„Mark Zuckerberg hat Monster erschaffen“

WANN & WO-Redakteurin Sara hat den Filter „Bold Glamour“ probiert – links mit Filter, rechts ohne Filter. Fotos: Privat; handout/Bodenseeklinik; APA

WANN & WO-Redakteurin Sara hat den Filter „Bold Glamour“ probiert – links mit Filter, rechts ohne Filter. Fotos: Privat; handout/Bodenseeklinik; APA

„Light-Make Up“, „Lush Lashes“ und neuerdings „Bold-Glamour“ – die Liste der Schönheitsfilter in den ­sozialen Netzwerken ist lang. Dadurch steigt der psychische Druck der Jugendlichen. WANN & WO hat sich die Thematik angesehen und gleich mal selber ausprobiert.

Schon seit geraumer Zeit kursieren die verschiedensten Schönheitsfilter in den sozialen Netzwerken, die einem auf Knopfdruck ein glamouröses Make-over verpassen. Sei es eine kleinere Nase, ein makelloses Gesicht oder auch eine komplett andere Augenfarbe. Die Liste ist lang und jeden Tag kommen neue Filter dazu. Jugendliche, großteils aber junge Frauen, sind dem stetigen Druck ausgesetzt, einem bestimmten Schönheitsideal entsprechen zu müssen. Dafür legen sie sich auch „unters Messer“, ohne über mögliche Risiken nachzudenken. Bereits im jungen Alter wollen Jungen und Mädchen ihrem Vorbild nacheifern und das Aussehen ihrer Idole kopieren. Professor Dr. Werner Mang ist Chefarzt der Bodenseeklinik in Lindau und Präsident der Internationalen Gesellschaft für ästhetische Medizin. Er kennt die Problematik dahinter sehr gut. In seinem Buch „Horror Internet: Mark Zuckerberg hat Monster erschaffen“, schreibt er darüber. Die Schwierigkeit liegt seiner Meinung nach nicht darin, wenn sich Volljährige eine Höcker-Nase oder ein fliehendes Kinn korrigieren lassen möchten. Vielmehr betrifft es Jugendliche, meist Mädchen im Alter von 14 bis 16 Jahren, die sich eine Nasen-OP wünschen wie „Selena Gomez“ und „aufgespritzte Lippen“, um erotisch anziehend auf Burschen zu wirken, so der Experte. Dr. Mang rät ab: „Hände weg vor dem 18. Lebensjahr“, solange keine medizinische Indikation für eine Missbildung vorliegt. In solchen Fällen sei eine frühzeitige Operation durchaus möglich. Eine Untersuchung der Gesellschaft für ästhetische Medizin habe ergeben, dass jedes vierte Mädchen zwischen 14 und 16 Jahren mit ihrem Aussehen unzufrieden ist und psychische Probleme hat. „Hände weg vom Handy, mehr Sport und soziale Kontakte, Schönheit ist nicht alles“, so Dr. Mang.

Photoshop-Bilder als
OP-Vorlage

Der Experte erlebt in seiner Klinik auch die ein oder andere kuriose Situation. Nicht selten werden in der Sprechstunde Photoshop-Bilder gezeigt, nach dem Motto: „Ich möchte so aussehen.“ Viele Filter glätten nicht nur die Haut oder retuschieren Unebenheiten, sondern verzerren regelrecht die Realität. Wenn man Bilder hochlädt, auf denen man „perfekt“ aussieht, hat man schnell das Gefühl, das wahre Ich sei nicht schön genug. Es ist schwer, aus dem Teufelskreis auszubrechen, wenn Stars oder Influencer nur noch realitätsfremde Bilder hochladen.

Vermittlung innerer Werte

Dr. Mang ist der Meinung, der Schutz von Jugendlichen vor den Folgen von Social-Media-Filtern, sei Sache der Erwachsenen. Vor allem bei der Aufklärung darüber, dass Erfolg nichts mit dem Aussehen zu tun hat. Seiner Ansicht nach kann nur von höchster politischer Ebene geklärt werden, dass diese Auswüchse, Filterfotos, etc. aus dem Internet verschwinden. Seine Aufgabe als Schönheitschirurg sei das Einbremsen von jugendlichen Operationen in Form von Vorträgen, Kongressen oder Interviews. Das Augenmerk sollte auf die Vermittlung innerer Werte liegen und dass Äußerlichkeiten nicht alles sind, sondern Glück und Zufriedenheit.

<p class="caption">WANN & WO-Verkäuferin Marie (25) musste lachen, als sie den Filter ­ausprobiert hat.</p>

WANN & WO-Verkäuferin Marie (25) musste lachen, als sie den Filter ­ausprobiert hat.

<p class="caption">Trainee Emilia (20) war überrascht von ihrer Veränderung.</p>

Trainee Emilia (20) war
überrascht von ihrer Veränderung.

<p class="caption">PR-Redakteurin Mary findet den Vorher-Nachher-Effekt echt „krass“.</p>

PR-Redakteurin Mary findet den Vorher-Nachher-Effekt echt „krass“.

»Ich verstehe nicht, dass es immer wieder Schönheitschirurgen gibt, die so junge ­Patienten operieren.» Dr. Mang