Eine wiederbelebte Kunst

Michael Selb und Damen der Trachtengruppe Feldkirch.

Michael Selb und Damen der Trachtengruppe Feldkirch.

Vor ziemlich genau 13 ­Jahren – am 10. März 2010 – wurde die Bodensee-Radhaube in Laméspitze ins immaterielle UNESCO-Kulturerbe aufgenommen. Ein Kunsthandwerk, das lange Zeit in Vergessenheit geraten war.

„Die goldene Bodensee-Radhaube ist der strahlende Blickfang auf den Städtetrachten rund um den Bodensee. Das Besondere daran ist die aus Goldfäden gefertigte Laméspitze. Vom Mittelalter bis ins 21. Jahrhundert wurde die Anfertigung streng geheim gehalten. Seit 2010 ist sie immaterielles UNESCO-Kulturerbe“, informiert Michael Selb von der Trachtengruppe der Stadt Feldkirch.

„Großes kunsthandwerkliches ­Geschick erfordert“

Das wohl auffälligste Element der Radhaube ist das aus Goldfäden gefertigte Ornament. „Die Herstellung einer Goldhaube erfordert großes kunsthandwerkliches Geschick“, weiß Selb, der persönlich viele hundert Stunden zu dem Thema recherchiert und seine Erkenntnisse im Buch „Die goldene Bodensee-Radhaube“ zusammengetragen hat. Selb war es auch, der sich mit der Herstellung der Bodensee-Radhaube für das immaterielle UNESCO-Kultur­erbe beworben hat. Bekanntlich mit Erfolg.

„Das Wissen war verloren
gegangen“

Das auf alt-russischen Ursprung zurückgehende Kunsthandwerk geriet im Laufe der Zeit in Vergessenheit. Um 1920 , die industrielle Fertigung von Kleidern beeinflusste zu jener Zeit die Mode, besann man sich wieder vermehrt auf alte Trachten. „Leider war das Wissen um die Fertigung der goldenen Radhauben lange Zeit verloren gegangen“, so Selb, der weiter ausführt: „Die Schweizerin Rosa Enzler Wick erarbeitete sich die Kunst der Goldspitze, belieferte den ganzen Bodenseeraum mit wunderbaren Hauben und entwickelte ihren eigenen unverkennbaren Stil. Das Wissen um die Fertigung hütete sie streng. Als einfache Hausfrau hatte sie dadurch einen großartigen Nebenverdienst. Ihre Tochter hatte an der Fortführung kein Interesse. Gegen 1980, Frau Enzler war bereits 80, stellte sich für die Trachtengruppen schließlich die Frage, wer die Hauben künftig herstellen würde. Nur wenige trauten sich an die Fertigung heran. In Feldkirch war es Michael Selb, der bis heute zahlreiche Goldhauben in zeitintensiver Detailarbeit angefertigt hat. Aufwand: rund 300 Arbeitsstunden pro Haube.

Nachwuchs gesucht!

Die Trachtengruppe Feldkirch ist auf der Suche nach jungen Menschen, die sich gerne in der historischen Tracht präsentieren. Ein vielfältiges Repertoire an historischen Tänzen und Volkstänzen aus ganz Europa bringen Abwechslung und Spaß für Tanzfreudige. „Unsere Trachtengruppe wurde ausgewählt, heuer an der Europeade 2023, einem Treffen junger und junggebliebener Volkstänzer und Trachtenträger aus ganz Europa mitzuwirken“, teilt Michael Selb abschließend mit. Wer Interesse hat, ist eingeladen, in eine Tanzprobe hineinzuschnuppern (immer mittwochs um 20.15 Uhr im Keller der Volksschule Feldkirch, Bahnhofstraße bzw. Fidelisstraße). Weitere Informationen findet man auf der Internetseite www.folklore.at.

<p class="caption">Die Trachtengruppe Feldkirch sucht ­aktuell nach jungen Vereinsmitgliedern.</p>

Die Trachtengruppe Feldkirch sucht ­aktuell nach jungen Vereinsmitgliedern.

<p>Michael Selb</p>

Michael Selb