Die Pille für den Mann

Bereits seit vielel Jahren wird nach weiteren Verhütungsmitteln für den Mann gesucht. Fotos: Shutterstock/privat
Eine hormonfreie Verhütungspille für Männer zeigt in einer neuen Studie vielversprechende Resultate.
Das Thema Verhütung liegt meist in der Verantwortung der Frauen. Ob Pille, Hormonspirale, Stäbchen oder Dreimonatsspritze: die Auswahl ist groß und die Nebenwirkungen beeinträchtigen den weiblichen Körper meist nachhaltig. Psychische Veränderungen wie Stimmungsschwankungen bis hin zu Depressionen, Gewichtszunahme oder geringe Lust auf
Sex – die Liste ist lang.
Neue Fortschritte
An einer Pille für den Mann wird schon länger geforscht. Die 2008 gestartete Studie der Weltgesundheitsorganisation testete eine Verhütungsspritze mit Hormonpräparat, welche die Produktion der Spermien verhinderte. 400 Teilnehmer aus acht Ländern waren daran beteiligt. 2011 wurde die Forschung beendet, da jeder zehnte Mann über Nebenwirkungen klagte: Depressionen, Gewichtszunahme und geringerer Lust auf Sex. Im Vergleich geben 88 Prozent der Frauen an, schon einmal unter Nebenwirkungen der Pille gelitten zu haben. Die Verhütungsmethoden für den Mann sind sporadisch. Bislang sind zwei Mittel bekannt, die eine Schwangerschaft zuverlässig verhindern können. Das Kondom und die Vasektomie, also das Durchtrennen der Samenleiter. Ein Forschungsteam rund um die Pharmakologin Melanie Balbach zeigt nun einen neuen Fortschritt in Richtung
„Pille für den Mann“. Das Besondere daran ist die kurzfristige und kurzzeitige Wirkung des Stoffes. Nach einer halben bis ganzen Stunde soll die Pille bereits aktiv wirken. Im Tierversuch mit Mäusen konnte damit eine Schwangerschaft zu 99 Prozent verhindert werden.
24 Stunden unfruchtbar
Wenn Frauen eine hormonelle Verhütung absetzen wollen, weil ein Kinderwunsch besteht, kann es durchaus mehrere Monate dauern, bis die Frau wieder fruchtbar ist. Bei dem neuartigen Mittel waren die Spermien bereits 24 Stunden nach der Einnahme wieder fruchtbar. Davor zeigten sie sich in der weiblichen Maus immobil, weshalb keine Schwangerschaft eingetreten ist. Bis diese Verhütungsmethode für Menschen erhältlich ist, wird es wahrscheinlich noch einige Zeit dauern. Mögliche Nebenwirkungen werden derzeit noch erforscht. Arzneimittelhersteller gehen nämlich davon aus, dass Männer weniger bereit sind, die Nebenwirkungen zu tolerieren, da sie auch die Verantwortung einer Schwangerschaft nicht tragen.

„An der Zeit“
Für mich ist es unverständlich, dass Verhütung meistens automatisch die Aufgabe der Frauen ist. Es gibt kein faktisches Argument, dass gegen eine Pille für den Mann spricht. Mit der Pille für die Frau sind unglaublich viele Risiken und Nebenwirkungen verbunden. Verhütung darf nicht länger nur Frauensache bleiben. Es ist längst an der Zeit, an neuen Verhütungsmitteln für den Mann zu forschen.
Hannah, 18 Jahre

„Geht beide an“
Ich bin der Meinung, dass es eine sinnvolle Lösung wäre. Verhütung geht nämlich beide Geschlechter etwas an. Eigentlich sollte es schon längst mehr Möglichkeiten für den Mann geben. Natürlich kann man es sich als Mann leicht machen und die Verhütung den Frauen überlassen. Gerade die Verhütung sollte man in meinen Augen aber nicht auf die leichte Schulter nehmen.
Raffael, 20 Jahre