„Leichtsinn hat sich gerächt“

Fotos: Shutterstock,
handout AHA, OJAD
Durch den gefährlichen TikTok Trend #onechipchallenge landeten unzählige Jugendliche im Krankenhaus und er führte sogar schon zum Tod. WANN & WO sprach mit Jugendlichen und Experten.
Bei der Mutprobe steht der sogenannte „One Chip“ im Mittelpunkt. Er sieht zwar ganz harmlos wie ein Tortilla Chip aus, doch der Verzehr kann lebensgefährlich sein. Er ist so scharf, dass ihm Handschuhe beigelegt sind, mit denen man ihn anfassen kann. Meistens handelt es sich um die Chilisorte Carolina Reaper, die schärfste Chilisorte der Welt. Sie enthält mehr als zwei Millionen Scoville (ein Wert, der die Schärfe misst). Zum Vergleich: eine Gemüsepaprika hat einen Wert zwischen eins und zehn Scoville und Peperonis haben je nach Sorte 100 bis 500 Scoville. Die Chips enthalten viel Capsaicin, das in großen Mengen der Gesundheit schaden kann.
One Chip auf TikTok
Die Verpackung, die die Form eines Sarges hat, enthält die Regeln für die Mutprobe. Nicht nur den Chip essen, sondern auch sich dabei filmen und das Video dann ins Internet stellen, gehören dazu. Außerdem soll man so lange wie möglich nichts essen oder trinken. Auf TikTok ist zu sehen, zu welchen Folgen die scharfen Chips führen. Tränende Augen, Schweißausbrüche und Erbrechen sind oftmals Teil davon. Die qualvollen Folgen halten etwa 20 Minuten an und werden von schadenfrohem Gelächter der umstehenden Personen begleitet.
Gefährliche Folgen
Gerade bei Kindern und Jugendlichen kann es nach dem Verzehr zu gesundheitlichen Problemen kommen, aber auch für Erwachsene ist es nicht ungefährlich. Neben gewöhnlichen Reaktionen auf Schärfe kann es zu Übelkeit, Erbrechen und Reizungen der Mund- und Rachenschleimhäute kommen. In schlimmeren Fällen bekommt man Atemprobleme und einen schnell steigenden Blutdruck, was zu einer Bluthochdruckkrise führen kann. In den USA starb ein 14-Jähriger nach dem Verzehr eines solchen Chips.
20 qualvolle Minuten
„Ein Kumpel hat mir ein Video geschickt, in dem zwei diesen Chip gegessen haben, und ziemlich leiden“, erzählt Tobias aus Altach. Daraufhin wollten sie das auch einmal ausprobieren und haben sich die Chips besorgt. Obwohl er nur ein kleines Stück des Chips gegessen hat, spürte er die extreme Schärfe. Etwa 20 Minuten habe er gelitten, bevor das ganze wieder nachgelassen habe. „Ich bin mit der Erwartung hineingegangen, dass das nicht so scharf sein kann. Ich dachte, die haben alle übertrieben in den Videos, die machen das nur für die Kamera. Der Leichtsinn hat sich dann gerächt“, erzählt der 19-Jährige von seinen Erfahrungen.


Tobias

„Jugendliche begeben sich in gefährliche Situationen“
Stefan Rainer, Geschäftsführer Offene Jugendarbeit Dornbirn: „Uns ist die #onechipchallenge bekannt, auch dass er in einem Automaten in Lustenau verfügbar war. Manche von unseren Jugendlichen haben es probiert und Videos gepostet. Früher ging es um den Sprung vom 10-Meter-Brett, heute wollen sie sich über diese Mutproben auf Social Media beweisen. So begeben sie sich mitunter unüberlegt in gefährliche Situationen. Wir beobachten diese Trends genau und raten auch Eltern dazu, sich zu fragen: Was sieht mein Kind im Internet?“.