„Weißt du noch, im WANN & WO…?“

In unserer neuen Serie greifen wir frühere W&W-Storys auf und zeigen, was danach passierte.
Fragt man Anna Ritter, wie es ihr seit unserem letzten Gespräch vor fast genau zwei Jahren ergangen ist, hört die Götznerin beinahe gar nicht mehr mit dem Erzählen auf – so viel ist seitdem passiert. Zur Erinnerung: Anna war damals erst kürzlich von
Niederösterreich nach Vorarl-berg gezogen und steckte gerade mitten im Prozess ihrer Geschlechtsangleichung. Eine Psychotherapeutin hatte ihr ihre Transidentität bestätigt, sie konnte ihre Hormon-
therapie und Logopädie antreten. Nur wenige Tage nach dem Gespräch mit WANN & WO bekam sie ihre neuen Papiere. Auf denen sie endlich offiziell Anna heißt und nicht mehr Thomas. „Nur auf meiner E-Card war es noch nicht soweit: Als ich im Frühjahr 2019 wegen einer Schulterverletzung im LKH Feldkirch war, wurde ich trotzdem noch als Herr Ritter aufgerufen“, erzählt sie lachend.
Patzer mit Folgen
Dieser Versprecher sollte aber der wohl glücklichste Zufall ihres Lebens werden. Denn als Anna das Zimmer des Arztes betrat, sah der natürlich, dass da gerade kein Herr, sondern eine Frau Ritter vor ihm stand. „Er fragte mich, ob ich schon einen Termin für meine geschlechtsangleichende Operation habe“, erinnert sich Anna. „Ich sagte ja, in zwei Jahren in Wien. Er meinte, dass sie auch am LKH einen Experten haben – und dass der sogar schon in ein paar Wochen einen Termin frei hätte!“ Ohne Umwege stürmte sie das Büro des Chirurgen. „Er fragte, ob ich noch über-legen oder gleich einen Termin haben möchte“, schildert die Götznerin. Sie zögerte nicht eine Sekunde und sagte sofort zu. „Er schlug mir dann den 8. Oktober vor – ohne zu wissen, dass das mein Geburtstag ist!“ So bekam Anna vor zwei Jahren das wohl großartigste Geburtstagsgeschenk ihres Lebens. Nämlich endlich der Mensch sein zu können, der schon immer in ihr gesteckt hat. Und als würde diese Verwandlung noch nicht genug sein, hat sich auch Annas Berufsleben komplett gewandelt. „Ich habe meinen Traumjob als Pädagogin für verhaltensauffällige Kinder bekommen. Im Herbst beginne ich sogar mein Studium als Diplom-Sozialpädagogin. Ich kann es kaum glauben: Aus Herr Thomas Ritter ist tatsächlich endlich Frau Lehrerin Anna geworden.“
