Vorarlberger in Wien, die Spätzle panieren

Jeremy Auer (30) aus Dornbirn und Alexander Pezold (28) aus Hohenems betreiben den Imbiss „Ghörig“ in Wien. Gemeinsam bringen sie den Geschmack ihrer Vorarlberger Kindheit in die Bundeshauptstadt.
„Am Anfang sind wir voll überrannt worden“, schwärmt Jeremy Auer (30), während er sich unter kaltem Wasser mit einem Metallschwamm den eingetrockneten Spätzleteig von den Händen wäscht. Auer muss wissen, wie das am besten geht. Denn seit Anfang Juni betreibt er gemeinsam mit seinem Freund Alexander Pezold (28) das „Ghörig“ in Wien. Der am Hernalser Gürtel gelegene Imbiss bietet „Vorarlberger streetfood & more“, mit Produkten aus dem Ländle. Dabei orientieren sie sich am Geschmack ihrer Kindheit, beschränken sich aber nicht auf Klassiker wie Käsespätzle oder Zack-Zack. Speziell die „Spätzle Balls“ – panierte Käsespätzle Kugeln – sorgen für Aufsehen. Diese werden in Panko- und Maniok-Flocken ummantelt und bleiben dadurch außen knusprig und innen cremig. Es soll schon vorgekommen sein, dass sich gewisse Kunden als Hüter der Wahren Lehre aufgespielt haben. „Manche Vorarlberger glauben, alles besser zu wissen. Die wollen uns erklären, dass man Spätzle gar nicht panieren könne. Die Wiener dagegen sind sehr offen. Denen gefällt die Abwechslung“, erklärt Auer selbstsicher. Dabei lässt er sich nicht beirren: „Die Teller kommen immer leer zurück, das spricht für uns.“
Was „schaffa“ wirklich bedeutet
Die Gastronomen lernten ihr Handwerk in der Tourismusschule Bludenz. Während Pezold erst die Branche verließ und eine Lehre als Landschaftsgärtner absolvierte, begab sich sein Kollege auf die Weltmeere. Dort arbeitete Auer als Kellner auf einem Fünf-Sterne-Kreuzfahrtschiff. „Ohne meine Zeit auf dem Schiff gäbe es das „Ghörig“ nicht. Die Erfahrungen, die ich dort gemacht habe, sind die Grundlage für unser Lokal“, gesteht der gebürtige Dornbirner. So konnte er sich intensiv mit Lebensmitteln beschäftigen und lernen, was „schaffa“ wirklich bedeutet: „Ich haben jeden Tag, Montag bis Sonntag, 14 bis 16 Stunden lang gearbeitet. Wenn es stressig wird, weiß ich, was mich erwartet. Ich schaffe das.“ Nach zwei Saisonen hatte der Kellner genug von der hohen See. So zog er nach Wien und begann in „Hipster-Lokalen“ zu arbeiten.
Ländle-Rapper in der
Hauptstadt
Den Landschaftsgärtner zog es erst 2019 nach Wien. Als „Don Aki“ hat er sich schon davor einen Namen als Mundart-Rapper gemacht. Pezold blieb seiner Leidenschaft auch in der Hauptstadt treu. Etwa beim Song „Ghörige Bude“, den er zu Werbezwecken gemeinsam mit den Rappern Bada, AKZSZ und seinem Geschäftspartner aufgenommen hat. Darin findet sich eine Songzeile, die die deiden besonders gut beschreibt: „Und obwohl sie Knöpfle panieren, bringen sie das Ländle nach Wien.“
Was sagt der
Gesundheitsminister?
Bisher scheint das „Ghörig“ sehr gut zu laufen. Dabei würde man glauben, dass der Sommer eine schlechte Zeit ist, um Käsespätzle zu verkaufen. Stattdessen ernteten die Jungunternehmer rege Aufmerksamkeit. So haben schon zahlreiche Zeitungen über das Lokal berichtet. Sogar Bundesminister Johannes Rauch kam für eine Kostprobe vorbei, wie man auf seinem Instagram-Account sehen kann. Sein Urteil? Die „Spätzle Balls“ sind ghörig. Fotos: I. Dorfegger/BMSGPK, Christoph Rietner
«Manche Vorarlberger glauben, alles besser zu wissen. Die wollen uns erklären, dass man Spätzle gar nicht panieren könne. Die Wiener dagegen sind sehr offen. Denen gefällt die Abwechslung» Jeremy Auer

