„Bin stolz auf die Lingenauer“

Mit Politik hatte Annette Sohler aus Lingenau vor ihrer Wahl zur Bürgermeisterin nichts zu tun. Vor sechs Jahren gab es im Gemeinderat einen großen Umschwung. „Irgendwann ist einfach mein Name gefallen. Der Rest hat sich entwickelt. Mein erster Gedanke nach der Vorwahl war: Bürgermeisterin sicher nicht. Mit der Gemeindevertretung habe ich ein bisschen geliebäugelt, weil mich die Themen interessiert haben.“ Bei der endgültigen Wahl wurde sie auf Platz vier gewählt und hatte am meisten Vorzugsstimmen. „Die Suche nach einem Bürgermeister hat sich etwas schwierig gestaltet. Ich sah mich in der Verantwortung gegenüber den Bürgern. Mir liegt Lingenau am Herzen, es ist mir nicht egal, was hier passiert.“
„Unterschiedliche
Zugänge zu Themen“
Mittlerweile sitzt sie schon sechs Jahren im Bürgermeistersessel. Von Anfang an konnte sie auf den Rückhalt der Bürger zählen. „Mit der Tatsache, dass ich eine Frau bin, hatten die Lingenauer zum größten Teil kein Problem.“ Mehr Frauen in der Politik – in Österreich heißen mehr Bürgermeister Josef, als es Bürgermeisterinnen gibt – würde sich Annette trotzdem wünschen. „Männer und Frauen haben unterschiedliche Zugänge zu Themen. Das macht das Zusammenarbeiten spannend und schafft oft ganz kreative Lösungen.“ Das Schönste für sie: „Der Zusammenhalt in der Gemeinde. Wenn man sieht, was man alles schaffen kann – wirklich unglaublich! Es engagieren sich so viele Leute – in Vereinen oder einfach im Stillen – und tragen so zum Wohl der Gemeinschaft bei.“ Mittlerweile sei sie sogar eine kleine Patriotin geworden. „Ich bin unglaublich stolz auf die Lingenauer.“ Auch mit Herausforderungen ist die 36-Jährige oft konfrontiert. „Konfliktsituationen gehören zu meinem Job. Wichtig ist, miteinander zu reden. Jeder darf seinen Standpunkt argumentieren. Grundsätzlich gilt für mich: lösungsorientiertes Arbeiten.“ Eine Herausforderung sei auch der Zeitaufwand. „Es bleibt das Eine oder Andere auf der Strecke. Aber das weiß man im Vorfeld. Wenn man sieht, wie sich die Gemeinde entwickelt, hat sich der Einsatz auch gelohnt. Man darf sehr viele Erfahrungen machen, aus denen man unglaublich viel lernt.“
Entspannung
Ruhe und Erholung vom stressigen Bürgermeisterinnen-Alltag findet Annette in der Natur. „Dort kann ich abschalten und den Kopf frei kriegen.“ Wo sie in zehn Jahren steht, weiß die Lingenauerin noch nicht – vielleicht ist eines Tages auch ein Bild von ihr als Ehrenbürgerin an der Wand des Gemeindeamtes zu sehen.
„Mit der Tatsache, dass ich eine Frau bin, hatten die Lingenauer zum größten Teil kein Problem.“ Annette Sohler
Wordrap
Lingenau: Für mich die schönste Gemeinde und sehr lebenswert
Bürgermeisterin: Stolz, dass die erste Bürgermeisterin in Vorarlberg eine Wälderin (Anna Franz) war
Zukunft: Offen darauf zugehen, spannend, was sie uns bringt
Familie: Total wichtig
Vorarlberg: Meine Heimat
Vorbild: Menschen mit Charisma