3 Fragen an Dr. Michael Sprenger, Selbstständiger Arbeits- und Wirtschaftspsychologe aus Feldkirch

Müssen wir unsere Arbeitsmoral überdenken oder ist Gen-Z

einfach nur faul?

Aus meiner Sicht ist es ein Trugschluss, die Gen Z generell als faul zu bezeichnen. Selbstverständlich gibt es auch in der Gen Z ein hohes Leistungsbewusstsein. Ich denke, dass es aktuell wichtiger denn je ist, eine Balance zwischen den Anforderungen im Beruf und der Erfüllung privater Bedürfnisse zu erreichen. Dies gilt auch für ältere Generationen. Es ist durchaus positiv, Grenzen hinsichtlich permanenter Erreichbarkeit zu setzen und Vereinbarungen hinsichtlich Zuständigkeiten einzuhalten. Und natürlich gehört es auch dazu, dass in bestimmten Situationen in Unternehmen ein höherer Arbeitsaufwand erforderlich ist. Das Phänomen des „Quiet-Quitting“ polarisiert stark. Aus meiner Sicht ist die Umsetzbarkeit nicht auf ein „Entweder-oder“-Prinzip reduziert.

Könnten sich Arbeitnehmer und Arbeitgeber in Bezug auf Arbeit einig werden?

Das Ziel sollte sein, dass sich Arbeitnehmerinnen und Arbeitgeberinnen einig werden. Ich glaube auch, dass dies möglich ist. Auf lange Sicht sind Unternehmen mit gesundheitsförderlichen Arbeitsbedingungen erfolgreicher darin, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu halten und zu hervorragenden Leistungen zu motivieren. Arbeit ist eine Quelle vieler positiver Faktoren, wie z. B. die Möglichkeit, einen sinnvollen Beitrag zu leisten und sich in bestimmten Themen weiterzuentwickeln und weiterzubilden. Die Herausforderung wird darin bestehen, die positiven Aspekte der Arbeit verstärkt herauszustellen, Mitgestaltungsmöglichkeiten zu schaffen und Anreize zur Motivation zu setzen. Dabei können beide Seiten profitieren.

Weshalb ist das
Thema bei den Jugendlichen gerade aktuell?

Das Thema ist nicht grundsätzlich neu. Auch in anderen Generationen gab es und gibt es nach wie vor den Begriff der „inneren Kündigung“ oder den Begriff „Dienst nach Vorschrift“. Neu ist, dass persönliche Wertvorstellungen stärker eingefordert werden, dass mehr danach gestrebt wird, das „Warum“ und „Wozu“ zu ergründen und gepaart mit den Möglichkeiten von Social Media hier wesentlich mehr Aufmerksamkeit und Commitment generiert wird. Auf diese Herausforderungen gilt es gemeinsam, die passenden Antworten zu finden.

<p class="caption">Tik-Tok Trends mit den Hashtags #BareMinimumMonday oder #Quiet-Quitting machen aktuell die Runde. Man findet verschiedene Videos, in denen Nutzer-Innen erklären, wie man den Trend richtig ausführt. Aber auch Gründe, die dafür sprechen sollen.</p>

Tik-Tok Trends mit den Hashtags #BareMinimumMonday oder #Quiet-Quitting machen aktuell die Runde. Man findet verschiedene Videos, in denen Nutzer-Innen erklären, wie man den Trend richtig ausführt. Aber auch Gründe, die dafür sprechen sollen.