3 Fragen an Bernadette Breiskorn, Österreichisches Hebammengremium

Was genau ist
mit dem Begriff „Gewalt im Kreißsaal“ gemeint?

Darunter fallen drei Arten von Gewalt: erstens psychische Gewalt, also etwa Beleidigungen oder Herabwürdigungen, zweitens physische Gewalt, also übertriebenes oder nicht notwendiges Festhalten und Schlagen und drittens strukturelle Gewalt, etwa durch schlechte Beratung und Betreuung im Vorfeld der Geburt oder durch Alleinlassen während der Wehen.

Wo verläuft der Grat zwischen Gewalt und nötigem medizinischem Vorgehen?

Dieser Grat ist sehr schmal, weil jede Geburt individuell ist. Das Wichtigste bei einer Entbindung ist immer, dass es Mutter und Kind gut geht – und wenn das gefährdet ist, kann es passieren, dass unangenehme oder schmerzhafte Untersuchungen sein müssen. Gleichzeitig hat jede Frau ein Recht auf körperliche Unversehrtheit und einen respektvollen Umgang mit ihr. Sie muss also mitreden können, wenn medizinisch nichts dagegen spricht.

Wie wird Frauen geholfen, wenn sie Gewalt im Kreißsaal erfahren haben?

Wenn es bei einer Entbindung Turbulenzen gibt, reden Hebamme und Arzt in der Regel im Nach-hinein mit der Frau. Übrigens können nicht nur Frauen Gewalt unter der Geburt erfahren, sondern auch Männer, etwa wenn sie nicht
einbezogen werden oder sich
hilflos fühlen.