Mit Prinzenrolle zu Mann und Mann


              Schon in wenigen Wochen werden Max (l.) und Fabio (r.) diese Treppe vor dem Dornbirner Rathaus als Ehemänner herabschreiten. 
              Foto: W&W/Förtsch

Schon in wenigen Wochen werden Max (l.) und Fabio (r.) diese Treppe vor dem Dornbirner Rathaus als Ehemänner herabschreiten. Foto: W&W/Förtsch

Die Geschichte von Marcs Coming-out im jüngsten WANN & WO hat Fabio Egger aus Dornbirn an sein eigenes erinnert, das ebenfalls nicht leicht war. Heute will er anderen Homo-sexuellen die Hürde zum Outing nehmen – und wird bald sogar heiraten.

So ein bisschen schmunzeln muss Fabio schon, wenn er vor dem Dornbirner Rathaus steht – auf den Treppen, die er in gerade einmal einem Monat als frischverheirateter Ehemann herabsteigen wird. Als ein Ehemann, der einen Ehemann haben wird. „Hätte man mir vor einem Jahr gesagt, dass ich als Homosexueller hier in Vorarlberg heiraten würde – ich hätte es nicht geglaubt“, erzählt Fabio WANN & WO. Damit meint er aber nicht nur die Tatsache, dass er seinen Verlobten Max vor einem Jahr noch nicht einmal kannte. Sondern auch die noch immer fehlende Akzeptanz von Homosexuellen in der Vorarlberger Gesellschaft.

Offene Arme – aber auch
Mobbing und Ablehnung

Davon kann Fabio nämlich allerhand erzählen. Bereits mit 14 Jahren hatte sich der heute 22-Jährige geoutet.
„Ich wusste einfach schon früh, dass mich Mädchen nicht interessierten und ich mich zu Jungs hingezogen fühlte“, erinnert er sich. Für seine Familie war das nie ein Problem – im Gegenteil: „Ehrlich gesagt hatte ich Angst, was meine Großeltern sagen würden. Schließlich hat man immer das Bild vor Augen, dass die ältere Generation kein Verständnis für Homosexualität hat“, gesteht der gelernte Koch und Kellner. „Aber ich habe heute noch die Worte meiner Oma im Ohr, nachdem ich ihr sagte, dass ich schwul bin: ‚Na und? Wir stehen hinter dir, egal wen du liebst.‘“

Weniger Verständnis erntete der Donbirner aber unter seinen Schulkollegen. „In der Schule bot ich mit meiner Homosexualität natürlich eine Angriffsfläche und wurde zur Mobbing-Zielscheibe. Das Ganze wurde so arg, dass ich auffällig wurde und regelmäßig bei der Schulsozialarbeit und beim ifs saß.“ Die Reaktionen von Gleichaltrigen änderten sich auch während seiner Wehrdienstzeit nicht: „Die übrigen Grundwehrdiener haben schon blöd geredet. Aber die Vorgesetzten hatten hingegen nie eine Problem mit mir.“

Viele Vorarlberger ungeoutet

Dieses Phänomen ist Fabio schon mehrfach aufgefallen: „Interessanterweise sind es gar nicht die Älteren, die ein Problem mit Homosexualität haben. Diese Gruppe akzeptiert und toleriert es eh. Ebenso die ganz Jungen, die Generation Z“, erklärt der 22-Jährige. „Blöde Sprüche und Blicke kommen fast immer von den Menschen um die 30, 40.“

Und leider bleibt es manchmal nicht nur bei Sprüchen und Blicken, weiß er: „Bekannte von mir, die Händchen haltend durch die Vorarlberger Öffentlichkeit gelaufen sind, wurden sogar einmal zusammengeschlagen“, schildert Fabio. „In Sachen Akzeptanz hinkt Vorarlberg leider zurück. Und das lässt auch viele vor einem Outing zurückschrecken.“

Denn nach Fabios Erfahrung leben im Ländle viel mehr Menschen ihre Homosexualität aus, als man meint – nur eben nicht öffentlich. „Sie leben ihre Sexualität aus, eine öffentliche Beziehung würden sie aber niemals eingehen“, beschreibt der Dornbirner, „aus Angst vor Ablehnung und Konsequenzen.“ Dabei sitzt Fabio praktisch an der Quelle für solche Einsichten: Er engagiert sich beim Verein CSD Pride Vorarlberg, veranstaltet auch einen Homosexuellen-Stammtisch, der regelmäßig in einem geschützten Raum stattfindet. „Ich weiß, wie schwer es sein kann, sich zu outen und mit den Reaktionen klarzukommen. Deshalb will ich so vielen wie möglich helfen und ihnen Mut machen.“

Antrag mit Prinzenrolle

Dazu dürfte auch die riesige Neuigkeit beitragen, die schon in wenigen Wochen ins Haus steht: Fabio wird heiraten! „Max und ich haben uns in einer Telegram-Gruppe kennengelernt“, erzählt der Dornbirner. Boy meets boy und von da an war die Sache klar? Mitnichten: „Max wohnte in Rosenheim – gute 300 Kilometer entfernt.“ Eine Fernbeziehung war für beide nicht das, was sie suchten. Und so legten sie die Bekanntschaft erst einmal wieder auf Eis. Aber die Anziehungskraft war schließlich doch stärker. „Nach ein paar Monaten haben Fabio und ich uns dann doch wieder geschrieben“, beschreibt Max. „Und irgendwann dachte ich mir: Was soll’s, setze ich mich halt ins Auto und fahre zu ihm. Wer weiß, was dabei herauskommt.“

Was dabei herauskam war „Liebe auf den ersten Blick“, wie Fabio schwärmt, Max’ Umzug nach Dornbirn – und ein Heiratsantrag. „Statt Ringe gab es bei uns aber Prinzenrolle“, erzählen die beiden lachend. „Max hatte mir einmal gesagt, dass er die Kekse einfach unwiderstehlich findet. Das habe ich als Vorlage genommen und ihm gesagt, dass es mir mit ihm genau so geht. Und ich ihn nicht mehr hergeben möchte.“ Am Finger trägt Max die Prinzenrolle jetzt aber freilich nicht, wie der 20-Jährige mit einem Lachen zugibt. „Die war am gleichen Abend noch verputzt – einfach zu unwiderstehlich.“

<p class="title">Community, Kontakt und Unterstützung: CSD Vorarlberg</p><p>Wer homosexuell ist und Kontakt oder Unterstützung sucht – aber auch wer heterosexuell ist und Hilfe anbieten möchte – kann das über den Verein CSD Pride Vorarlberg tun. „Viele queere Menschen wandern etwa nach Wien aus, weil dort die Community größer ist“, sagt CSD-Mitglied Fabio. „Wir wollen zeigen, dass es auch in Vorarlberg eine lebendige Community gibt, dass niemand wegziehen muss, nur weil er hier keinen Anschluss findet.“ Alle Informationen und Kontaktdaten unter www. csd-vlbg.at oder bei Insta unter @csdvorarlberg. Symbolfoto: APA</p>

Community, Kontakt und Unterstützung: CSD Vorarlberg

Wer homosexuell ist und Kontakt oder Unterstützung sucht – aber auch wer heterosexuell ist und Hilfe anbieten möchte – kann das über den Verein CSD Pride Vorarlberg tun. „Viele queere Menschen wandern etwa nach Wien aus, weil dort die Community größer ist“, sagt CSD-Mitglied Fabio. „Wir wollen zeigen, dass es auch in Vorarlberg eine lebendige Community gibt, dass niemand wegziehen muss, nur weil er hier keinen Anschluss findet.“ Alle Informationen und Kontaktdaten unter www. csd-vlbg.at oder bei Insta unter @csdvorarlberg. Symbolfoto: APA

<p class="title">Christopher Street Day am 3. Juni</p><p>Auch in diesem Jahr wird in Vorarlberg wieder der Christopher Street Day gefeiert, mit dem für die Rechte und Akzeptanz von LGBTQIA+-Menschen demonstriert wird. Am 2. Juni findet in Bregenz die Warm-Up-Party statt, am 3. Juni die Demonstration mit Kundgebungen und Village am Kornmarktplatz. Foto: K. Hartinger</p>

Christopher Street Day am 3. Juni

Auch in diesem Jahr wird in Vorarlberg wieder der Christopher Street Day gefeiert, mit dem für die Rechte und Akzeptanz von LGBTQIA+-Menschen demonstriert wird. Am 2. Juni findet in Bregenz die Warm-Up-Party statt, am 3. Juni die Demonstration mit Kundgebungen und Village am Kornmarktplatz. Foto: K. Hartinger

«Meine Oma sagte: ‚Na und? Wir stehen hinter dir, egal wen du liebst.» Fabio Egger über sein Coming-out

«Bekannte von mir wurden zusammen-geschlagen, weil sie in der Öffentlichkeit Händchen hielten.» Fabio Egger über dieAkzeptanz im Ländle