„Hatte immer das Gefühl, dass Maddie noch lebt“

Dominik Wachta,Maddie McCann als Kind und Julia Faustyna.Fotos: Michael Schnabl, AFP, Facebook

Dominik Wachta,
Maddie McCann als Kind und Julia Faustyna.
Fotos: Michael Schnabl, AFP, Facebook

Die junge Polin, die vorgibt, die vor 16 Jahren entführte Maddie McCann zu sein, hatte sich beim Vorarl-berger Modelmanager Dominik Wachta beworben. Und: Er könnte sich vorstellen, dass die Geschichte stimmt.

Die Geschichte geht durch alle Medien: Eine junge Polin be-hauptet, sie sei Maddie McCann. Das kleine Mädchen, dass 2007 aller Wahrscheinlichkeit nach aus einem Appartement in Portugal entführt wurde – und das seitdem verschwunden ist. Der Fall erlangte internationales Aufsehen, nicht zuletzt weil die Eltern des Kindes selbst medienwirksam nach ihr suchten. Doch die Nachricht ist es nicht, die den Vorarlberger Modelmanager Dominik Wachta vor wenigen Tagen stocken ließ. Sondern das Gesicht.

„Ich wusste, ich kenne die junge Frau auf den Bildern“, erzählt der gebürtige Krumbacher WANN & WO exklusiv. „Aber ich kam nicht drauf. Es war so, wie wenn man jemandem über den Weg läuft und man kommt nicht auf den Namen.“

Erinnerung kehrt zurück

Als der 39-Jährige ein, zwei Tage später durch Facebook scrollt, fällt der Groschen. Und das mit Wucht: „In meiner Timeline sah ich einen ausführlichen Post über die ganze Maddie-Geschichte und auch Bilder, auf denen die junge Frau Fotos von sich mit denen von dem kleinen Mädchen verglich. Und da wurde mir klar: Das ist die Julia, die sich 2019 bei meiner Agentur ‚1st Place Models‘ beworben
hatte!“

„Wirkte normal auf mich“

Seit ihrem Kontakt vor vier Jahren waren Dominik und Julia einander bei Facebook gefolgt. „Sie likte immer mal Fotos meiner Agentur, ich Bilder von ihr – eine lose Facebook-Bekanntschaft eben“, schildert Dominik. Einen weitere Kontakt über Nachrichten habe es aber nicht mehr gegeben.

Ob dem erfahrenen Model-manager damals schon etwas an ihr aufgefallen war? „Um ehrlich zu sein nicht“, gesteht Dominik auf Nachfrage von WANN & WO. „Sie wirkte für mich einfach wie ein junges Mädchen, das zwar ein hübsches Gesicht hatte und sicher im Werbebereich erfolgreich sein konnte. Das habe ich ihr auch so mitgeteilt. Aber in unsere Agentur, mit dem Fokus auf Haute Couture, passte sie nicht.“ Doch eines fiel Dominik schon damals auf: „Sie war sehr motiviert, wollte unbedingt Model werden. Inzwischen verfolgt sie ja eine Karriere als Sängerin. Eine gewisse Bühnen- und Show-Affinität hat sie also – es zieht sie in die Öffentlichkeit.“

„Möglich, dass sie es ist“

Ein Argument dafür, dass die Geschichte nicht stimmt und Julia Faustyna nicht die seit 16 Jahren vermisste Maddie McCann ist? „Das will ich damit nicht sagen“, so Dominik. „Nicht, weil ich ihr glaube. Sondern weil ich es einfach nicht weiß. Wenn all die Punkte, die sie anführt – dass sie adoptiert ist, dass sie von einem Deutschen mit Nachnamen Ney missbraucht worden sei, dass sie nichts von ihrer Kindheit wisse, dass es keine Kinderbilder von ihr gebe – wenn all das stimmt, dann kann es schon sein, dass sie die Echte ist. Aber alles, wofür ich meine Hand ins Feuer lege, ist, dass sie selbst tatsächlich glaubt, dass sie es ist.“

Bauchgefühl wie bei Kampusch

Doch rationales Wissen allein ist nicht das Einzige, was Dominik umtreibt, seit er die jüngsten Berichte über die vermeintliche gefundene Maddie gelesen hat. „Als ich 16 Jahre alt war, ist Natascha Kampusch verschwunden. Überall wurde über sie berichtet, überall hingen Plakate. Dann wurde es still um sie – doch ich hatte immer das Bauchgefühl, dass sie noch lebt.“ Zu Recht, wie sich herausstellen sollte: Nach über acht Jahren, als die meisten sie längst für tot hielten, gelang Kampusch die Flucht von ihrem Peiniger. „Und auch seit 2007, seit Maddie McCann verschwunden ist“, sagt Dominik, „habe ich das gleiche Bauchgefühl: Maddie lebt.“

<p class="caption">Mit Bildern wie diesen, versucht Julia Faustyna die Öffentlichkeit davon zu überzeugen, dass sie die verschwundene Maddie McCann ist.Foto: Instagram</p>

Mit Bildern wie diesen, versucht Julia Faustyna die Öffentlichkeit davon zu überzeugen, dass sie die verschwundene Maddie McCann ist.
Foto: Instagram

<p class="title">Mysteriös und seit 16 Jahren ungeklärt: Der Fall Maddie McCann</p><p>Am 3. Mai 2007 verschwand die damals dreijährige Madeleine aus Großbritannien – auch Maddie genannt – aus der von der Familie im Urlaub genutzten Ferienwohnung im portugiesischen Praia da Luz. Seitdem steht der mysteriöse Fall immer wieder im Rampenlicht. Die Eltern hatten Maddie und ihre beiden jüngeren Geschwister im Appartement gelassen, als sie in einem nahe gelegenen Restaurant mit Freunden zu Abend aßen. Regelmäßig schauten sie nach den Kindern – bis die Mutter plötzlich feststellte: Maddies Bett war leer und die Terrassentür stand offen. Seitdem fehlt von dem Mädchen jede Spur. Foto: AP</p>

Mysteriös und seit 16 Jahren ungeklärt: Der Fall Maddie McCann

Am 3. Mai 2007 verschwand die damals dreijährige Madeleine aus Großbritannien – auch Maddie genannt – aus der von der Familie im Urlaub genutzten Ferienwohnung im portugiesischen Praia da Luz. Seitdem steht der mysteriöse Fall immer wieder im Rampenlicht. Die Eltern hatten Maddie und ihre beiden jüngeren Geschwister im Appartement gelassen, als sie in einem nahe gelegenen Restaurant mit Freunden zu Abend aßen. Regelmäßig schauten sie nach den Kindern – bis die Mutter plötzlich feststellte: Maddies Bett war leer und die Terrassentür stand offen. Seitdem fehlt von dem Mädchen jede Spur. Foto: AP

<p class="title">Österreichische Profilerin ist sich sicher: Julia Faustyna ist nicht Maddie McCann</p><p>Julia Faustyna wurde nach eigener Aussage adoptiert und aus den Fängen eines Pädophilen befreit. Online verbreitet sie Vergleichsbilder von sich mit Maddie, die ihre Identität nachweisen sollen – etwa ein Iris-Punkt im Auge, ihre Nase oder Zähne. Eine Kontaktanfrage von W&W ließ sie unbeantwortet. Begründete Zweifel kommen nun von der österreichischen Forensikerin und Profilerin Patricia Staniek. Sie ist sich sicher: Julia ist nicht Maddie. Staniek analysierte diverse Fotos und Daten mit einem professionellen Programm. Demnach handele es sich mit einer Wahrscheinlichkeit von nur 59 Prozent bei den zwei Mädchen nicht um die selbe Person. Fest macht Staniek das etwa an der Form der Augenbrauen und der Nase. Foto: dpa</p><p/>

Österreichische Profilerin ist sich sicher: Julia Faustyna ist nicht Maddie McCann

Julia Faustyna wurde nach eigener Aussage adoptiert und aus den Fängen eines Pädophilen befreit. Online verbreitet sie Vergleichsbilder von sich mit Maddie, die ihre Identität nachweisen sollen – etwa ein Iris-Punkt im Auge, ihre Nase oder Zähne. Eine Kontaktanfrage von W&W ließ sie unbeantwortet. Begründete Zweifel kommen nun von der österreichischen Forensikerin und Profilerin Patricia Staniek. Sie ist sich sicher: Julia ist nicht Maddie. Staniek analysierte diverse Fotos und Daten mit einem professionellen Programm. Demnach handele es sich mit einer Wahrscheinlichkeit von nur 59 Prozent bei den zwei Mädchen nicht um die selbe Person. Fest macht Staniek das etwa an der Form der Augenbrauen und der Nase. Foto: dpa