Mädchen entführt: Fake!

Diese Meldung wird aktuell auf Facebook geteilt. Der emotionale und echt wirkende Aufmacher ­verleitet zahlreiche Menschen, ihn zu teilen. Doch Vorsicht: Hier werden Daten abgegriffen! Bild/Faksimile: Screenshot/Facebook, Correctiv

Diese Meldung wird aktuell auf Facebook geteilt. Der emotionale und echt wirkende Aufmacher ­verleitet zahlreiche Menschen, ihn zu teilen. Doch Vorsicht: Hier werden Daten abgegriffen! Bild/Faksimile: Screenshot/Facebook, Correctiv

Ein Posting über die Entführung der fünfjährigen Emilia in Lauterach, das derzeit in Sozialen Medien die Runde macht, ist frei erfunden – und zielt nur darauf ab, Userdaten abzugreifen.

Es ist eine emotionale und realistisch wirkende Aufmachung: Bildlich dargestellt ist ein Fahrzeug der österreichischen Polizei, darunter platziert ein Porträtfoto eines (unbekannten) Mädchens und ein Phantombild des angeblichen Entführers. „Lauterach: Die 5-jährige Emilia wurde entführt. Die Eltern veröffentlichen ein Video von der Entführung. Erkennen Sie den Entführer?“, lautet der Text zum Bild. Zahlreiche User klicken, teilen und kommentieren den Beitrag – der allerdings frei erfunden ist.

Betrügerische Fakenews

„Es wurde keine Kindesentführung in Lauterach gemeldet“, stellt Wolfgang Dür von der Landespolizei­direktion Vorarlberg auf WANN & WO-Anfrage zu Beginn klar und führt fort: „Die Meldung ist uns bekannt. Es handelt sich dabei um keine neue Betrugsmasche, sondern ist einer der vielen Betrugsdelikte über das Internet, bei denen Menschen dazu verleitet werden, einen Link anzuklicken, um in weiterer Folge private Daten einzugeben. Dies zielt darauf ab, an private Daten von Personen zu kommen. Man spricht dabei von sogenanntem Phishing oder auch Identitätsdiebstahl.“

Meldung mit sich verändernden Tatorten

Die Faktenchecker der Investigativplattform „Correctiv“ veröffentlichten dazu bereits im vergangenen Februar einen ausführlichen Artikel. Demnach erschien die Meldung bereits Anfang des Jahres, mal mit einem Tatort in Baden-Württemberg, ein andermal in Rheinland-Pfalz. Aufmachung und Text wurden regional angepasst. Besonders perfide: Die Meldung, die in Deutschland die Runde machte, zeigt das Foto eines ermordeten Mädchens aus Texas. Laut „Correctiv“ würden die wechselnden Fotos der Mädchen von verschiedenen, nicht aktuellen Mordfällen stammen. Die Niederträchtigkeit der Betrüger kennt somit keine Grenzen. Und die emotionale Aufmachung sorgt dafür, dass User auf den Link klicken – und mit ihren Daten bezahlen.

Keine unbekannten Links ­anklicken!

Die Landespolizeidirektion rät grundsätzlich davon ab, im Internet auf Links zu klicken und private Daten einzugeben, wenn man sich nicht zu 100 Prozent sicher ist, worum es sich bei dem Link handelt und zu welchem Zweck die private Dateneingabe gefordert wird. Besonders skeptisch sollte man zudem sein, wenn es sich um derartig reißerische Meldungen wie im aktuellen Fall oder um Postings, die einen schnellen finanziellen Gewinn versprechen, handelt, die einen dazu verleiten sollen, private Daten einzugeben. Die URL, wie z.B. in diesem Fall – geekme-comix.com – kann oft ein Indiz dafür sein, dass es sich um eine Fake-Meldung handelt.

Correctiv und Mimikama

Wer ganz sicher gehen möchte, findet Informationen über Betrugsmaschen meist schon schnell mit einer einfachen Google-Suche. Auch auf Seiten wie das bereits genannte „Correctiv“ oder auch „Mimikama: Zuerst denken – dann klicken! (Verein mit dem Ziel der Aufklärung über Internetmissbrauch – mimikama.org)“ können solche Betrugsmeldungen recht schnell und einfach aufgedeckt werden. Denn auch über jene Seite der vermissten Kinder warnt Mimikama: „Fake-Meldungen über vermisste Kinder (Phishing – Warnung)“.

<p>Wolfgang Dür</p>

Wolfgang Dür

<p class="caption">Christian Madlener warnt vor einer Amazon-Betrugsmasche. Foto: APA</p>

Christian Madlener warnt vor einer Amazon-Betrugsmasche. Foto: APA