Tierische Hilfe für die Ukraine

Zwei junge Frauen kuscheln mit einem geretteten Hund im „Home for Rescued Animals“ in der west­ukrainischen Stadt Lwiw. Fotos: AFP, W&W, privat

Zwei junge Frauen kuscheln mit einem geretteten Hund im „Home for Rescued Animals“ in der west­ukrainischen Stadt Lwiw. Fotos: AFP, W&W, privat

Seit sieben Jahren engagiert sich Margit Baumgartner – von ihren Freunden liebevoll „Engel der Tiere“ genannt – für heimatlose Vierbeiner. Seit Ausbruch des Krieges auch für Tiere aus der Ukraine.

„Wir sammeln für Menschen, deren geringes Einkommen schon kaum für sie selbst ausreicht und die dringend Futter für ihre Tiere brauchen. Magst du uns nicht dabei helfen?“ Diese Frage ihrer Schwägerin Silvana sollte vor sieben Jahren das Leben von Margit Baumgartner aus Dornbirn verändern. „Ich antwortete, dass ich es ja mal probieren könne“, erinnert sie sich im Gespräch mit WANN & WO. Und muss lachen: „Nur wenige Wochen später war meine Garage bis unters Dach gestapelt voll.“

Daran hat sich bis heute nur insofern etwas geändert, als dass Margit heute sogar ein Lager mietet, um die vielen Futterspenden unterzubekommen. Um das unterhalten zu können, arbeitet die 64-Jährige zweimal in der Woche in einer Bäckerei – obwohl sie bereits seit Jahren in Pension ist.

Flohmärkte und Anrufe

„Ich bin auf jedem Flohmarkt, von dem ich erfahre“, erklärt sie. Dort verkauft sie alles, was sie nicht braucht und loswerden kann. Außerdem erhält sie auch direkt Futterspenden von Leuten aus dem ganzen Land. „Sie rufen mich an, dann fahre ich zu ihnen und hole es ab“, schildert Margit. Für welche Tierschutzorganisation sie da unterwegs ist, sei sie schon gefragt worden. „Da wusste ich gar nicht, was ich antworten sollte. Am Ende habe ich bloß ‚Margit Baumgartner‘ gesagt und gelacht.“ Verbreitung findet ihr Engagement über Mundpropaganda.

Hilfe für die Ukraine

Und das nicht zu knapp: Unzählige Hilfslieferungen durfte Margit so schon sammeln und verschicken. Ins Burgenland, in die Steiermark, nach Ungarn, Bosnien – und seit ein paar Wochen auch in die Ukraine. Denn die russischen Bomben zerstören nicht nur Wohnhäuser, sondern auch Tierheime, sie schneiden Lieferwege für Futter ab und zwingen Menschen, auf der Flucht ihre geliebten Vierbeiner zurückzulassen. „Es ist ein unvorstellbares Leid, das dort passiert“, sagt Margit. „Ich hoffe, dass ich mit meiner Arbeit so viel wie möglich dabei helfen kann.“

Dabei erhält sie selbst Hilfe, wie zuletzt von Gerry Wehinger von der Firma Glas-Müller: „Die ganze Fuhre Futter war 250 Kilogramm schwer, das hätte ich nie selbst im Auto transportieren können. Also hat er mir angeboten, sie auf dem Lkw mitzunehmen. Ich sagte ihm, dass ich das nicht zahlen könnte. Aber er meinte: ‚Das kostet nur ein Sixpack Bier und eine Jause für den Fahrer.‘“ Und auch ihre Kinder helfen ihr. „Ganz besonders mein Sohn Daniel, trotz seiner schweren Krankheit und obwohl er schwerbehindert ist.“

Margits Motivation für all das kommt nicht von ungefähr: Nach einer unglücklichen Ehe und schließlich der Scheidung zog sie die beiden Kinder allein groß, arbeitete dabei im Drei-Schicht-Betrieb und musste trotzdem jeden Euro dreimal umdrehen. „Ich weiß, wie es ist, wenn man am Ende ist und einem niemand hilft“, sagt die fröhliche Frau mit ernstem Blick. „Und deshalb kann ich selbst jetzt nicht anders, als zu helfen.“

<p class="caption">In der W&W-Redaktion erzählte Margit ihreGeschichte.</p>

In der W&W-Redaktion erzählte Margit ihre
Geschichte.

<p class="caption">250 Kilo Futter transportierte die Firma Glas-Müller praktisch umsonst.</p>

250 Kilo Futter transportierte die Firma Glas-Müller praktisch umsonst.

«Es ist ein unvorstellbares Leid, das in der Ukraine passiert, auch für die Tiere. Ich hoffe, dass ich mit meiner Arbeit so viel wie möglich helfen kann.» Margit Baumgartner über die Hilfslieferungen ins Kriegsgebiet