Wie unterstützen Ländle-Gemeinden Studenten?

WANN & WO bringt Licht in den Ländle-Förderdschungel und zeigt Studierenden, wo ihnen geholfen wird.
Stell dir vor, deine Heimatgemeinde fördert dich mit 200 Euro im Jahr oder zahlt dir gleich das halbe Klimaticket. Wer außerhalb von Vorarlberg studiert und schon lange genug seinen Hauptwohnsitz im Ländle hat, kann mitunter auf diese Förderung zugreifen. Dazu braucht es aber etwas Glück, da nur 35 von 96 Vorarlberger Gemeinden eine vergleichbare Studierendenförderung anbieten. Diese Zahlungen gestalten sich von Kommune zu Kommune unterschiedlich und sind nicht unumstritten.
Ein gefördertes Unrecht?
Die Stadt Bludenz etwa zahlt ihren Studierenden im Exil das halbe Klimaticket. Wer zwischen 18 und 26 Jahre alt ist, studiert und in Bludenz hauptgemeldet ist, hat damit Anspruch auf 410 Euro Förderung. „Als Stadt ist es uns wichtig, dass Bludenzer Studierende die Verbindung zu ihrer Heimat beibehalten und gleichzeitig klimaschonend reisen“, betont Bürgermeister Simon Tschann. Dadurch soll das Vereinswesen profitieren und dem Fachkräfte-mangel entgegengewirkt werden. Die Stadt nimmt damit aber auch Geld ein. Grund dafür ist der Finanzausgleich. Je mehr Bürger an einem Ort ihren Hauptwohnsitz haben, desto mehr Geld erhält diese Kommune von Land und Bund. Für Tschann ist das ein „netter Nebeneffekt“.
Während manche Gemeinden ihre Förderung an die Kinder- oder Studienbeihilfe koppeln, können in Bludenz auch Kinder wohlhabender Familien auf die Förderung zugreifen. Kritischer als in der Alpenstadt sieht man das in Au im Bregenzerwald. Bürgermeister Andreas Simma hält die Praxis für ein subventioniertes Meldevergehen. „Wir sind nicht auf den Zug aufgesprungen, denn es ist gesetzlich nicht einwandfrei. Direkte Nachfragen gab es zwar noch keine, aber im persönlichen Gespräch mit Studierenden sind wir drauf gekommen, dass es ein Thema ist. Es ist klar, dass daraus kein Wettbewerb zwischen den Gemeinden entstehen sollte“, so Andreas Simma. Damit meint man, dass Kommunen ihre Studierenden dafür bezahlen, den Hauptwohnsitz in ihrer Heimatgemeinde zu behalten, obwohl deren Lebensmittelpunkt während des Studiums ein anderer ist. Prof. Dr. Bußjäger, Verwaltungsexperte an der Universität Innsbruck, kann die Kritik nachvollziehen, glaubt aber, dass das Meldegesetz genug Spielraum für die Förderungen offenlässt. Laut Gesetzestext ist der Mittelpunkt der Lebensbeziehungen einer Person ausschlaggebend für die Bestimmung des Hauptwohnsitzes. „Gerade bei Studierenden kann man davon ausgehen, dass dieser Mittelpunkt der Lebensbeziehungen an mehreren Orten besteht”, erklärt der Universitätsprofessor. Daher stuft Bußjäger die Maßnahmen als unproblematisch ein. Wir präsentieren in der Tabelle eine Übersicht an Gemeinden im Ländle, die ihre Studierenden fördern. SV

„Reisekosten werden reduziert“
„Das halbierte Klimaticket ist sehr nützlich, um meine Reisekosten zu reduzieren. So kann ich als Student in Wien auch viele Jobs in Vorarlberg und Umgebung annehmen und auch öfter meine Familie sehen.“ Vincent Nussbaumer, 24, Model und Student, Hohenems und Wien

„Heimkommen leistbar machen“
„Viele sind zu Studienbeginn in Bludenzer Vereinen aktiv oder haben Freundschaften mit Leuten, die in Vorarlberg bleiben.Damit das regelmäßige Heimkommen umweltschonend und leistbar ist, übernehmen wir gerne die Hälfte der Kosten. Es freut mich, dass die Aktion sehr gut angenommen wird und wir Vorbild für andere Städte und Gemeinden waren.“ Simon Tschann, Bürgermeister von Bludenz

„Kann mir damit viel Geld sparen“
„Ich habe mir vergangenen Sommer ein Klimaticket gekauft, damals übernahm Doren aber noch nicht die halben Kosten. Seit ich das Ticket habe, fahre ich ungefähr alle zwei Monate von Wien nach Doren und wieder zurück. Es gibt einige Vorarlberger, die es so machen wie ich. Mir ist klar, dass die Gemeinde davon profitiert, aber da ich damit viel Geld sparen kann, ist natürlich auch ein Vorteil für mich drin.“ Lena Schenkmeyr, 20, Studentin, Wien und Doren
Fotos: privat/Ralph Geiling, Matakstudios; Dietmar Walser
