehr zurück an die Rennstrecken, an denen er als Aufsichtsratschef des dominierenden Mercedes-Teams bis zum Sommer 2018 zum Inventar gehört hatte.

Rivalen auf der Rennstrecke, Freunde danach: Niki Lauda mit James Hunt. 

Rivalen auf der Rennstrecke, Freunde danach: Niki Lauda mit James Hunt. 

Gemeinsam bei McLaren: Niki Lauda und Alain Prost. 

Gemeinsam bei McLaren: Niki Lauda und Alain Prost. 

1. August 1976, Nürburgring: Nach einem Zusammenstoß in der zweiten Runde brennt der Ferrari von Niki Lauda. Lauda trägt schwere Verbrennungen davon. Nach seinem schnellen Comback am 12. September 1976 wird er sogar beinahe noch Weltmeister. 

1. August 1976, Nürburgring: Nach einem Zusammenstoß in der zweiten Runde brennt der Ferrari von Niki Lauda. Lauda trägt schwere Verbrennungen davon. Nach seinem schnellen Comback am 12. September 1976 wird er sogar beinahe noch Weltmeister. 

F1-Weltmeister Lewis Hamilton hatte ein enges Verhältnis zu Niki Lauda. 

F1-Weltmeister Lewis Hamilton hatte ein enges Verhältnis zu Niki Lauda. 

Der Hohenemser Christian Klien im Gespräch mit Niki Lauda. 

Der Hohenemser Christian Klien im Gespräch mit Niki Lauda.