3 Fragen an Angelika Atzinger, Geschäftsführerin Verein Amazone

Welche Erfahrungen machen Sie in Ihrer Arbeit mit dem Thema Gewalt?
Speziell sexualisierte, physische und psychische Gewalt sind wesentliche Themen. Vor allem jüngeren Klientinnen ist oft nicht bewusst, dass es sich bei den Grenzüberschreitungen, Äußerungen und Übergriffen, die sie erleben, um Gewalt handelt. Auch strukturelle – gesellschaftlich oft unsichtbare – Gewalt trifft hauptsächlich Frauen und Mädchen.
Gibt es Bereiche, in denen Gewalt gegen Frauen und Mädchen zugenommen hat?
Gewalt in Beziehungen hat sich aufgrund von Pandemie und Krise verstärkt. Die Rate an Frauenmorden ist seit Jahren konstant hoch, während Morde an Männern abnehmen. Österreich ist das einzige EU-Land, in dem mehr Frauen ermordet werden als Männer. Cybermobbing oder das unerwünschte Zusenden von „Dickpics“ kommen seit einigen Jahren bei Mädchen und jungen Frauen ebenfalls verstärkt vor.
Wird im Land genug getan, um die Lage von Frauen und Mädchen zu verbessern?
Ich finde nicht, dass derzeit politisch genug getan wird, um die Lage für Frauen und Mädchen – aber auch von Trans-Personen, die sehr stark von geschlechtsspezifischer Gewalt betroffen sind – zu verbessern. Dazu müssten wir uns nämlich auch andere Aspekte ansehen – etwa die ökonomische Situation von Frauen, Aufteilung der Sorgearbeit, Machtverhältnisse etc. – und dann richtig Geld in die Hand nehmen.