Von wegen Männerjob

Frauen gehören nicht auf den Bau? Quatsch! Die Hörbranzerin Maria Hagen (32) steuert mit ihrem Kran schwere Betonblöcke. WANN & WO erzählte sie, warum es der perfekte Frauenjob ist.
Dienstagmorgen. 8 Uhr: Maria rührt in ihrem Kaffee. Mit ihr am Tisch sitzen ihre zwei Kollegen, zwei weitere Männer, natürlich. Jeder Arbeitstag sieht anders aus, eine gleichmäßge Routine gibt es nicht. Eine Sache macht Maria jedoch immer: Den Kran prüfen, denn mit ihm arbeitet sie.
„Frauen sind keine Seltenheit
auf dem Bau“
„Frauen auf dem Bau gibt es durchaus, es gibt sie dort als Maurerinnen oder Malerinnen, bloß Kranfahrerinnen sind eine Seltenheit. Das sollte sich ändern!“ Diese Worte stammen von Marias Chef, Hazim. Seine Baufirma „Rund um’s Hüsle“ hat er 2017 gegründet. In seiner gesamten Laufbahn hat er schon mehrere Frauen auf dem Bau gesehen und will andere Frauen dazu ermutigen, sich zu trauen und es einfach einmal zu probieren. „Man muss erst auf den Geschmack kommen. Dann kann jede selbst entscheiden“, meint Maria. Sie sei anfangs auch skeptisch gewesen, aber nun könne sie sich nichts anderes mehr vorstellen.
„Es kam mir nie in den Sinn Kranfahrerin zu werden“
Vor ihrem Traumjob als Kranfahrerin war Maria als Fitnesstrainerin tätig. Vor einiger Zeit der Schock: Ihre Oma ist erblindet. Maria kündigte im Fitnessstudio und pflegt ihre Oma bis heute. Damals war Maria sehr verzweifelt und wusste nicht, wo sie einen Job findet, bei dem sie flexibel sein und gleichzeitig auf Oma und Tochter schauen kann. Dann folgte durch einen Zufall die Erlösung: „Die Firma in der ich jetzt tätig bin, hat an unserem Haus gearbeitet und der Chef hat mich spontan gefragt, ob ich nicht bei ihm in der Firma anfangen möchte, ich meinte: ‚Ja, klar!‘ So kam es, dass ich anfangs bei ihm im Büro angefangen habe und schlussendlich hat er mir die Fernbedienung für den Kran in die Hand gedrückt und meinte ich soll es einmal ausprobieren − es hat mir auf Anhieb Spaß gemacht.“ Als für Maria klar war, dass sie Kranführerin sein möchte, hat ihr Chef sie ermutigt, den Kranschein zu machen. Den bestand sie auch.
Man darf nicht
wetterscheu sein
Maria ist sich sicher: „Wenn man Interesse an diesem Beruf hat, fällt es einem nicht schwer, den Kranschein zu machen. Der Beruf ist körperlich nicht anstrengend, meine Arbeitskollegen auch immer sehr hilfsbereit und sind sofort zur Stelle, wenn sie sehen, dass ich Hilfe brauche.“ Ihrer Meinung nach darf man nur nicht wetterscheu sein: Gearbeitet wird auch bei Regen, aber ab minus sechs Grad steht die Baustelle still, es sei denn, im Inneren des Hauses gibt es etwas zu tun.. Ihr Chef Hazim fügt hinzu „Es hat sich noch keiner bei mir aufgrund des Wetters beschwert.“ Er findet, dass es sehr wohl ein Frauenjob ist. Man müsse es einfach nur ausprobieren.
Marias Weg ist noch lange
nicht zu Ende
Frauen seien generell abgeschreckt von Baustellen, doch es sei wichtig, Frauen im Team zu haben, weil sie genauer arbeiten würden und das sei sehr wichtig in diesem Job.Maria ist noch nicht an ihrem Ziel angelangt. Sie möchte irgendwann von Teilzeit auf Vollzeit umsteigen, doch das geht erst, wenn ihre Tochter selbstständiger wird. Mit dem Kranschein hat es sich für sie noch nicht getan. Anschließend will Maria eine Maurerlehre anhängen. „Ich bin sehr dankbar, dass ich in meiner Firma die Möglichkeit habe, mich weiterzubilden und dass mein Chef mich dazu motiviert, mir neue Ziele zu setzen.“ Maria will mit ihrer Geschichte andere Frauen dazu ermutigen, Berufe auszuprobieren, die zu den typischen Männerberufen zählen. „Ich hätte nie gedacht, dass ich so einen Job machen würde. Hätte der Zufall es nicht so entschieden. Und jetzt könnte ich mir nichts anderes vorstellen.“ Mit ihrem Team ist sie sehr glücklich. „Wir sind eine kleine, aber feine Truppe. Teamwork steht bei uns an erster Stelle.“

Maria Hagen


Erste weibliche Kranführerin in Österreich
Erika Wieser wurde 1964 in der Steiermark geboren, doch sie hieß nicht immer so. Erika erkannte 2014, dass sie in Wahrheit eine trans-idente Frau war. Das Interessante ist jedoch, dass sie somit vermutlich die erste österreichische Kranführerin ist. Seit 30 Jahren arbeitet sie als Kranführerin. Sie engagierte sich später politisch bei der SPÖ, setzte sich für die Gleichtberechtigung aller Frauen ein und auch für mehr Frauen auf Baukränen. Foto:APA

„Passt perfekt in unser Team“
Hazim Palta (Chef von Maria): „ Maria bringt mit ihrem Lachen viel Freude ins Team. Ich bin sehr froh darüber, dass sie bei uns ist. Es ist eine tolle Sache, dass sie andere Frauen dazu animiert, solche Berufe auszuprobieren.“
«Meine Oma hat schon immer gesagt: „Du gehörst auf den Bau.“» Maria über ihre stolze Oma
«Wenn die Leute vorbeilaufen und sehen, dass eine Frau am Bau arbeitet, sind sie positiv überrascht, das macht mich glücklich.» Maria Hagen über Reaktionen der Menschen
Maria Hagen
32 Jahre aus Hörbranz
Beruf: Kranführerin
Hobbys: Reiten, Motorrad fahren,
Motto: „Wenn ich Kran fahre,
bin ich mein eigener Chef.“