„Eine starke Frau verfolgt ihre Ziele“

Wann kann man von einer Frau behaupten, dass sie stark ist? Für Marion Rainer, ihres Zeichens Architektin, liegt das klar auf der Hand. „Man setzt immer voraus, dass nur Frauen, die sich in der Männerwelt behaupten, starke Frauen sind. Das trifft meiner Meinung nach nicht zu. Es gibt viele starke Frauen, nur werden Sie nicht gesehen, weil sie ihre Qualitäten und ihre Arbeit nicht genügend präsentieren und auch nicht in der Öffentlichkeit stehen. Frauen sind vielleicht nicht so kräftig wie Männer, wir kommen aber trotzdem ans Ziel. Deshalb sind Frauen z.B. gute Marathonläuferinnen. Eine starke Frau verfolgt ihre Ziele und führt ein selbstbestimmtes Leben.“ Frauen geht es nicht Macht. „Dem vermeintlich schwachen Geschlecht geht es um ‚Anliegen‘. Das macht sie auch zu guten Führungspersönlichkeiten.“ Marion hat zwei Kinder und hat mit Unterstützung ihrer Umgebung alles unter einen Hut gebracht. „Es trafen sich viele gute Zufälle.“
„Ins kalte Wasser geworfen“
Die Architektur wurde ihr in die Wiege gelegt, doch sie hatte ursprünglich andere Pläne. „Ich wollte Kunst in Wien studieren. „Damals habe ich im Februar maturiert, das hieß viel freie Zeit bis Oktober“, erzählt Marion. „Meinem Vater schien diese Zeit zu lang zu sein, ich sollte mich um eine Arbeit umsehen. Zur Überbrückung konnte ich bei meinem Vater im Architekturbüro arbeiten. Er hat mich gleich ins kalte Wasser geworfen. Bald fand ich großen Gefallen an der Arbeit. Letztlich entschloss ich mich für ein Architekturstudium. Mein Vater hat mich mit den Worten ‚Das ist ein harter Job, den können Frauen nicht machen‘ gewarnt.“ Von 120 Architekturstudenten waren nur acht Frauen, drei haben schlussendlich den Abschluss gemacht. Ihr Ziel war immer die Selbständigkeit. „Ich wollte schon immer selbstbestimmt arbeiten.“ Die Feldkircherin hat das Geschäft von ihrem Vater – gemeinsam mit einem Partner – übernommen. Zusammen können sie stolz auf Projekte wie das Vinomnacenter in Rankweil oder das Gasthof Traube Braz, Messe Dornbirn und viele mehr blicken.
„Am wichtigsten: Freude“
„Mein Vater ist mit Lob sehr spärlich umgegangen. Aber genau das hat mich angespornt. Ich wollte beweisen, was ich alles kann“, erzählt die Architektin. „Am wichtigsten ist die Freude an der Arbeit. Der Beruf ist sehr fordernd und umfassend. Tatsächlich ein harter Job, wie mein Vater sagte.“ Aber genau das macht für Marion den Reiz aus. In der Männerdomäne der Architektur, konnte sich die 64-Jährige beweisen. Für sie stand aber immer fest: „Ich kann und will nicht die Männer kopieren, um Erfolg zu haben. Als Frau fühle ich mich authentisch, selbstbewusst und stark und kann mich so auf meine Weise durchsetzen– vielleicht anders. Maßgeblich geprägt haben mich darin meine Mutter und Großmütter sowie meine Tanten. Ich hoffe, ich kann ein Vorbild für weitere Architektinnen sein.“
„Frauen sind vielleicht nicht so kräftig wie Männer, wir kommen aber trotzdem zum Ziel.“ Marion Rainer
Wordrap
Vorarlberg: Ich liebe das Ländle!
Erfolg: Erstrebenswert
Architektur: Ein Anliegen, um das Zusammenleben positiv zu gestalten
Familie: Ganz wichtig für mich
Risiko: Absehbar, nicht zu verrückt
Ruhe: Find ich im Wald