„Das sind die Gefährlichen, oder?“

Trotz der äußerlichen Ähnlichkeit ist der American Bully eine ganz andere Rasse, als der American Staffordshire Terrier. Fotos: W&W, Shutterstock, privat
Trotz der äußerlichen Ähnlichkeit ist der American Bully eine ganz andere Rasse, als der American Staffordshire Terrier.
Fotos: W&W, Shutterstock, privat

Seit dem tragischen Angriff eines Listenhundes auf eine Joggerin im Mühlviertel bekommen ähnliche Rassen erhöhte Aufmerksamkeit. Für Dexters Herrchen Marco gleicht Gassigehen seither einem Spießrutenlauf.

„Ich werde seit dem Vorfall täglich angesprochen“, berichtet der 28-Jährige. „Wie gefährlich ist dein Hund? Muss es sein, dass man so einen Hund hat? Das sind die Gefährlichen, oder? Vor denen muss man sich jetzt fürchten!“ Bis vor dem Ereignis mit dem American Staffordshire Terrier seien die Menschen Dexter (4) – er ist ein American Bully, in Vorarlberg kein Listenhund – und seinem Herrchen noch anders begegnet. „Die meisten Leute haben ihn angegrinst. Natürlich haben viele Respekt und sind anfangs zurückhaltend, aber nach wenigen Momenten hat sich das bisher meistens aufgelöst. Jetzt habe ich oft das Gefühl, ich muss mich rechtfertigen, einfach weil wir Gassi gehen.“

„Böser Hund“

Marco ist sich bewusst, dass es Menschen gibt, denen Dexter durch seine Erscheinung Angst macht. „Sein großer Kopf, die äußerliche Ähnlichkeit mit manchen Listenhunden und seine rund 30 kg sorgen oft dafür, dass Viele Berührungsängste haben und Abstand halten. Das muss man als Hundehalter respektieren und dafür sorgen, dass man solchen Situationen möglichst aus dem Weg geht oder sie rasch auflöst. Ich verstehe aber nicht, dass wegen so einem tragischen Vorfall jetzt alle diese Hunde als „böse und gefährlich“ abgestempelt werden. Ich möchte keinesfalls etwas verharmlosen und den Angehörigen der getöteten Frau mein tief empfundenes Beileid ausdrücken“, erklärt Marco. „Diese Hunde kommen nur in die Medien, wenn etwas Schlimmes passiert. „Braver Hund in Park gesichtet“ ist wohl keinem Journalisten eine Headline wert. Diese Storys schüren aber Vorurteile gegen alle Hunde und deren Besitzer, von denen sich aktuell manche kaum noch mit ihrem Hund auf die Straße trauen.“

Ausgesetzt und abgegeben

Darin sieht Marco auch die Ursache dafür, dass aktuell in Österreich vermehrt Listenhunde in Tierheimen abgegeben oder sogar ausgesetzt werden. „Es ist traurig, dass diese Vorurteile solche Reaktionen auslösen. Wer aus so einem Anlass seinen Hund aussetzt, hätte meiner Meinung nach nie einen bekommen dürfen.“

Er habe sich damals in den Welpen Dexter verliebt. „Ich habe mich gut informiert und mir war von Anfang an klar, wie groß er wird und welche Verantwortung das mit sich bringt“, betont der Dornbirner. „Leider entschließen sich viele Leute recht unbedacht dazu, einen Hund anzuschaffen. Die Rasse ist da meiner Meinung nach nicht so ausschlaggebend, vielmehr die Erziehung und wie das Tier sozialisiert ist. Auch ein kleiner Hund kann aggressiv und bissig sein. Nur weil er aufgrund der Größe und Kraft weniger Gefahrenpotenzial bringt, ist das noch lange kein Grund, auf eine ordentliche Erziehung und Training zu verzichten. Jeder Hund kann vom Besitzer zu einer Waffe gemacht werden. Auch ein Chihuahua kann einem Kind einen Finger abbeißen. Egal wie groß und stark oder klein und süß ein Hund sein mag, man muss ihn jederzeit im Griff haben!“

«Ich verstehe nicht, dass wegen so einem tragischen Vorfall jetzt alle diese Hunde als „böse und gefährlich“ abgestempelt werden.» Marco Moosbrugger

Kein Tier ist böse. In meinen Augen gibt es sowas wie Kampfhunde oder Listenhunde nicht. Vielmehr hängt es davon, ab wie man den Hund erzieht und ob man fähig ist, ihn zu sozialisieren. Wenn sich der Hund nicht so verhält, wie er sollte, ist das in der Verantwortung des Halters und dieser sollte die Konsequenzen tragen. Kein Tier auf dieser Welt ist von Grund auf böse. Arda Akcicek (21), Kala Lounge

Kein Tier ist böse. In meinen Augen gibt es sowas wie Kampfhunde oder Listenhunde nicht. Vielmehr hängt es davon, ab wie man den Hund erzieht und ob man fähig ist, ihn zu sozialisieren. Wenn sich der Hund nicht so verhält, wie er sollte, ist das in der Verantwortung des Halters und dieser sollte die Konsequenzen tragen. Kein Tier auf dieser Welt ist von Grund auf böse. Arda Akcicek (21), Kala Lounge

Große Verantwortung. Leider hat man sich vor langer Zeit dazu entschieden, bestimmten Rassen auf eine Liste zu schreiben. Woher dieser Punkt kommt, ist mir leider nicht verständlich. In England sind Bullterrier die Familienhunde Nummer Eins – man nennt sie sogar „Nannydog“. Jeder Hund kann eine Gefahr darstellen. Nicht weil das in der Natur des Hundes liegt, sondern weil Menschen oft unterschätzen, welche Verantwortung es mit sich bringt, so ein Tier zu halten. Erziehung, Sozialisierung, regelmäßiges Vorstellen beim Tierarzt und viele weitere Dinge spielen hier eine Rolle. Jetzt anlassbezogen, damit man halt etwas gemacht hat, Maßnahmen wie Leinen- oder Maulkorbpflicht einzuführen, bringt nur bedingt etwas. Es liegt auch hier wieder in der Verantwortung des Halters, sich konsequent daran zu halten. Patricia Lins (31), ehrenamtlich für Voice for Dogs

Große Verantwortung. Leider hat man sich vor langer Zeit dazu entschieden, bestimmten Rassen auf eine Liste zu schreiben. Woher dieser Punkt kommt, ist mir leider nicht verständlich. In England sind Bullterrier die Familienhunde Nummer Eins – man nennt sie sogar „Nannydog“. Jeder Hund kann eine Gefahr darstellen. Nicht weil das in der Natur des Hundes liegt, sondern weil Menschen oft unterschätzen, welche Verantwortung es mit sich bringt, so ein Tier zu halten. Erziehung, Sozialisierung, regelmäßiges Vorstellen beim Tierarzt und viele weitere Dinge spielen hier eine Rolle. Jetzt anlassbezogen, damit man halt etwas gemacht hat, Maßnahmen wie Leinen- oder Maulkorbpflicht einzuführen, bringt nur bedingt etwas. Es liegt auch hier
wieder in der Verantwortung des
Halters, sich konsequent daran zu halten. Patricia Lins (31),
ehrenamtlich für Voice for Dogs

Zur Person: Marco MoosbruggerAlter, Wohnort: 28 Jahre, DornbirnBeruf: KI-Entwicklung für die Immobilienbranche bei der Castl AGHund: Dexter, American Bully, 4 Jahre alt, ca. 45 cm groß, rund 30 kg.

Zur Person: Marco Moosbrugger

Alter, Wohnort: 28 Jahre, Dornbirn

Beruf: KI-Entwicklung für die Immobilienbranche
bei der Castl AG

Hund: Dexter, American Bully, 4 Jahre alt,
ca. 45 cm groß, rund 30 kg.

«Ich verstehe nicht, dass wegen so einem tragischen Vorfall jetzt alle diese Hunde als „böse und gefährlich“ abgestempelt werden.» Marco Moosbrugger