Dehnen und Atmen gegen den Kriegs-Horror

Seit einem Jahr herrscht Krieg in der Ukraine. Seit einem Jahr befinden sich viele UkrainerInnen auf der Flucht – auch in Vorarlberg. In Dornbirn haben sich einige von ihnen nun zu einer Yoga-Gruppe zusammengefunden. Gemeinsam bewältigen sie Heimweh, Sorge um die Männer und Ungewissheit mit Sport.
„Vdykhaty. Vydykhnuty. Breath in. Breath out.“ Wenn Vika eine Yoga-Stunde gibt, dann bemüht sie dabei auch stets ihre Englischkenntnisse. Denn die 36-Jährige stammt aus der Ukraine – genau wie die meisten ihrer Yoga-Schülerinnen. Und für die ist das gemeinsame Üben mit anderen Geflüchteten nicht nur Sport, sondern auch Hilfe bei Heimweh, Zukunftsängsten und Sorgen um die Familie.
„Ich bin im April, zwei Monate nach Kriegsbeginn, aus Kiew nach Vorarlberg gekommen“, erzählt Lehrerin Vika. „Ich war zuhause schon Yogalehrerin. Die Praxis hat mir auch nach meiner Ankunft hier im Ländle geholfen, ruhig zu bleiben und mich nicht vollkommen in negativen Gedankenspiralen zu verlieren. Genau das wollte ich dann auch an andere Geflüchtete hierzulande weitergeben.“
Begeistertes Feedback
Vika nahm Kontakt zu Hannah Rinnhofer auf, die in Dornbirn das Studio „Hot Yoga Box“ betreibt. Die war von Vikas Idee, eine Yoga-Gruppe für ukrainische Geflüchtete anzubieten, sofort begeistert. Im September startete das Projekt in Dornbirn. „Wir verbreiteten das Angebot über Telegram-Gruppen, im Social Media und über die Caritas“, beschreibt Hannah. „Und das Feedback war sofort großartig. Etwa 18 Frauen kommen regelmäßig, viele andere so, wie es ihnen passt. Schließlich starten viele Deutschkurse oder nehmen eine Arbeit auf.“
Das Besondere: Die Frauen, die in den Kurs kommen, können bezahlen, so viel sie wollen oder können. „Es geht hier nicht ums Geld verdienen“, bekräftigt Hannah, „sondern darum, den Frauen aus der Ukraine etwas Gutes zu tun.“
Rückzugsraum für Geflüchtete
Und das mit Erfolg, wie die Frauen im Gespräch mit WANN & WO berichten. „Ihnen tut nicht nur das Yoga an sich gut, sondern auch, dass sie hier einen sicheren Raum für sich haben“, erklärt Vika. „Sie können hier zur Ruhe kommen, sein, wie sie sind, Frauen treffen, die Ähnliches erlebt haben und fühlen und sich in ihrer Muttersprache austauschen. Es ist für mich als Yogalehrerin wunderschön zu sehen, wie ihnen das in dieser schwierigen Zeit hilft.“

„Freue mich, dass wir das anbieten können!“
Hannah Rinnhofer, Inhaberin „Hot Yoga Box“ in Dornbirn: „Schon als die ersten UkrainerInnen hier in Vorarlberg ankamen, hatte ich den Wunsch, ihnen irgendwie zu helfen, wusste aber nicht recht wie. Als Vika dann auf mich zukam und fragte, ob sie hier lehren kann, war das perfekt. Ich freue mich, dass wir das jetzt anbieten können und dass es auch so gut ankommt. Für die Frauen ist es wichtig, einen ‚safe space‘ zu haben, sich in ihrer Muttersprache unterhalten zu können, aber trotzdem in Vorarlberg integriert zu werden.“

Der sportliche Aspekt kommt neben
dem Wohlfühlen nicht zu kurz.

Ein Dream-Team: Vika und Hannah.

Hot Yoga in Dornbirn
Im „Hot Yoga“-Studio in Dornbirn werden viele Arten des Sports angeboten - nicht nur bei hohen Temperaturen. Hot Yoga ist allerdings besonders gesund, da durch die Wärme Muskeln und Gelenke geschmeidiger sind und die Übungen tiefer gehen. Mehr Infos: www.hotyogabox.at

„Stark sein“
„Ich stamme aus Charkiw und bin seit März in Vorarlberg. Als ich von den Yogastunden für Geflüchtete gehört habe, bin ich gleich dazugekommen. Das Üben hilft mir sehr, hier anzu-kommen, meine Gedanken zu beruhigen und auch, mich als Frau zu fühlen, wenn ich doch gerade so stark sein muss.“ Tanja (36), Charkiw

„Wichtig für mich“
„Ich bin von Anfang an bei der Yoga-Gruppe dabei. Sie hilft mir sehr, meine Ängste und Sorgen in Schach zu halten. Ich freue mich sehr, dass es die Gruppe gibt, auch weil man darüber mit anderen Frauen aus der Ukraine zusammenkommt. Die Gruppe ist sehr wichtig für mich. “ Olena (60),
Saporischschja

„Rettet Psyche“
„Ich mache schon seit meiner Kindheit Sport, schon allein deshalb genieße ich die Yoga-Gruppe sehr. Die Bewegung rettet regelrecht meine Psyche, die leidet, wenn ich sehe, was der Terrorist Putin verbricht. Wenn ich endlich zurück nach Hause kann, werde ich das dank Yoga mit einem gesunden Kopf tun.“ Liudmyla (71), Kiew

„Erstes Mal“
„Meine Familie und ich kamen vor etwa einem Jahr von Odessa nach Lauterach. Wir haben uns schon ganz gut eingelebt, mein Sohn und mein Mann haben auch bereits eine Arbeit gefunden. Ich war heute zum ersten Mal beim Yoga und es hat mir sehr gut gefallen.“ Jana (51), Odessa